Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten.

Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten.

Titel: Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Janus
Vom Netzwerk:
man erkennt Sie nicht, nur weil Sie Ihr Haar mit Schlamm bedeckt haben?«, erkundigte sich der Fremde amüsiert. »Steigen Sie auf! Ich bringe Sie zum Palast.«
    Ohne zu antworten duckte ich mich und schnellte ruckartig vorwärts, auf Manuel zu.
    Ihr kriegt mich nicht!, durchzuckte es mich wild. Nur über meine Leiche! Und die wollt ihr erst in siebzig Jahren!
    Ich vernahm erneut Huftrappeln, und gerade, als ich meinen Geliebten fast erreicht hatte, fühlte ich mich unsanft hochgehoben und bäuchlings über die Kruppe des blauen Pferdes geschleudert. Im selben Moment fiel das Tier in schnellen Galopp.
    »Manuel!«, schrie ich. »Manolo! Ich bin es, Otto, dein Ottolito! Hörst du mich?«
    Doch Manuel reagierte nicht, denn er hatte mich noch nicht gesehen, und er konnte mich nicht hören. Eben schwenkte er noch einmal elegant den unsichtbaren Pinsel. Dann entschwand er aus meinem Blickfeld.
    »Lassen Sie mich los, Sie verdammter Idiot!«, fluchte ich laut, zappelte und trat um mich, doch eine unerklärliche Kraft hielt mich fest auf die Pferdekruppe gedrückt. Der Reiter lachte nur. »Ich werde mich bei Fürst Hades beschweren über Sie!«, brüllte ich in schäumender Wut und in völliger Verkennung meiner Lage.
    »Oh, Hades ist ein sehr guter Freund von mir«, gab der schmucke Unbekannte zur Antwort.
    »Dass ich nicht lache!«, wütete ich weiter. »Sie waren noch nicht einmal zu seinem Geburtstag eingeladen!«
    Der Fremde lachte herzhaft auf.
    »Nein, zum Glück! Ich bin froh, wenn ich seine langweilige Verwandtschaft nicht sehen muss, diesen vertrottelten Zeus und den senilen Poseidon.«
    »Wie reden Sie über … über –« Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich begann, meine eigenen Peiniger zu verteidigen, und dass ich mich aus der Ungewissheit dieser Entführung heraus nach dem wenigstens ein bisschen vertrauten Glaspalast des Hades und nach dem freundlichen Minikos sehnte. Ich schwieg.
    Nach wenigen Minuten erreichten wir tatsächlich einen Palast, jedoch nicht den architektonischen Stahl-Glas-Exzess von Hades, sondern ein gänzlich anderes Gebäude. Ähnlich einem französischen Renaissanceschloss erhob es sich hell beleuchtet aus der Ebene, geschmückt mit unzähligen Erkern und Türmchen, verzierten Schornsteinen, Balkons, Treppen und Fensterbögen. Vor dem Schloss war ein kleines Gartenparterre angelegt mit einem frisch sprudelnden, künstlichen Wasserfall. Steinerne Jünglinge und nackte, muskulöse Marmormänner säumten die Anlage.
    Diener in schwarzroten, längs gestreiften Anzügen eilten herbei und hielten das ungebärdige blaue Ross fest, das immer wieder auszubrechen versuchte. Der prachtvoll gekleidete Reiter stieg ab, hob mich einfach vom Pferd und trug mich – seine Kräfte waren unglaublich – in das Schloss hinein. Dabei pfiff er fröhlich.
    Ich wurde durch stuckverzierte Flure in einen großen, mit farbigen Gobelins prächtig ausgestatteten Raum gebracht. Überall tummelten sich die schwarzrot gewandeten Diener. Kerzen brannten zu Hunderten in kristallenen Leuchtern und verbreiteten ein warmes, strahlendes Licht.
    In der Mitte des Saals stand ein riesiges Bett, bezogen mit grüner Seide und verziert mit goldenen Tressen und Quasten. Auf diesem Bett räkelte sich ein junger Mann in einem schwarzen, eng geschnittenen Samtanzug. Das Gewand war über und über mit Schlitzen versehen, durch die hellvioletter Futterstoff blitzte. Über der Schrittgegend wölbte sich eine weit vorspringende, ebenfalls violette Braguette, eine Schamkapsel, wie sie im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert üblich war.
    »Da bist du ja endlich wieder«, säuselte der Jüngling und strich sich dabei über den lilafarbenen Hosenlatz, unter dem sich etwas aufzubäumen schien.
    »Steh auf, Hypnos!«, sagte mein Bezwinger munter. »Wir haben einen Gast. Versüßen wir ihm den Aufenthalt, so gut es geht!«
    »Dann kann er mir gleich einen blasen«, seufzte der mit Hypnos Angeredete. »Ich bin schon seit einer halben Stunde steif wie Zeus in Ganymeds Arsch, und du warst nicht da, mein lieber Thanatos.«
    Ich horchte auf. Thanatos, Schlafes Bruder – der Tod? Ungläubig betrachtete ich den prunkvollen Reiter genauer. Dessen Gesicht sah blühend und jung aus, nicht alterslos wie das von Hades. Hypnos, der Schlaf, war bezaubernd hübsch, doch sein Bruder Thanatos überstrahlte in seiner erlesenen Schönheit alles bisher Gesehene. Selbst Hades hätte neben ihm nur noch gut aussehend gewirkt.
    Thanatos’ edles Antlitz

Weitere Kostenlose Bücher