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Family Job

Family Job

Titel: Family Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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seiner Kanone auf sie.
    Sie ließ ihre Hände vom Armaturenbrett sinken.
    »Wo ist Jordan?«
    Sie sagte kein Wort.
    »Du betest am besten, dass er hier ist, und zwar unverletzt.«
    Sie hörte ein Scharren hinten im Kombi. Savage hörte es auch. Er blickte in Richtung des Geräuschs, als sein Sohn sich über der Trennwand hinter den Sitzen nach oben in Sicht wand. Jordan quiekte durch das Klebeband über seinem Mund.
    Savage senkte seine Waffe, und sie wusste, dass sie jetzt eine Chance hatte, den Motor anzulassen und das Gaspedal durchzutreten. Aber sie konnte nicht. Selbst wenn sie es schaffte, Savage beim Starten durch die offene Tür zuschleudern, konnte sie Martin nicht hierlassen. Er war angeschossen worden. Er brauchte sie. Sie musste bleiben.
    Sie starrte Savage an, der wieder die Knarre hob.
    »Bind ihn los«, sagte er.
    Sie drehte sich um, das Knie auf dem Sitz, und streckte eine Hand nach Jordan aus. Er jaulte auf und zog den Kopf zurück.
    »Na los«, sagte Savage. »Ist schon gut, Jordan.«
    Aber der Kleine wollte nicht näher rankommen.Sie beugte sich über die Trennwand und packte ihn am Kinn, bevor er wieder entwischte. »Beweg dich nicht, verdammt«, flüsterte sie. Sie ließ los, und er rührte sich nicht. Sie pfriemelte an der oberen Ecke seines zugeklebten Mundes und kramte mit der anderen Hand nach der Werkzeugtasche in der Hoffnung, die Finger um eine Waffe zu schließen.
    Urplötzlich fiel Jordan um wie ein Stein. Ihre Finger wurden auf den Boden gequetscht, dass sie schreien musste. Der kleine Saukerl kniete auf ihrer Hand. Dem Blick in seinem Gesicht nach zu urteilen, drückte er so fest zu, wie er konnte.
    Sie wollte ihre Hand zurückziehen, aber sie bewegte sich nicht. Versuchte es erneut und spürte, dass etwas nachgab. Beim dritten Mal hatte sie Glück. Ihre Hand kam frei, pochte in der Mitte.
    »Dir kann man nicht trauen«, sagte Savage, jetzt im Kombi, und zog sie zurück. »Ich hätt’s wissen müssen. Steig aus.«
    Sie drehte sich um und öffnete die Tür. Sie versuchte, das Zittern, das ihren Körper überlief, in den Griff zu kriegen. Sie stieg aus.
    »Weiter«, sagte er. »Geh ein paar Schritte.«
    Sie tat es.
    »Hinknien«, sagte Savage.
    Das machte sie nicht.
    »Ich warn dich«, sagte er. »Ich hab nicht viel Geduld.Und wir haben nicht viel Zeit. Jemand könnte den Schuss gehört haben. Wenn wir viel Glück haben, hält man’s für ’nen Wilderer und belässt es dabei. Aber jemand könnte auch die Polizei rufen. Du kannst die sogar noch weniger brauchen als ich. Also beweg dich, verdammt noch mal.«
    Sie ließ sich auf die Knie sinken. Spürte, wie sich winzige Steinchen in ihre Kniescheiben bohrten.
    »Hände hinter den Kopf«, befahl Savage.
    Sie tat wie geheißen.
    »Und beweg dich bloß nicht.«
    Sie drehte den Kopf, aber nicht um ihn anzuschauen, sondern um zu sehen, wo Martin auf der anderen Seite des Kombis lag.
    Savage bemerkte es. »Augen geradeaus«, sagte er.
    Sie hatte Martins Bein erspäht, den unteren Teil vom Schienbein bis zum Fuß. Keine Bewegung. Was allerdings nicht hieß, dass sie das Schlimmste befürchten musste.
    »Tja«, sagte Savage. »Dein Freund ist tot. Und wenn du dich nicht benimmst, bist du’s auch bald.«
    Martin war tot? Das glaubte sie nicht. Sie glaubte nicht, dass sie sich so leer gefühlt hätte, wenn es stimmen würde. Sie hatte gesehen, wie auf ihn geschossen wurde, wie er zu Boden fiel, aber das hieß noch nicht, dass er es nicht überlebt hatte. Sie hatte mal von einer Geisel gehört, der Terroristen aus kürzester Distanz in den Kopf geschossen hatten. Die Geisel hatte überlebt. Martin konnte auch überlebt haben. Sie wusste nicht, wo er angeschossen war. Aber es war möglich, dass er einfach dalag und sich tot stellte. Das hätte sie jedenfalls an seiner Stelle getan.
    Sie hielt den Blick starr geradeaus gerichtet. Rührte keinen Muskel. Bis auf ihren Magen, der sich zusammenkrampfte, wie sie es noch nie erlebt hatte. Es war, als würde ein Nagetier in ihr herumkriechen und ab und zu anhalten, um an ihren Eingeweiden zu knabbern.
    »Es ist alles gut, Jordan.« Tränen strömten übers Gesicht von Tommys Sohn.Er drohte zu ersticken. Krampfte. »Das kann jetzt wehtun.« Tommy langte durch die Lücke zwischen den Sitzen und riss Jordan das Band vom Mund.
    »Dad?«, sagte Jordan. »Dad?«
    »Scheiße, tut mir leid, Kleiner.« Er nahm die Polizeimütze ab, zog die Skimaske runter. »Ich bin’s, ja. Behalt die Schlampe da draußen im

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