Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
zuckte unter der Steifheit seiner Beine zusammen. Er folgte Asch zur Reling.
Die Kriegsvögel waren inzwischen so nahe, dass Nico die geschwungenen Rümpfe unter den Ballons erkennen konnte. Die Schiffe waren doppelt so groß wie die Falke , und jedes hatte eine doppelte Reihe von Schießscharten. Das erste befand sich nun unmittelbar hinter ihnen und verfolgte sie. Das andere war noch vor ihnen und wendete gerade, um den Feind abzufangen. Dabei wurde das Bild einer großen roten Handfläche an der Seite des Ballons sichtbar.
»Warum fliehen wir nicht?«, rief Nico. Er sah die Reichssoldaten, die sich an der Reling des herannahenden Schiffes aufgereiht hatten. »Wir sollten mit dem Wind westwärts fliegen und ihnen davonsegeln.«
»Der Käpt’n ist ein gerissener Kerl. Vermutlich lauert ein weiterer Kriegsvogel westlich von uns. Normalerweise treten sie immer zu dritt auf. Diese beiden versuchen uns auf den dritten zuzutreiben.«
»Also lassen wir sie einfach näher kommen?«
»Jedes Mal, wenn wir kreuzen, werden wir langsamer. Das Schiff hinter uns könnte zu nahe an uns herankommen. Es ist besser, wenn wir wenden und an ihm vorbeifliegen, während es sein eigenes Wendemanöver durchführt.«
»Das klingt nach gar keinem Plan.«
»Es ist der bestmögliche Plan. So würde ich es unter den gegebenen Umständen machen. Der Käpt’n hat die Schnelligkeit auf seiner Seite, denn die Falke ist ein geschwindes Schiff. Er wird versuchen, uns eine Bresche zu schlagen.«
Nun endlich brach Graber das Schweigen auf Deck.
»Macht euch bereit«, brüllte er, als der Anführer der Kriegsvögel ihren Kurs kreuzte. Die Männer duckten sich und suchten Schutz.
Die feindlichen Kanonen feuerten und zerschmetterten den Tag mit wirbelnden Ausbrüchen von Rauch und Feuer entlang der Seite ihres Schiffes.
»Runter«, knurrte Asch. Der alte Mann zog ihn auf das Deck, gerade als ein Teil der Reling ganz in ihrer Nähe zu Splittern zerschossen wurde. Etwas Dunkles und Wirbelndes brauste über ihre Köpfe hinweg.
Nico keuchte auf; der Lärm der Kanonen hatte ihn vorübergehend taub gemacht. Er bedeckte den Kopf mit den Armen. Rufe, die keinen Sinn zu haben schienen, hallten durch den Aufruhr. Über ihm ertönte zunächst ein Krachen, dann das Knirschen von Holz und schließlich ein gedämpfter Aufschlag. Er stellte fest, dass er plötzlich unter einem schweren Gewicht begraben lag.
»Junge!«
Hände zerrten an seiner Kleidung. Er schaute auf und sah, wie Asch ihn unter der niedergestürzten Takelage hervorzog. Nico trat mit den Füßen aus, bis er wieder frei war.
»Mein Schwert! Hol mein Schwert aus der Kabine. Schnell!«, rief ihm der alte Mann zu.
Asch sprang auf die Beine und stieß Nico auf die Treppe zu. Nico schlitterte sie auf dem Rücken hinunter. Als er am Boden ausrutschte, sah er, dass es Blut war, das das Deck so glitschig gemacht hatte. Rechts neben ihm lag ein toter Luftschiffer mit platt gequetschtem Kopf. Nico wich rasch von ihm zurück, starrte aber weiterhin auf
diesen scheußlichen Anblick. Verschmiertes Haar und Knochensplitter klebten rot auf der zerfetzten Haut. Eine graue Masse, bei der es sich nur um … Gütige Erēs, das muss das Gehirn sein . Nicos Beine übernahmen das Kommando. Gebückt hastete er über das Deck und sprang über Männer, die zum Schutz vor dem feindlichen Feuer flach auf den Planken lagen, und wich anderen aus, die auf die herabgefallene Takelage zustürzten. Er warf einen Blick über die Schulter. Der Kriegsvogel drehte sich und wollte offenbar an ihrer Backbordseite längsgehen.
»Ihr dreckigen Bastarde!«, rief Graber vom Achterdeck aus. Er hielt die Reling gepackt, während er beobachtete, wie das Schiff um sie herum flog.
Die Falke bockte unter Nicos Füßen. Rauch floss über das Dollbord, als sie ihre eigenen Kanonen abfeuerte, deren Zahl traurig gering war, wie es jetzt schien. Ketten und Schutt wurden gegen Ballon und Schiffskörper des Feindes geschleudert. Nico hustete und wischte sich die Augen. Gewehrfeuer knatterte durch den Aufruhr. Vor ihm geriet ein Luftschiffer ins Taumeln, ein Ausdruck der Verwunderung lag auf seinem totenbleichen Gesicht, als er über die Reling ins Bodenlose kippte. Ein anderer, ein dürrer Junge, weinte hemmungslos.
Die Treppe nach unten zu den Kabinen kam in Sicht. Etwas Heißes schoss an Nicos Kopf vorbei. Weitere Holzsplitter brachen aus der Reling. Er sprang auf die Treppe zu, rollte sich mit der Schulter ab und glitt und stürzte
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