Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten.
Wenn er erst wieder oben auf der Erde wäre, würde er richtig lebendig werden, ganz bestimmt! Es musste einfach so sein!
Ich beugte mich weit aus dem Sattel und packte Manuel rasch an dessen kaltem Arm. Wie ich meinen größeren und schwereren Liebsten allerdings heraufheben sollte, wusste ich nicht. Doch da wirbelte der Körper schon wie von selbst auf die blaue Pferdekruppe und lag dort wie festgeklebt, ganz so wie ich selbst vor kurzem. Ich begriff, dass ich auf einer Art Zauberpferd saß, das Thanatos den Transport von Leuten – tot oder lebendig – ohne große Anstrengung ermöglichte.
Der Hengst drehte sich im Kreis. Ich war ratlos, in welche Richtung ich ihn wenden sollte. Dann sah ich weiter hinten den kreisförmigen Lichtschimmer der Entladestation, an der ich mit Charon zuerst ausgestiegen war. Ich hatte keine Zeit, lange über Wege und Straßen nachzudenken. Energisch trieb ich das Pferd geradewegs darauf zu. Trotz der doppelten Last sprang es leichtfüßig über die wellige Ebene.
Tatsächlich kam ich an der ringförmigen Leichenhalle vorbei und jagte den Hengst hin zur jetzt schemenhaft sichtbaren Brücke über den Styx. Ich wagte nicht, nach rückwärts zu schauen. Ab und zu fühlte ich mit einer Hand, ob mein eroberter Geliebter noch da war, ob dessen kalter Körper noch auf der Pferdekruppe lag.
Die Hufe des Blauen klapperten endlich im Galopp über die Brücke. Jetzt, jetzt! Gleich geschafft! Nur noch dieser Bastard von Köter! Aber der müsste Angst haben, so ein großes Pferd anzugreifen – er würde sich ducken wie ein Hase!
Gerade hatten wir das Ende der Brücke passiert, da hörte ich das Aufheulen eines Motors. Entsetzt sah ich mich nun doch um – und erkannte, beinahe schon neben uns, das Luxusleichenauto von Charon.
In panischer Angst verriss ich die Zügel. Der blaue Hengst bäumte sich auf und warf mich ab. Ich blieb mit einem Fuß im Steigbügel hängen und wurde ein kleines Stück mitgeschleift. Mit letzter Anstrengung konnte ich ein herabbaumelndes Bein von Manuel packen. Der nackte, kühle Körper meines Geliebten glitt vom Pferd, fiel auf meinen Bauch und presste mich fest an den Boden. Mein Fuß rutschte aus dem Bügel. Der Hengst – glücklich frei von allen Lasten – trabte in einem Bogen den Weg zurück zum Asphodeliengrund.
Aus, alles aus!
Charons Wagen hielt. Dicht dahinter sah ich einen großen, schwarzen Rolls-Royce heranfahren. Und von vorn sprang mir blitzartig die blutige Vernichtung an die Kehle: Der Höllenhund schoss auf mich zu! Bruchteile von Sekunden lang sah ich die Zähne in den geifernden drei Rachen aufblitzen, die sich gleich gierig in meinen Hals graben würden. Ich kniff die Lider zusammen. Aus, alles aus!
»Aus!«, hörte ich Charons energische Stimme. »Platz, Kerberos! Troll dich!«
Das rasselnde Hecheln der Bestie verklang. Beklommen öffnete ich die Augen. Manuel lag immer noch quer über meinem Leib.
Charon stand über uns gebeugt.
»Bei Zeus! Sie halten uns in Atem, Herr Ulsson!«, meinte er leicht entnervt. »Beinahe wäre es zu spät gewesen!« Er reichte mir die Hand hin.
Ich nahm sie nicht. Ich umklammerte Manuels Körper.
»Ich will nicht zurück«, hauchte ich. »Ich will hier bleiben. Ich will von Ihren Hunden zerrissen werden oder sonst was. Ich gebe Manuel nicht mehr her. Nie mehr!«
»Ja, ja, schon gut«, seufzte Charon ungeduldig. »Aber stehen Sie wenigstens auf!«
Neben uns bremste der schwarz glänzende Rolls-Royce. Die Scheiben glitten hinab. Hades höchstpersönlich, in seinem maßgeschneiderten Tuchanzug, beugte sich aus dem Fond.
»Sie haben Ihre drei Proben mit Auszeichnung bestanden«, sagte er, und wieder einmal lächelte er bezaubernd.
»Drei Proben?«, wiederholte ich verständnislos, während ich immer noch halb unter Manuel begraben lag.
»Darf ich Ihnen Minikos, meinen persönlichen Adjutanten für diffizile Sonderaufgaben, vorstellen?«, erwiderte Hades schmunzelnd und wies auf seinen Chauffeur. »Aber ich glaube, Sie kennen ihn schon ganz gut.«
»Du?«, brachte ich nur ächzend heraus.
»Hallo!« Minikos winkte mir fröhlich zu. »Wird nun leider doch nichts mehr mit uns beiden. Aber du warst wirklich süß!«
Ich blies die Atemluft prustend durch die Lippen vor Verblüffung. Da trappelten wieder einmal Hufe, viele Pferdehufe.
Thanatos saß auf einem blauen Hengst hoch aufragend vor mir. Ein reiterloses, ziemlich verschwitztes Ross hielt er eingefangen am Zügel, und neben ihm saß Hypnos auf
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