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Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten.

Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten.

Titel: Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Janus
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Gänge. Dazwischen erkannte ich einzelne Personen, die sich in Aussehen und Aufwändigkeit der Kleidung individuell vom Fußvolk abhoben, vermutlich Würdenträger und hohe Staatsbeamte.
    In dem umgebenden Park dagegen wandelten die Toten, und sie waren ausnahmslos nackt. Während ich neben Charon zum Palasteingang schritt, blickte ich mit Schaudern auf die unzähligen, bleichen Gestalten, die stumm hin und her gingen oder sich in Gruppen geheimnisvoll vor und zurück wiegten; und alle hatten dabei diesen teilnahmslosen Gesichtsausdruck.
    »Was tun sie, warum bewegen sie sich so merkwürdig?«, fragte ich meinen Begleiter.
    »Sie tanzen«, erklärte Charon lapidar. »Normalerweise irren sie ziellos im Asphodeliengrund umher oder gehen irgendwelchen imaginären Beschäftigungen nach. Heute aber hat Fürst Hades Geburtstag. Deshalb dürfen sie hier im Park tanzen. Es macht ihnen Freude, auch wenn man es ihnen nicht ansieht.«
    »Ich sehe nur Männer – wo sind die Frauen?«
    »Ein paar Meilen von hier residiert die Fürstin Persephone, rein formal die Gattin von Hades. Ihr unterstehen die Mitarbeiterinnen, und sie organisiert die Betreuung der weiblichen Toten.«
    Es war ziemlich verrückt, aber irgendwie gefiel es mir, dass man in der Unterwelt schwul sein durfte oder sogar sollte.
    Wir hatten das breite Glasportal erreicht. An beiden Seiten waren mehrere stattliche, mit Lanzen bewaffnete Wächter postiert. Sie trugen antike Bronzehelme mit reichlichem, schwarzem Federschmuck, fein ziselierte Brustpanzer, kurze, plissierte, doppelt gegürtete Waffenröcke und dazu bis zum Knie geschnürte, goldfarbene Sandalen.
    Wir durchschritten das Portal. Die Wächter ließen mich ungehindert passieren, ganz offensichtlich nur aus Respekt vor Charon. Er schien überhaupt eine recht hochrangige Stellung zu bekleiden, denn alle grüßten ihn devot, besonders die in verschiedenen Grau- und Silbertönen herausgeputzten Würdenträger und Verwaltungsbeamten. Während wir uns also durch das Gedränge kämpften und mehrere Freitreppen hinaufgingen, Charon huldvoll nach links und rechts nickend, ich in einer Stimmung zwischen aberwitziger Zuversicht und angstvollem Grausen, gab Charon mir noch einige Verhaltensmaßregeln.
    »Unser Fürst ist etwas exzentrisch. Erzürnen Sie ihn also nicht! Er allein entscheidet, ob unser kleines Experiment stattfinden darf oder nicht.«
    »Womit würde man ihn ‘erzürnen’, wie Sie sagen?«
    »Auf jeden Fall mit Rechthaberei. Seien Sie nicht unterwürfig, das kann er nicht leiden, aber seien Sie auch nicht zu stolz.«
    Ich seufzte. »Ist er mit Geschenken zu bestechen? Ich habe meine beste Armbanduhr dabei. Wenn man sie aufklappt, kann man sie als Smartphone benutzen und hat drahtlosen Internetanschluss.«
    »Bloß nicht! Er liebt moderne Architektur mit allem Komfort, auch Luxusautos, aber er hasst Computer und Handys. Er scheucht unsere Bürger als Boten mit wichtigen Nachrichten hin und her wie weiland die Inkafürsten. Das einzige Zugeständnis ist die elektronische Überwachung der Zufahrten, und dafür hat er seine Leute, das macht er natürlich nicht selbst. Aber jetzt still!«
    Wir betraten einen hohen Saal, über den sich die größte gläserne Kuppel spannte, die ich je gesehen hatte. Glänzende, schräg gestellte Stahlpfeiler trugen die Konstruktion. Hunderte von raffiniert angeordneten Scheinwerfern beleuchteten den Raum so, dass interessante Schattenwürfe mit überraschenden Lichtreflexen abwechselten. Durch die gläsernen Wände hatte man einen atemberaubenden Ausblick auf den illuminierten Park und die endlose Ebene des Asphodeliengrundes. Auch der Fußboden des Saales bestand aus Glas, aus undurchsichtigem, schwarz und silbern schillerndem Opalglas. Auf hochmodernen Edelstahlgestellen waren überall großvolumige Glasvasen verteilt, die vor frischen, duftenden weißen Lilien überquollen.
    Nur der Thron des Fürsten stand ganz im Gegensatz zu den futuristischen Räumlichkeiten: Hades ruhte, seitlich auf den Ellbogen gestützt wie im Altertum bei Festen und Gelagen üblich, auf einem klassisch-altgriechischen Lager zwischen schneeweißen Kissen. Er war ganz und gar nackt. Um das Ruhebett herum saßen mehrere ausgesucht hübsche Jünglinge, allesamt schwarzhaarig und ebenfalls völlig unbekleidet. Hades gegenüber lagerten zwei weitere Männer auf antiken Chaiselongues. Einer von ihnen trug einen wallenden Vollbart, neben ihm lehnte ein Dreizack. Der andere hatte einen gepflegten,

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