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Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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schließen.«
    »Und wo hätten Sie sie diesmal wieder eröffnet?«
    Sánchez lächelte überlegen. »In Südamerika. Da hätte uns diese Fotze niemals gefunden.«
    Womit er zweifelsfrei recht hatte. Eine verschwiegene Klinik mit diskreter Kundschaft in einer Millionenstadt wie Buenos Aires, Caracas oder São Paulo. Mo hätte ihn nie im Leben ausfindig gemacht und er und seine Handlanger hätten ungehindert weitere Mütter ins Unglück gestürzt. Ganz abgesehen davon, dass dort mehr Armut herrschte als in Europa und entsprechend kein Mangel an möglichen Opfern bestand. Die süßen kleinen Latinos hätten auf dem illegalen Adoptionsmarkt sicherlich reißenden Absatz gefunden.
    Dieser Mann war uneinsichtig und gemeingefährlich, jemand musste ihn stoppen und endgültig aus dem Verkehr ziehen. Aber erst wenn ich mit ihm fertig war.
    »Zurück zu Grüninger.«
    Verzweifelt breitete Sánchez die dürren Arme aus. »Er hat Sie angelogen! Er selbst hat alles mitgehen lassen. Weil er genau wusste, dass ich ihn sonst mit den Informationen, die in den Akten standen, in der Hand gehabt hätte. Und ich war so wütend auf ihn, ich hätte keine Sekunde gezögert, davon Gebrauch zu machen.« Röchelnd rang er nach Atem.
    »Aber Ihr Name stand doch mit drin?«
    »Nicht mehr, wenn ich die ganzen Ordner der Polizei übergeben hätte.«
    »Sie hätten alles auf Grüninger abgewälzt? Doch jetzt hat sich das Blatt gewendet, nicht?«
    Sánchez starrte mit trübem Blick auf seine Knie, bevor er antwortete: »Ich habe ihn suchen lassen, doch die Spur endete in einer Vierzimmerwohnung in Bern. Das Apartment war komplett eingerichtet und der Kaufvertrag lief auf seinen neuen Namen, Tschanz, das war verhältnismäßig leicht rauszufinden gewesen. Doch Grüninger war wie vom Erdboden verschluckt. Meine Männer observierten das Haus tagelang, ohne Erfolg. Schließlich gab ich auf.«
    Von nun an war ich also auf der Jagd nach Tschanz alias Doktor Grüninger, der in Bern eine Wohnung besaß. Ich glaubte Sánchez, dass er nicht mehr im Besitz der Unterlagen war, jetzt galt es, zu meiner eigenen Sicherheit einen geordneten Rückzug einzuleiten.
    »Grüninger lebt, es geht ihm gut. Sehr gut«, behauptete ich dreist. »Er lässt Sie freundlich grüßen.«
    »Wo steckt dieser Hijo de Puta? «, krächzte Sánchez mit heiserer Stimme.
    »Ich verrate es Ihnen, sobald ich draußen bin. An einem Stück und ohne ein einziges gekrümmtes Härchen.«
    »Dafür garantiere ich.«
    Da war er wieder, dieser verschlagene Gesichtsausdruck. Einen kurzen Moment lang hatte ich tatsächlich geglaubt, er würde auf meinen naiven Tauschhandel einsteigen. Nun, da ich wusste, wo er sich versteckt hielt, war ich eine ernstzunehmende Bedrohung für ihn, das war mir durchaus bewusst. Ohne schweres Geschütz aufzufahren, kam ich hier nicht heil raus.
    Kurz entschlossen griff ich zum Klingelknopf auf dem Tisch, zerrte das Kabel aus dem Stecker in der Wand und fesselte damit seine Hände. Dann riss ich den linken Ärmel meines Hemdes ab, zerknüllte ihn und stopfte ihn dem aufbegehrenden Sánchez in den Mund.
    »Hasta luego« , verabschiedete ich mich von dem alten Mann. »Sie können sich gleich auf noch mehr Besuch freuen.«
    Vor Wut zappelnd stieß er einen Schwall unartikulierter Laute aus. Ungerührt ließ ich Sánchez in der Bibliothek zurück und schloss die Tür von außen ab. Den Schlüssel schob ich unter den Läufer. Ich konnte nicht riskieren, dass ihn jemand befreite, bevor die Polizei eintraf. Er war schon einmal binnen kürzester Zeit verschwunden.
    Als ich auf die Glastür zuging, die auf den Laubengang hinausführte, schreckte ich zurück. Die mollige Krankenschwester hatte wohl Pause und sich in ein wenig schmeichelhaftes Badekleid gezwängt. Viel schlimmer war jedoch, dass sie gerade im Begriff war, auf der Grünfläche vor dem Angestelltenhäuschen einen Liegestuhl aufzuklappen. Zwar trug sie Kopfhörer, doch nie im Leben wäre ich unbemerkt an ihr vorbeigekommen. Mir blieb nur der Rückzug durch das Haus.
    Vorsichtig horchte auf etwaige Geräusche, doch alles war still. Dann schlich ich den Korridor entlang Richtung Ausgang und hoffte, dass tatsächlich nur der Koch und die Pflegerin mit der Aufsicht des Arztes betraut waren. Als ich das Entree durchquerte, blieb mein Blick an einer Packung Zigaretten hängen, die ich durch die angelehnte Küchentür auf einem Tisch entdeckte. Ich hielt inne und rang sekundenlang mit meiner plötzlich aufflammenden Lust

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