Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
Vom Netzwerk:
Pein auf sie übersprang, weigerte sich aber, sich davon kontrollieren zu lassen. Sie musste ihn aus der Sonne bringen, sonst würden sie sich beide innerhalb weniger Sekunden vor Schmerzen auf dem Boden hin und her wälzen.
    Ohne Gedanken daran zu verschwenden, wie das Dach kaputt gegangen war, gab sie dem Kaltblüter einen Stoß und katapultierte ihn so in die einzige Ecke der Hütte, die noch nicht mit Sonnenlicht durchflutet war. Dann schnappte sie sich eine der Decken vom Boden und dichtete das Loch notdürftig ab. Sie spürte das Brennen am ganzen Körper und biss die Zähne zusammen. Obwohl sie völlig unversehrt war, konnte sie die Schmerzen spüren, als hätte man sie ihr selbst zugefügt. Doch es gab keinen Grund, lange darüber zu lamentieren. Sie hatte das schließlich gewollt, nicht wahr? Sie hatte ihre Gefühle unbedingt mit jemandem teilen wollen und nun bekam sie, was sie sich gewünscht hatte.
    Als das Loch einigermaßen dicht verschlossen war, krabbelte sie sofort zu der Ecke, in die sie den Kaltblüter gestoßen hatte.
    „Alles in Ordnung, Coal?“, fragte sie besorgt.
    Coal drehte ihr das Gesicht zu, auf dem sich bereits starke Verbrennungen gebildet hatten. Cynthia konnte am eigenen Körper spüren, welche Hautpartien von Coal betroffen waren und welche Stellen durch die Schlafdecke einigermaßen geschützt gewesen waren. Mitleid und Sorge schwappten von ihr zu ihm hinüber und sofort versuchte er, sie durch seine eigene Ruhe zu besänftigen.
    „Es geht schon“, sagte er beruhigend. „Meine Schmerzen sind nicht stärker als deine. Wenn du mir nicht einen Teil davon abnehmen würdest, könnte ich vor Qual wahrscheinlich gar nicht reden, aber dank dir ist es nicht so schlimm.“
    Besorgt strich Cynthia ihrem Gefährten das Haar aus dem Gesicht und betrachtete seine Wunden.
    „Es ist schon paradox“, stellte Cynthia fest. „Du kannst dafür sorgen, dass ein Baum aus dem Nichts Feuer fängt, aber deine Haut verbrennt trotzdem im Sonnenlicht.“
    „Ich bin nicht unverwundbar“, erinnerte Coal sie. „Ich kann zwar Feuer kontrollieren, aber das bedeutet nicht, dass es mir nichts anhaben kann. Schließlich bin ich nicht Superman.“
    Cynthia lächelte. Die Geschichte von Superman kannte er nur von ihr. Als er noch ein Mensch gewesen war, hatte es die Comics noch nicht gegeben. Und bei den Ältesten hatte er nur selten die Gelegenheit gehabt fernzusehen.
    „Wir sollten das eincremen“, sagte Cynthia und griff in einen Weidenkorb, der neben der Tür stand. Darin hatte sie allerlei Arznei gesammelt, die von den Ureinwohnern stammte. Seit sie mit Coal zusammen beschlossen hatte auf einer verlassenen Insel zu leben, waren die Ureinwohner die einzigen Menschen, die sie zu sehen bekommen hatten. Und ohne ihre Hilfe und Kooperation wäre das Überleben für sie in der Einsamkeit gar nicht möglich gewesen.
    Cynthia zauberte eine Kräutercreme aus dem Sortiment hervor und strich sie Coal behutsam auf die verwundeten Stellen. Sofort ließ der Schmerz nach und Cynthia konnte spüren, wie Coal sich entspannte. Ein Gefühl der Zuneigung für ihren liebenswerten Mann überkam sie.
    Sie hatte in ihrem Leben viele Fehler gemacht, aber mit Coal fortzugehen war das Beste gewesen, was sie je getan hatte.
    „Wie mag das Dach nur kaputt gegangen sein?“, fragte Coal nachdenklich, während er mit geschlossenen Augen Cynthias Berührungen genoss.
    Cynthia schnaubte.
    „Na, was glaubst du wohl?“, fragte sie sarkastisch. „Einen Sturm hat es in den letzten Stunden nicht gegeben. Und rate mal, wer nicht auf seinem Schlafplatz liegt.“
    Coal sah sich in der kleinen Hütte um, bis sein Blick auf dem verlassenen Bettenlager neben der Tür hängen blieb.
    „CeeCee“, sagte er halt amüsiert, halb verärgert. „Sie kann wirklich froh sein, dass sie so niedlich ist. Ansonsten hätte ich ihr längst schon mal den Hintern versohlt.“
    Cynthia lächelte breit.
    „Du?“, fragte sie neckisch. „Du würdest es doch nicht einmal wagen die Hand gegen sie zu erheben, wenn sie die gesamte Insel abfackeln würde.“
    „Sie hat deinen Charme und deine wilde Mähne“, erinnerte Coal sie. „Mehr brauchte sie nicht, um mein Herz zu erobern.“
    Cynthia beugte sich vor und gab Coal einen zärtlichen Kuss. Wie immer bewirkte die Verbindung, dass ihre Gefühle sich summierten und sofort mehr daraus hätte werden können. Doch Cynthia hielt sich bewusst zurück. Sie löste sich wieder von Coal und stich ihm noch einmal durchs

Weitere Kostenlose Bücher