Family Job
Aschenbecher ab. »Drogenschmuggler, Dealer.« Er schloss die Augen. Öffnete sie wieder. Seine Wimpern waren feucht. »Das ist doch langweilig«, sagte er.
»Überhaupt nicht«, sagte Park. »Erzähl weiter, bitte.«
Martin drückte seine Zigarette aus, nahm die andere und zerdrückte sie ebenfalls. »Dad war ’n Alki.« Er zupfte an dem Etikett auf seiner Bierflasche. Löste eine Ecke. »Wurde schlimmer mit dem Alter. Und spielsüchtig war er auch noch. Und das wurde schlimmer, wenn er betrunken war.« Er riss einen Streifen vom Etikett. »Am Ende hatte er Riesenschulden. Und dann, als ob nicht schon alles beschissen genug gewesen wäre, machte er was echt Bescheuertes.« Er zerknüllte das Etikett in den Fingern und schnippte es in den Aschenbecher.Traf vorbei.Er hob es auf und warf es hinein. »Er hat seine Arbeitgeber ausgenommen, die Dealer.«
»Ist natürlich aufgeflogen«, sagte Effie. »Dann haben sie ein Exempel an ihm statuiert. Sie haben ihn in den Almondell Country Park gebracht. Kennst du den?«
Park nickte. Er wusste, wo das war. War allerdings noch nie dazu gekommen, mal hinzugehen.
»Ist ja egal, wo«, sagte Martin. »Für Dad wenigstens. Mitten in der Nacht. Die Hände auf den Rücken gefesselt. Hätte überall sein können, wo’s still war.« Er ließ den Kopf sinken. Effie streichelte ihn im Nacken, bis er wieder hochschaute. »Er hatte die Augen verbunden. Hat das Messer überhaupt nicht gesehen.«
Oh, Scheiße. Park fühlte das Blut aus seinem Kopf weichen, als hätte jemand hinten in seinem Schädel ein dickes Loch rausgeschaufelt. »Sie haben ihn abgestochen?«
Martin blickte schmerzerfüllt drein, als hätte man ihn erstochen. »Geschnitten«, sagte er. »Sie haben ihm …«
Park legte die Hand an die Kehle. Sie fühlte sich unversehrt an. Er hustete.
Martin dachte, er wollte etwas andeuten. Schüttelte den Kopf. »Den Kopf abgeschnitten.«
»Mann«, sagte Park und war froh, dass er saß. Er beugte sich vor und steckte den Kopf zwischen die Knie.
»Die Hände auch.«
»Grundgütiger.« Parks Finger krümmten sich der Handfläche entgegen, als er sich vorstellte, wie Stahl durch das Stacheldraht-Tattoo an seinem Handgelenk schnitt. Sein Blickfeld wurde schwarz an den Rändern, aber er kämpfte dagegen an, blieb bei Bewusstsein.
»Geht’s dir gut, Dad?«
Er blinzelte heftig. Schweißtropfen traten in seine Augenwinkel.
»Dad?«
»Tut mir leid«, sagte er. »Ja, ja, gleich ist mir wieder gut.« Er behielt den Kopf unten und sagte: »Aber warum, Scheiße noch mal, haben sie das gemacht, Martin?«
»Ich schätze, sie hatten geplant, die Teile loszuwerden. Den Kopf wegwerfen. Die Hände wegwerfen. Den Körper unkenntlich machen. Doch sie sind dabei gestört worden und abgehauen. Und haben Dad liegen gelassen.«
»Mann«, sagte Park. »Das ist ja …« Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er konzentrierte sich aufs Atmen.
»Dad?«
»Mir geht’s gut, verdammt, Effie.« Er schlug ihre Hand weg.
»Ich glaube«,sagte Martin,»Dad wollte das Geld nehmen und abhauen. Sonst hätte er ja seine Schulden bezahlt.«
»Das wär zu auffällig gewesen«, sagte Effie. »Es fehlt Geld. Die Schulden von deinem Dad sind gezahlt. Da braucht man kein Genie zu sein, um zwei und zwei zusammenzuzählen.«
»Das haben wir uns auch gedacht«, erwiderte Martin. »Und zwischen Dad und Mum stand’s nicht so toll.«
»Weil er so runtergekommen war?«, fragte Park.
»Das. Und manchmal hat er sie misshandelt. Na ja, oft, um ehrlich zu sein. Sie hätte nichts dagegen gehabt, wenn er gegangen wäre.«
»Trotzdem.« Park fühlte sich schon fast wieder stabil. »Er war dein Dad.« Er traute sich, sich aufzurichten. Es dauerte einen Moment, bis er sich sicher war, aber er schien es überwunden zu haben. Gut. Wollte nicht noch mal vor Martin umkippen. »Niemand verdient es, so zu enden.«
Martin schaute ihn an. »Er war kein toller Vater, aber stimmt, ehrlich gesagt, fehlt er mir.«
Sie schwiegen eine Weile. Dann sagte Park: »Ich hoffe, die Schweine haben dafür bezahlt.«
»Welche Schweine?«
»Die ihn umgebracht haben.«
Martin stieß die Luft durch die Nase aus. »Die laufen immer noch frei rum.«
»Sind sie schon wieder draußen?«
Martin hielt den Atem an. Dann: »Sie waren nie drin.«
Park ließ die Antwort sacken. »Die Mörder sind nie geschnappt worden?«, fragte er.
»Tut mir leid«, sagte Martin. »Ich kann jetzt nicht reden …« Er stand auf, legte die Hand auf die Stirn und ging
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