Family Affairs - Verbotenes Verlangen
Seymour?“
Paige klang eisig, Victor hingegen verzog keine Miene.
„Wenn Sie sich den Schuh anziehen wollen.“
„Sie mieser, kleiner …“
„Aber, aber, Ms. Turner“, unterbrach er tadelnd. „Beruhigen Sie sich. Nicht, dass noch die Gäule mit Ihnen durchgehen. Ich bin Züchter, kein Rodeoreiter.“
„Glauben Sie mir, auf meinem Sattel würden Sie keine drei Sekunden sitzen bleiben“, fauchte sie heißblütig. „Ich würde Sie abwerfen, ehe Ihr Hintern auch nur in die Nähe des Leders kommt.“
Victors Lächeln wurde so rätselhaft wie das der Sphinx.
„Glauben Sie?“
Er klang plötzlich unglaublich sanft, seine Worte waren kaum mehr als ein Streicheln tief in seiner Kehle, und Chloe fühlte sich wie ein Eindringling, während sie dem Schlagabtausch der beiden beiwohnte. Auch Ross schien sich nun nicht mehr wohl in seiner Haut zu fühlen, hielt sich jedoch zurück. Victor hingegen machte einen äußerst wachen Eindruck, während ein feines Lächeln seinen Zügen einen herben Hauch von Schönheit verlieh.
„Vielleicht reizt es Sie ja einfach nur, meine Peitsche zu spüren. Es gibt Frauen, die es durchaus genießen, wenn sie beherrscht werden.“
Paige warf arrogant den Kopf zurück und fixierte mit zusammengekniffenen Augen sein Gesicht. Ein intensives Wechselspiel. Keiner wollte nachgeben, keiner war bereit, sich eine Blöße zu geben. So wie Chloe die beiden einschätzte, würden sie noch bis zum nächsten Morgen hier rumstehen und ihre Kräfte messen. Da die Unterhaltung noch dazu in eine Richtung zu kippen drohte, die die Grenzen des hiesigen Anstands um ein Vielfaches überschritt, griff Chloe beschwichtigend ein und machte diesem verbalen Schlagabtausch ein Ende.
„Ich glaube, wir sollten uns nun langsam auf den Weg machen, was denken Sie, Ross?“
Der hatte mittlerweile sein Lächeln wiedergefunden und ein dickes Grinsen auf dem Gesicht. Abwechselnd sprang sein Blick zu Victor und dann wieder zu seiner erbost dreinblickenden Tochter.
„Sie haben wie immer recht, meine liebe Chloe.“ Schadenfreude beherrschte die Symmetrie seiner ebenmäßigen Gesichtszüge. „Sagen Sie, Victor, wollen Sie uns nicht Gesellschaft leisten?“ Er linste zu seiner Tochter, die anfing, heftig mit dem Kopf zu schütteln und ein flehendes „Nein“ mit den rot geschminkten Lippen formte. Ross ignorierte das und bedachte Victor mit einem abwartenden Blick, doch der lehnte dankend ab.
„Tut mir leid, aber ich bin bereits mit meinem Bruder verabredet.“
Ross wirkte ehrlich betrübt, Paige maßlos erleichtert.
„Schade, ich schätze die Gesellschaft von Menschen, die kein Blatt vor den Mund nehmen. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege noch. Ich mag England, nur leider ist es nicht so einfach, ein Haus zu finden, das mir zusagt.“
Victor lächelte leicht.
„Luxuriöse Immobilien auf dem Land sind rar gesät, es könnte eine Weile dauern, ehe Sie das Passende gefunden haben.“
Turner nickte, das Gesicht leicht unwillig verzogen.
„Ja, die Suche ist ziemlich langwierig, was leider an mir liegt und nicht an meiner entzückenden Maklerin.“
Er zwinkerte Chloe freundlich zu, die prompt errötete.
„Wenn ich nicht bald aus diesem Hotel rauskomme, werde ich noch wahnsinnig“, setzte er hinzu. „Seit fast zwei Monaten bin ich nun schon hier, und der Krach und die mangelnde Privatsphäre gehen mir fürchterlich auf die Nerven. Obwohl ich die Annehmlichkeiten der Stadt durchaus zu schätzen weiß, hasse ich es, direkt darin zu wohnen. Alles, was ich mir wünsche, ist ein wenig Ruhe.“
Victors Miene wurde nachdenklich, gleich darauf hellte sie sich auf.
„Nun, da könnte ich Abhilfe schaffen.“
Chloe schwante Böses.
„Ich selber bin im Besitz eines Landsitzes außerhalb von London. Er wird oft für Ausstellungen genutzt, da Unterhalt und Instandhaltung des Gebäudes Unsummen verschlingen. Auf diese Weise finanziert sich Seymour Manor sozusagen selbst, auch indem ich den Westflügel ab und an vermiete. Der Gästetrakt des Hauses ist komplett von meinen Privaträumen getrennt, und wir würden uns nicht in die Quere kommen. Ihre Privatsphäre wäre also gewahrt. Sollten Sie Interesse haben, rufen Sie mich an.“
„Das hat er nicht“, rief Paige mit Panik in der Stimme. „Er hat kein Interesse.“
Victor verzog maliziös den Mund, während er ihre lebhafte Mimik betrachtete, und biss sich dabei von innen auf die Unterlippe. Eine bestürzend sinnliche Geste, die so unerwartet kam, dass selbst
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