Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Besonderes, weil sie sich dort vor vielen Jahren zum ersten Mal nähergekommen waren.
Doch schon einige Kilometer vor ihrem Ziel merkten sie, dass diesmal etwas anders war als sonst.
» Siehst du die Staubwolken?« Fritz runzelte die Stirn und versuchte ihren Ursprung zu entdecken. » Irgendetwas scheint da nicht zu stimmen. Normalerweise verirrt sich kein Mensch in diese gottverlassene Gegend.«
» Das sind mehrere Automobile«, meinte Jella. » Sie fahren gerade weg.«
Auch sie hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. Buschmanns Paradies kannten außer ihnen nur die Buschmänner. Sie war sich sicher, dass kein anderer Weißer es jemals entdeckt hatte. Vielleicht machten sie sich aber auch unnötige Sorgen, und die Leute waren nur zufällig dort vorübergefahren. Der Eingang zu dem kleinen Tal lag so versteckt, dass er für einen Uneingeweihten praktisch nicht zu finden war. Fritz gab Gas. Der alte Bakkie holperte über die steinige Piste, doch sein Motor war zu schwach, um die davonfahrenden Automobile noch einzuholen. Vor dem Felsmassiv stoppte Fritz den Wagen und sprang heraus. Aufgeregt untersuchte er die Spuren. Es bestand nun kein Zweifel mehr, dass die Fremden hier sogar campiert hatten. Mehrere Feuerstellen deuteten darauf hin, dass dort über zehn Menschen gewesen waren. » Was hatten die nur hier zu suchen?«, fragte er aufgebracht. Dann entdeckte er die blutigen Schleifspuren, die direkt zu dem geheimen Eingang ins Tal führten. Fassungslos fuhr er sich durch die Haare. Ihm schwante Furchtbares.
» Bleib im Auto«, befahl er Jella mit tonloser Stimme. » Wenn es stimmt, was ich befürchte, dann …« Er ließ die letzten Worte unausgesprochen und griff nach dem Gewehr auf der Rückbank. Mit großen Schritten eilte er zum Eingang des Tales. Jella spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte. Sie wollte auf keinen Fall allein im Wagen zurückbleiben. Also stieg sie ebenfalls aus und folgte Fritz.
In dem sonst so friedvollen Tal empfing sie eine gespenstische Stille, die von eisenhaltigem Blutgeruch überlagert war. Kein Vogel sang oder krächzte. Es war, als hätte der Puls des Lebens für eine Weile aufgehört zu schlagen. Selbst die Geier mieden diesen Ort des Frevels. Jella wandte den Kopf ab, als sie den ersten Kadaver erblickte. Es handelte sich um die blutigen Überreste eines abgehäuteten Bontebocks. Die Jäger hatten ganze Arbeit geleistet und nur einen von Aasfliegen übersäten Fleischklumpen übrig gelassen. Nicht weit davon lag das Kalb des Bontebocks, ebenfalls erschossen, obwohl sein Fell noch überhaupt keinen Wert besaß. Jella ballte die Hände zu Fäusten und biss sich auf die Unterlippe. Blankes Entsetzen mischte sich mit aufkeimender Wut. Wo sie auch hinsah, überall lagen die abgebalgten Kadaver von Tieren herum. Ein Zebra, ein Strauß, nicht weit davon ein toter Löwe, dem sie den Kopf und die Schwanzquaste abgetrennt hatten. Beim Kadaver zweier Nashörner, denen sie brutal mit einem Beil die Schädel zertrümmert hatten, um an die Hörner zu kommen, fand sie Fritz auf dem Boden kniend und wie ein Kind weinend.
» Was sind das nur für Menschen?«, schluchzte er verzweifelt. Jella wusste keine Antwort. Sie fasste Fritz an den Schultern, um ihn zu trösten. » Lass uns von hier fortgehen«, meinte sie schließlich mit brüchiger Stimme. » Wir können nichts mehr für die armen Tiere tun.« Fritz ballte seine Hand zu einer Faust und schlug damit auf den Boden. » Oh doch!« Seine Stimme klang immer noch verzweifelt, aber auch entschlossen. » Ich werde diese menschlichen Bestien zur Rechenschaft ziehen. Das schwöre ich!« Er richtete sich auf und nahm Jellas Hand. » Wir müssen uns beeilen. Ihre Spuren sind noch frisch. Wir werden ihnen folgen. Sie haben auf meinem Land gejagt.«
» Deinem Land?«
Fritz nickte. » Ich habe es schon zu deutscher Besatzungszeit erworben, weil ich den Ort schützen wollte. Es war spottbillig, weil die ganze Gegend bis auf Buschmanns Paradies völlig unfruchtbar ist.«
» Wie haben die Männer nur von dem Ort erfahren?«, fragte sich Jella. » Es kann nur ein Buschmann gewesen sein. Aber das ist doch unmöglich, oder?«
» Ich weiß es nicht.« Fritz zuckte bekümmert mit den Schultern. » Es ist so absurd und schrecklich, dass ich immer noch keinen klaren Gedanken fassen kann. Wichtig ist nur, dass wir diese Kerle zu fassen bekommen. Los, wir folgen ihnen!«
» Und was willst du tun, wenn du die Männer gestellt hast?« Sie zog kritisch die
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