Farben der Liebe
Betonklotz ins Gesicht geschlagen. Ganz langsam kroch mir wieder die Hitze in die Wangen. Aber Sven verzog keine Miene, hielt mir einfach nur die Nummer hin.
„Ich hab schon im ersten Moment gesehen, dass Phil auf dich steht. Er hat gesagt, dass ich dir die Nummer geben soll, sobald ich sehe, dass du Interesse zeigst.“
Jetzt drehte er sich langsam zu mir herum und grinste mich breit an. „Und? Wie war‘s?“
Wir beide wussten ziemlich genau, was er damit meinte. Wieder kroch mir die Hitze in die Wangen, ohne zu zögern, schnappte ich nach dem Zettel.
„Toll …“ Die ganze Zeit über starrte ich auf die Nummer. Das Herz platzte mir bald aus der Brust, ich war sogar dermaßen neben der Spur, dass unsere Koffer mindestens drei Mal an mir vorbei zogen.
„Ich geh mal für Königstiger.“ Wir hievten das Gepäck vom Band und stellten es vor uns auf dem Boden ab. Sven ließ seine Sachen bei mir stehen und verzog sich Richtung Toilette.
Das war doch die Gelegenheit, oder? Wäre es blöd, ihn jetzt anzurufen? Seltsam, wie etwas, dass sich so weit weg angefühlt hatte, jetzt so greifbar nah war. Völlig überrumpelt geriet ich also ins Grübeln. So lange hatte ich ihm hinterher getrauert, bereut, dass ich mich nicht von ihm verabschiedet hatte und nun war sie da, die ultimative Gelegenheit. Sollte sie ungenutzt bleiben?
Vielleicht wäre es okay mal abzuchecken, ob die Nummer überhaupt richtig war. Einmal anklingeln und auflegen. Meine Nummer kannte er ohnehin nicht und würde auch sicher nichts ahnen. Okay, also nur Probeklingeln!
Woher kam der Kerl eigentlich?
Oh, es klingelte!
Mein Herz schlug schneller und schneller. Gleich würde es mir bestimmt aus der Brust platzen. Mist, das sollte doch nur ein Probeklingeln sein, warum ertönte immer noch das Freizeichen? Schnell auflegen! Schnell!
Ein Kratzen war zu hören, dann ertönte Philips grinsende Stimme. „Deni?“
Das Lächeln, das sich langsam meiner Lippen bemächtigte, konnte gar nicht noch breiter werden.
„Ich bin‘s.“ Ironisch, nicht wahr?
Pink ist nicht dasselbe wie rosa
Pink
von Chris P. Rolls
Im Treppenhaus des mehrstöckigen Altbaus im Hamburger Studentenviertel roch es nach gebratenem Fisch und frischer Farbe. Irgendwo sang jemand laut und schief. Gelächter ertönte von einem der Hinterhofbalkone.
Lärm war immer ein Teil des bunten Lebens in diesem Haus. Besonders am frühen Freitagabend nahm daher niemand, der meist studentischen Bewohner, Anstoß an dem Geräusch einer zufallenden Tür und dem hastigen Klacken von Absätzen auf den Treppenstufen.
„Ricky!“
Die Stimme erklang dumpf hinter der Tür, die gleich danach aufgerissen wurde und kaum weniger leise ins Schloss fiel.
„Ricky! Nun warte doch mal!“
Der junge Mann in der engen Jeans mit strassbesetztem Gürtel, weißen Halbstiefeln und hellgelbem Hemd, der die Stufen hinabeilte, wandte nicht einmal den Kopf. Eher beschleunigten sich seine Schritte noch mehr. Sein schmales Gesicht war grimmig, der Mund zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Schwarzer Kajal betonte seine grünen Augen, in den Ohren glitzerten diverse Ohrringe und die hellbraunen kurzen Haare mit helleren Spitzen waren sorgfältig gestylt. Seine schlanken Finger, allesamt beringt und die Fingernägel sorgfältig regenbogenfarben lackiert, sausten nur so über das hölzerne Treppengeländer.
„Mann, Ricky!“ Etwas langsamer folgte ihm ein junger Mann, dessen Gesicht kantig, mit dem Ansatz von Bartstoppeln war, die unzureichend zahlreiche Aknenarben verdeckten. Seine weite Jeans hing ihm locker von den Hüften, der weit geschnittene Hintern fast in den Kniekehlen. Er trug ein schwarzes, einfaches T-Shirt mit einer Jeansjacke darüber, und seine kurzen, schwarzen Haare wirkten unordentlich.
Ricky hatte das unterste Stockwerk erreicht und verschwand durch die Tür auf die Straße. Er blieb einen Moment stehen, legte den Kopf in den Nacken und atmete tief durch die Nase ein. Die Tür hinter ihm ging auf und sein Freund Tom trat auf die Straße. Augenblicklich setzte Ricky seinen Weg fort und ging so schnell es ihm seine Stiefel mit Absätzen möglich machten auf die Bushaltestelle zu, die in 200 Metern Entfernung mit Leuchtreklame für H&M Mode warb.
„Kannst du mal stehen bleiben?“ Genervt verdrehte Tom die Augen und bemühte sich unauffällig und cool seinem Freund dennoch in derselben Geschwindigkeit zu folgen.
„Ich will den Bus nicht verpassen“, warf ihm Ricky über die
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