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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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für sie, dass ihre Götter sie damit prüfen wollten. Ihrer Auffassung nach mussten sie Opfer bringen, um die Insel weiterhin besuchen zu dürfen. Sie brachten jedes Mal Gefäße mit frischem Blut mit, sodass Cynthia, Coal und Celia problemlos auf der Insel bleiben konnten und nicht darauf angewiesen waren, auf dem Festland Kunstblut zu besorgen. Es gab nur ein einziges Problem.
    Celia.
    Das Mädchen hatte sich noch nicht unter Kontrolle. Für gewöhnlich war das nicht weiter schlimm, da die Menschen in regelmäßigen Intervallen kamen und Cynthia ihre Tochter zu den entsprechenden Zeiten in ihrer Nähe behalten konnte. Vor einigen Wochen jedoch hatte es einen Unfall gegeben. Ein Tourist war auf die Insel gekommen. Völlig unerwartet und ohne jegliche Genehmigung. Die Insel war eigentlich Naturschutzgebiet und somit vor Menschen geschützt. Nur die Ureinwohner hatten die Sondergenehmigung, das Land zu betreten. Der Mann jedoch war gekommen, um heimlich seltene Vögel einzufangen und an Zoos zu verkaufen. Nur hatte er nicht damit gerechnet, während seiner Wilderei selbst zum Opfer zu werden.
    „Der Mensch hatte selber schuld“, sagte Cynthia überzeugt.
    Während sie früher dafür eingetreten wäre, dass jedes Lebewesen ein Recht auf Leben hatte, ging ihr inzwischen der Schutz ihrer Tochter über alles. Sie verabscheute zwar, was Celia getan hatte. Aber wenn sie die Wahl hatte, ihre Tochter zu verteufeln oder den fremden Wilderer, dann hätte sie sich jederzeit wieder für den Wilderer entschieden.
    Der Mensch war schnell und schmerzlos gestorben und Cynthia verbot sich, mehr als notwendig darüber nachzudenken. Wahrscheinlich war es sogar ganz gut so gewesen. Denn wenn Celia ihn verwandelt hätte, dann müsste Cynthia sich jetzt zusätzlich noch um einen neugeborenen Kaltblüter kümmern, der sich plötzlich in einen Wilden verwandeln könnte. Daran hatte sie keinerlei Interesse.
    „Dieser Mensch war dumm“, sagte Cynthia noch einmal. „Statt den Schutzraum der Tiere zu akzeptieren, wollte er sie einfangen und mit ihrem Verkauf Geld verdienen. Das war falsch. Das bedeutet aber trotzdem nicht, dass es richtig war, was du getan hast.“
    Celia sah betroffen zu Boden.
    „Tut mir leid, Mami. Ich … Ich machʼs auch bestimmt nie wieder.“
    Cynthia war sich unsicher, ob ihre Tochter dazu imstande sein würde, ihr Versprechen zu halten. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie Laney darauf reagiert hatte, nachdem sie Kathleen gebissen hatte. Jasons Tochter war von sich selbst angeekelt gewesen und hatte sich fortan geweigert Menschenblut zu trinken. CeeCee hingegen schien einfach nur ein schlechtes Gewissen zu haben, weil sie erwischt worden war. Sie wollte ihrer Mutter keinen Kummer bereiten, hatte aber nicht wirklich ein Problem damit, einen Menschen auf dem Gewissen zu haben. Ähnlich war es bei der Geschichte mit dem kaputten Dach. Celia war einfach zu unbedacht und zu selbstfixiert. Cynthia hoffte zwar, dass das nur eine Phase war, konnte sich dessen aber nicht sicher sein.
    „CeeCee“, sagte Cynthia eindringlich. „Du weißt, was richtig und was falsch ist, meine Kleine. Und egal, wie stark deine Triebe sein mögen … Du hast immer die Wahl. Immer. Hör mehr auf deinen Verstand und weniger auf deine Gelüste. Ansonsten wirst du deinen Vater, mich und auch dich selber noch in große Schwierigkeiten bringen.“
    Cynthia hatte ihrer Tochter nie gesagt, dass sie nicht wirklich Coals Tochter war, und vermutete auch, dass das Mädchen für eine solche Information noch zu jung war. Wie sollte eine Fünfjährige verstehen, dass der Mann, den sie seit ihrer Geburt als Vater ansah, gar nicht ihr Vater war? Nein. Das wollte sie ihr nicht antun. Zumindest noch nicht. Früher oder später würde es sich wahrscheinlich nicht mehr verhindern lassen sie aufzuklären.
    „Ist gut, Mami“, lenkte Celia ein. „Sollen wir wieder nach Hause gehen?“
    „Ja. Willst du dich bei deinem Vater entschuldigen?“
    Celia sah ihre Mutter einen Moment irritiert an und zuckte dann mit den Schultern.
    „Das kann ich auch machen“, gab sie zu. „Aber vor allem habe ich Hunger.“

Kapitel 14
    Barcelona
    Barcelona war wunderschön. Die Häuser, die Theater und die Skulpturen waren eine interessante Mischung aus historischen Bauwerken und moderner Architektur. Vor allem die Gebäude von Gaudí waren überaus skurril und auf verwirrende Weise faszinierend. Wäre Darrek aus einem anderen Anlass gekommen, dann hätte er mit Sicherheit

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