Familienbande
das nur ausgedacht …“
Cynthia schnaubte amüsiert. Coal hatte recht. Den Charme und die Haarpracht hatte Celia von ihr selbst. Aber die Augen und das oft rücksichtslose und unüberlegte Verhalten hatte sie eindeutig von ihrem biologischen Vater geerbt. Simon.
Cynthia dachte nicht mehr gerne an die Nacht von Celias Zeugung zurück. Der Abend von Nirwanas Hochzeit vor sechs Jahren war für Cynthia in einem Desaster geendet. Dabei hatte doch alles so gut angefangen. Sie hatte sich nett mit Laney und Violette über die alten Zeiten unterhalten und Simon hatte ihr wenig Beachtung geschenkt.
Nach der Zeremonie jedoch hatte Simon seine schlechten Manieren vergessen und Cynthia zum Tanzen aufgefordert. Und das war der Moment gewesen, ab dem alles aus dem Ruder gelaufen war. Simon war wie verwandelt gewesen. Er hatte sich nicht mehr wie ein pubertierender Junge benommen, sondern war ihr gegenüber der perfekte Gentleman gewesen. Er hatte sie umschmeichelt und umgarnt, bis sie völlig vergessen hatte, dass es nicht Jason war, den sie da vor sich hatte, sondern Simon. Einen Abend lang hatte Cynthia den Traum gelebt, den sie ihr ganzes Leben lang schon verfolgt hatte, und war von dem Mann umschwärmt worden, den sie sich immer gewünscht hatte. Ein wundervoller Abend wurde gekrönt von einer leidenschaftlichen Liebesnacht in einem der Gästezimmer des Haupthauses. Cynthia war völlig im Liebestaumel gewesen und hatte sich der Illusion hingegeben, Simon könnte das Loch füllen, das Jason in ihrem Herzen hinterlassen hatte.
Doch dann war der nächste Morgen gekommen und damit das böse Erwachen. Als Cynthia die Augen aufschlug, war Simon bereits fort. Ohne eine Nachricht zu hinterlassen und ohne auf Wiedersehen zu sagen. Selbst wenn sie nicht seine Cousine gewesen wäre, hätte das gegen alle Sitten und Gebräuche verstoßen. So jedoch hatte er Cynthia tiefer verletzt als je ein Mann zuvor.
Tagelang war sie in ihrem Zimmer geblieben und hatte weder essen noch schlafen wollen. Bis Coal eines Abends zu ihr gekommen war und ihr seine Hand entgegengestreckt hatte. Ernst hatte er ihr in die Augen geblickt und ihr einen Vorschlag gemacht.
„Cynthia“, hatte er gesagt. „Ich weiß, dass es mir nicht zusteht Euch zu lieben. Und ich weiß auch, dass es mir nicht zusteht Euch ein solches Angebot zu machen. Aber ich kann nicht mehr ertragen zu sehen, wie Ihr leidet. Wenn Ihr wollt, dann bringe ich Euch von hier fort. Wir gehen wohin immer Ihr wollt und tun, wonach auch immer Euch der Sinn steht. Hauptsache, ich muss Euch nicht mehr weinen sehen.“
Cynthia hatte gezögert, aber dann hatte sie seine Hand ergriffen. Ihr war klar gewesen, dass Coal ein großes Risiko einging und ein Leben mit ihm mit großen Schwierigkeiten verbunden sein würde. Aber er bot ihr etwas, das kein anderer Mann ihr bis zu diesem Zeitpunkt angeboten hatte. Eine Zukunft.
Die Flucht war ihnen dank Coals Gabe problemlos geglückt und Cynthia hatte direkt die Flüchtlingslager von Alexander angesteuert. Es hatte mehrere Wochen gedauert, sie zu finden. Doch sobald sie dort angekommen waren, war alles ganz schnell gegangen. Thabea hatte sie ohne mit der Wimper zu zucken verbunden und versprochen, über die Verbindung Stillschweigen zu bewahren. Dann waren Cynthia und Coal wieder aufgebrochen, um ihren eigenen Platz in der Welt zu finden. Zu diesem Zeitpunkt hatte Cynthia jedoch keine Ahnung davon gehabt, dass sie bereits seit einigen Wochen schwanger war.
„Ich weiß auch nicht, warum ich solche Sachen mache“, stellte Celia frustriert fest. „Ich will ja gut sein. Aber manchmal kommen mir so Sachen in den Kopf. Dumme Sachen ... Und dann passieren solche Dinge, wie mit dem Mann.“
Cynthias Lächeln verschwand. In den ersten zwei Jahren hatte sie ihre Tochter voll gestillt. Das war zwar ungewöhnlich lang, ließ sich aufgrund der Umstände jedoch nicht vermeiden. Cynthia wollte dem Kind ungern früher als unbedingt notwendig Menschenblut geben. Und Kunstblut war auf der Insel nicht zu kriegen. Als das Mädchen zwei war, hatte Cynthia jedoch keine andere Wahl mehr gehabt als sie abzustillen.
Die Eingeborenen, die die Insel in regelmäßigen Abständen besuchten, waren ungewöhnlich kooperativ gewesen. Im Gegensatz zum sogenannten zivilisierten Volk waren sie sehr abergläubisch und kannten Vampire bereits aus ihren Legenden. Die Tatsache, dass eine Familie von bluttrinkenden Wesen sich in der Nähe ihrer heiligen Relikte eingenistet hatte, bedeutete
Weitere Kostenlose Bücher