Fantastisches Grün (German Edition)
Fährmann. Jener Mann, der die Verantwortung für die Müllkatastrophe und damit letztendlich auch für den Krieg trägt.“ Ich verstand nicht so recht, konnte mich aber an ein Gespräch mit der Herzogin erinnern, wo sie etwas von einer Fähre erwähnt hatte.
„Und was ... hat das mit mir zu tun?“
„Ich glaube, dass du eine der Rebellinnen bist, die sie in die Finger bekommen haben. Du wurdest vermutlich vom Fährmann entdeckt, unter Drogen gesetzt und zur Strafe in jenem Land ausgesetzt, dem du eigentlich helfen wolltest. Jemanden in Kriegszeiten im Feindesgebiet abzusetzen, kommt jedoch einem Todesurteil gleich. Er wollte dich loswerden wie seinen Müll und sich selbst dabei nicht die Hände schmutzig machen. Berrrnd und mir erscheint das als die wahrscheinlichste Variante.“ Diese Möglichkeit faszinierte mich und machte mich stolz, obwohl ja noch lange nicht sicher war, dass ich wirklich eine Kämpferin für Recht und Ordnung war. Trotzdem gefiel es mir ... und es klang so anders als das öde Leben hier, wo ich entweder in Arbeit oder Fadesse versank.
„Und was ist diese ominöse Fähre eigentlich? Ist es wirklich nur eine Art Schiff oder wie muss ich mir das vorstellen?“ Diese Frage entsprang einer Eingebung, denn im Prinzip hätte klar sein müssen, was eine Fähre war. Ein Fluss, ein Seil und eine Plattform, die von einem Ufer zum anderen gezogen wurde. Das schien ich sogar ohne größeren Erinnerungsschub zu wissen. Darrrers Augen aber blitzten interessiert auf.
„Gute Frage. Vermutlich die beste bisher.“ Er lächelte, aber ich war mir nicht sicher, warum er genau diese Frage so gut fand. Zudem streichelte sein Daumen immer noch über meinen Handrücken und er war eindeutig näher gerückt. Seine körperliche Nähe machte mir immer mehr zu schaffen und er schien es zu bemerken, wenngleich er an seiner Handlung nichts veränderte. Mistkerl.
„Es ist kein Grenzfluss im üblichen Sinn. Es ist auch keine Fähre im üblichen Sinn.“ Er lächelte noch breiter. „Wir reden hier von völlig verschiedenen Welten, Zeiten und Dimensionen. Was glaubst du denn was ich für ein Prinz bin?“ Die Frage verwunderte mich, aber mir fiel durchaus etwas dazu ein.
„Oh, sag jetzt nicht du bist der Fürst der Finsternis“, scherzte ich, aber nur weil ich völlig durcheinander war. In all den Wochen und Monaten hatte ich mich langsam damit abgefunden, dass ich eine Ausländerin war und nur einen Fluss überqueren musste, um in mein Heimatland zu kommen und dann sollte es mit anderen Welten und Dimensionen zu tun haben? Gut, Kobolde waren seltsam. Yetis auch. Nachdenklich wickelte ich eine Locke um meine Finger. Darrrer lachte leise.
„Herr der Finsternis. Sehr gut. Nein, das bin ich nicht. Aber ich bin kein menschliches Wesen, meine Liebe.“ Meine Augen gingen auf wie kleine Bällchen aus Hefeteig und Darrrer grinste noch breiter. „Ich bin ein Elf.“
„Du bist ein ... was?“ Komischer Weise dachte ich an jemanden namens Gandalf, was ich mir gar nicht erklären konnte, denn ich kannte niemanden mit diesem Namen.
„Ein Elf also“, sagte ich laut, um mich von meinem seltsamen Quergedanken abzulenken. „Ja, klar! Daher die eigentümlichen Backenknochen, das rote Haar und die perfekte Haut ohne Sommersprossen. Deshalb auch das Fehlen von Körperbehaarung. Oh, Entschuldigung, das wollte ich gar nicht sagen.“ Nun hatte er ganz große Augen bekommen.
„Was weißt du über meine Körperbehaarung?“, fragte er und wusste offenbar nicht, ob er empört oder belustigt sein sollte. Interessiert war er auf jeden Fall, während ich rot wurde und zu stottern begann. Wie oft hatte ich ihn mir wohl nackt vorgestellt und völlig unbehaart, hm? Zwei Küsse und du wirst richtig zum Luder, lachte die fremde Stimme in meinem Kopf. So richtig zum Gähnen, ätzte sie weiter und ich verbot ihr mit einem grimmigen Gedanken jeden weiteren Kommentar.
„Deine – äh – Unterarme haben keine Behaarung und da dachte ich ...“
„Was dachtest du?“, fragte er nach und kam so nahe, dass sein Mund fast den meinen berührte. Seine Frage war auch eindeutig anzüglicher Natur, was mein Gesicht noch eine
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