Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten.
untergegangen.
»Sparen wir noch das Öl«, brummte Tonio und ging durch den dichten Baumbestand weiter vorwärts.
Ein leises Rauschen drang an mein Ohr.
»Was ist das für ein Geräusch?«, fragte ich. »Gibt es hier denn einen Fluss?«
»Eine Höhle«, sagte Tonio. »Ein unterirdisches Wasser.«
»Eine Höhle?«
»Sì! Eine Nebenhöhle von große Grotte von Castellana.«
Das Rauschen wurde lauter, während wir über den unebenen Boden weiterliefen.
»Aber wie kann man das Wasserrauschen so deutlich hören, wenn es unterirdisch ist?«, erkundigte ich mich. Zwischen den dichten Baumkronen hing nun tiefe Dämmerung.
»Weil es eine Öffnung gibt hier«, erklärte Tonio kurz und nahm mir die Lampe ab. Auf einmal fasste er mich hart am Arm und trat mit dem Fuß in meine Kniekehlen, dass ich halb zusammenbrach. Er drehte mir die Arme grob auf den Rücken und versuchte, mich zu einer kleinen, farnüberwucherten Bodensenke zu schleifen. Mächtig bäumte ich mich auf und trat wütend um mich. Tonio, der mit einer solch wilden Gegenwehr wohl kaum gerechnet hatte, ächzte und musste für einen Augenblick meine Handgelenke loslassen. Mit der Energie des Seedrachens hob ich einen eichenen Ast, den ich zufällig zu fassen bekam, vom Waldboden auf und ließ ihn auf den Schädel des Angreifers niedersausen. Tonio brach zusammen.
Eiseskälte überfiel mich plötzlich. Was hatte dieser Kerl mit meinem Wanja gemacht? Mit dem Liebsten, das ich auf der Welt hatte?
Rasend vor Angst sprang ich zu der Senke – und wäre ums Haar hinabgerutscht über eine unter dem Farn verborgene Felskante. Hastig zündete ich die Petroleumlampe an, legte mich auf den Bauch und leuchtete durch die Öffnung in die finstere Höhlung hinunter.
»Wanja!« , brüllte ich. »Waanjaa!« Und als ich nichts außer dem Wasserrauschen wahrnahm, schrie ich noch einmal in tiefster Verzweiflung: »Wanja! Ich bin es, Erik!«
Da hörte ich undeutlich einen kaum vernehmbaren Aufschrei, beinahe ein Aufjauchzen, und sah im schwachen, flackernden Lampenschein unten auf dem Höhlenboden, zwischen bleich aufschimmernden Tropfsteingebilden, eine Gestalt schemenhaft sich bewegen, einen Menschen, schlank und süß und vertraut, und er winkte und ruderte wie wild mit den Armen.
»Ich hole dich raus!«, schrie ich in die Höhle hinein. »Ich suche einen langen Ast! Vielleicht kannst du den errei-«
Ich spürte plötzlich einen Stoß von hinten. In Sekundenbruchteilen stürzte ich zum Höhlenboden hinab, hatte nicht einmal Zeit zum Schreien.
Halb betäubt hob ich den Kopf. Ich bewegte mich behutsam, erst die Arme, dann die Beine. Sämtliche Knochen schienen heil geblieben zu sein. Da umschloss mich ein zitternder Wanja, ein verzweifelt-seliges Bündel von Todesfurcht und Himmelsglück, klammerte sich an mich in der Finsternis und ließ mich nicht mehr los.
»Erik!«, flüsterte er kaum hörbar im Rauschen des unterirdischen Wasserlaufs. »Du bist da! Wie bist du hergekommen? Ein Wunder! Du bist da … du bist da …«
Ich hielt ihn fest umschlungen. Nur mühsam konnte ich mich aus meiner schockähnlichen Erstarrung lösen.
»Wanja! Mein Wanja! Was ist bloß passiert? Das ist wie ein schrecklicher Traum. Warum bist du hier unten?«
»Tonio«, begann Wanja stockend. »Er … er hat mich hier hinuntergestoßen!«
»Mich wohl auch! Ist er wahnsinnig?«
»Ich weiß nicht. Er – es war so furchtbar …« Wanjas Stimme versagte.
»Ruhig, ganz ruhig, mein lieber, süßer Wanja! Wir schaffen das. Wir sind jetzt zusammen. Wir leben beide. Irgendwie werden wir hier herauskommen. Sei ganz ruhig!«
»Du weißt ja nicht … Er hat …«
»Was hat er? Komm, komm! Ganz ruhig! Es ist so verdammt dunkel hier. Setzt dich auf meinen Schoß, dann bist du ganz dicht bei mir, dann spüren wir uns gegenseitig.«
»Er hat mich … begleitet, er wollte auch nach Putignano, hat er gesagt … und durch den Wald wollte er gehen, weil es da kühler ist. Und dann wollte er etwas ausruhen. Wir saßen und redeten. Und plötzlich hat er mir die Arme auf den Rücken gedreht … und mir die Hosen mit einem Messer aufgeschlitzt … von hinten … es ging ganz schnell. Und dann … hat er –« Wanja krallte sich an mir fest, dass ich die Fingernägel durch das Hemd in meinem Rücken spürte.
Das Schlänglein schlüpfte durch die Spalte – im Handumdrehen ward es zur riesigen Schlange – fest wand sich ihr Leib um den armen Cannolora – ihr Schwanz fuhr durch den Eisenring …
» Das
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