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Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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Miene verschränkte Mo die Arme vor der Brust und ließ sich mein Angebot durch den Kopf gehen. »Okay, ein fairer Handel«, erklärte sie sich schließlich einverstanden.
    »Du solltest trotzdem nicht allein hingehen«, mischte sich José ein. »Nachts ist der Retiro keine sichere Gegend.«
    »Ich schaff das.«
    »Ich komm trotzdem mit.« José rutschte vom Barhocker und leerte sein Glas im Stehen. »Ich werde in der Nähe warten, bis du mit ihr gesprochen hast.«
    »Und mich lasst ihr einfach zurück?«
    »Natürlich nicht! Du darfst uns hinfahren und wartest dann im Wagen auf uns. Du weißt ja, wie schwierig es um die Uhrzeit ist, in der Gegend rund um den Park ein Taxi zu finden.«
    »Con mucho gusto! Und wohin darf ich die Señores hinterher kutschieren? Zu den Nutten an der Calle de la Luna oder doch lieber ins Casino?«
    »Mo, jetzt stell dich nicht so an!«
    Mónica verzog das Gesicht, sagte aber nichts mehr. Auch so war ihr deutlich anzusehen, wie wenig ihr die zugewiesene Rolle zusagte.
    »Wir müssen uns beeilen!«, ermahnte ich José, während wir auf eine der nördlichen Pforten des Retiros zuhasteten. Die Wohnhäuser auf der anderen Seite der achtspurigen Autostraße lagen größtenteils im Dunkeln, die Strecke selbst wurde um diese Zeit kaum noch befahren. Nur hin und wieder streiften die Scheinwerfer eines vorbeibrausenden Wagens den mannshohen Zaun, der die Parkanlage gegen den Gehsteig hin abgrenzte.
    Fahles Mondlicht beleuchtete die beiden Säulen aus hellem Stein, die den – verglichen mit anderen Portalen des Parks geradezu schlichten – Eingang markierten, das schmiedeeiserne Tor stand weit offen.
    Als Erstes passierten wir eine gepflegte Rasenfläche, die von Blumenrabatten gesäumt wurde, gleich danach folgte ein Brunnen mit kunstvoller Fontäne. Von dort führte der Weg schnurgerade in die nächtliche Anlage hinein. Eine unheimliche Stille herrschte unter den hohen Bäumen, außer dem Geräusch unserer Schritte auf dem asphaltierten Sträßchen war kaum was zu hören. Vereinzelt brannten Laternen am Wegrand und wiesen uns die Richtung.
    Schon von Weitem war zwischen den Stämmen eine kreisrunde, im Mondschein hell leuchtende Kiesfläche auszumachen. Man hatte dort in regelmäßigen Abständen junge Bäumchen gepflanzt, in der Mitte erhob sich ein Pavillon mit hellem Sockel, das japanisch anmutende Dach wurde von filigranen Säulen aus Schmiedeeisen gestützt.
    »Hier müssen wir durch«, keuchte José und berührte mich am Arm.
    Als wir den Kreis durchquerten, fielen mir ein paar Burschen auf, die auf der Treppe zum Pavillon saßen und lachten. Sie ließen eine Flasche herumgehen, süßlich riechende Rauchschwaden zogen aus ihrer Richtung zu uns herüber. Mit einem Mal verspürte ich das Verlangen nach einer Zigarette. Nach dem Gespräch mit Schwester Alma würde ich mir einen Glimmstängel gönnen. Beziehungsweise einen bei José schnorren.
    Bei nächtlichen Lichtverhältnissen sah die Casa de Vacas mit ihrer lachsfarbenen Fassade und den verschnörkelten Verzierungen wie eine gigantische Torte mit Schlagsahnehäubchen aus.
    Schwester Alma war nirgends zu sehen. Suchend umrundeten wir das Gebäude, doch von der Nonne keine Spur. Dabei war es Punkt halb zwölf.
    »Wo bleibt sie bloß?«
    »In Spanien kommt kein Mensch pünktlich zu einer Verabredung, entspann dich«, beruhigte mich José und streckte mir ein zerknittertes Zigarettenpäckchen entgegen, als hätte er meine Gedanken gelesen. Dankend griff ich zu und genoss den Nikotinkick nach dem ersten Zug.
    Wir setzten uns vor der Casa de Vacas auf das steinerne Geländer, das in einem halbrunden Bogen am Rand der Terrasse verlief.
    »Ohnehin eine merkwürdige Zeit für eine alte Frau, um sich im Park zu verabreden«, brummte José.
    »Ich glaube, sie wollte ganz sicher sein, dass ihr niemand nachspürt. Vorhin machte sie einen ziemlich verängstigten Eindruck, als ich versucht habe, mit ihr über Sánchez zu reden. Sie befürchtete, belauscht zu werden.«
    »Klingt nach Verfolgungswahn. Andererseits würde ich diesen Ordensschwestern auch nicht über den Weg trauen, nach allem, was sie angerichtet haben.«
    »Vielleicht haben sie Alma tatsächlich abgefangen?« Ich zog an meiner Zigarette und sah dem Rauch hinterher, wie er sich in den Baumwipfeln auflöste. Die Jugendlichen hatten den Pavillon verlassen und standen jetzt schwatzend auf dem hell schimmernden Platz.
    »Mal angenommen, eine dieser Nonnen hat sie beim Hinausgehen im

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