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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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»Als ihr nicht rangegangen seid, habe ich das Schloss umprogrammiert, sodass es dachte, euer Zimmer wäre mein Zimmer, und bin reingekommen.«
    »Du hast uns also nicht bloß zum Spaß geweckt?«, brummte ich. Rasende Kopfschmerzen erfüllten die Leere, die mein unterbrochener REM-Schlaf hinterlassen hatte.
    »Machst du Witze? Ihr beiden schlaft bewaffnet. Ich hänge an meinen vier Gliedmaßen und meinem Kopf.« Buffy, die die gereizte Atmosphäre im Zimmer überhaupt nicht zu bemerken schien, schaltete den Wandterminal ein und zog ihre ausklappbare Tastatur hervor. »Ich schätze, ihr habt die Früchte des gestrigen Tages noch nicht gesehen, was?«
    »Wir haben nichts außer den Innenseiten unserer Augenlider gesehen«, sagte Shaun. Er machte keinen Hehl aus seiner Verärgerung, die durch Buffys Achtlosigkeit noch angestachelt wurde. »Wie spät ist es?«
    »Beinahe Mittag«, sagte Buffy. Der Startbildschirm des Hotels erschien, und sie tippte eine Verbindung zu einem unserer eigenen Server-Relays ein. Das Logo von Nach dem Jüngsten Tag erfüllte den Monitor und wurde kurz darauf von dem schwarz-weißen Gitterwerk unserer geschützten Mitarbeiterseite ersetzt. »Ich habe euch um die sechs Stunden lang schlafen lassen, Leute.«
    Stöhnend griff ich nach dem Telefon. »Ich ruf jetzt erst mal den Zimmerservice an, damit sie mir drei Liter Cola bringen, vorher kann ich nicht weiterreden.«
    »Bestell gleich Kaffee mit«, sagte Shaun. »Eine ganze Kanne.«
    »Für mich Tee«, sagte Buffy. Das Monitorbild veränderte sich erneut, als sie ein Fenster aufzog, das unseren Datenverkehr beim Internet-Quotendienst anzeigte. Dort misst man Servertraffic, Einzelzugriffe, die Zahl der verbundenen Benutzer und einen ganzen Haufen anderer Faktoren, die alle zusammen einen endgültigen und unantastbaren Wert ergeben: Unseren Marktanteil. Die Ansicht ist farbcodiert: grün, wenn man in den oberen fünfzig Prozent ist, weiß für neunundvierzig bis zehn, gelb für neun bis fünf und rot für vier und besser.
    Die Zahl ganz oben im Bild, die in hellem, triumphierenden Rot leuchtete, lautete 2,3.
    Mir fiel das Telefon aus der Hand.
    Shaun gewann als Erster die Fassung wieder, vielleicht, weil er schon wacher war als ich. »Hat man uns gehackt?«
    »Nein.« Buffy schüttelte den Kopf und grinste dabei bis über beide Ohren. »Was ihr da seht, ist die ungelogene, unveränderte, unzensierte Quotendienst-Einstufung unseres Traffics innerhalb der vergangenen zwölf Stunden. Wenn man Pornos, Musikdownloads und Filmwerbeseiten rausrechnet, sind wir in den Top Zwei.«
    Diese drei Seitentypen machen den Hauptteil des Internet-Datenverkehrs aus – der Rest schwimmt sozusagen bloß mit. Ich erhob mich unsicher und trat an den Monitor, um ihn zu berühren. Die Zahl blieb gleich.
    »Shaun … «
    »Ja?«
    »Du schuldest mir zwanzig Kröten.«
    »Ja.«
    Ich drehte mich zu Buffy um und fragte: »Wie?«
    »Kriege ich eine Gehaltserhöhung, wenn ich sage, dass es an der Bildbearbeitung liegt?«
    »Nein«, sagten Shaun und ich gleichzeitig.
    »Hab ich auch nicht erwartet, aber man kann’s ja mal versuchen.« Immer noch strahlend setzte Buffy sich auf die Bettkante. »Ich habe während beider Attacken die ganze Zeit über saubere Bilder von einem halben Dutzend Kameras gekriegt. Kommentare dazu gab es nicht, weil sich jemand unbedingt freiwillig zum Aufräumen melden musste … «
    »Nicht, dass ich Zeit zum Kommentieren gehabt hätte, wenn ich durch die Dekontamination gegangen wäre, ohne vorher zu helfen«, sagte ich trocken und wandte mich wieder dem Telefon zu. Ob wir nun unglaubliche Quoten hatten oder nicht, ich musste diese Kopfschmerzen zur Strecke bringen, bevor sie sich häuslich einrichteten, und das bedeutete, dass ich etwas mit Koffein brauchte, um die Schmerztabletten runterzuspülen. »Du weißt, dass ich danach immer völlig erledigt bin.«
    »Kinkerlitzchen«, meinte Buffy. »Ich habe drei Handlungsstränge gebastelt – einer bleibt so dicht wie möglich beim Ausbruch am Tor, einer am Zaun, und einer findet bei euch beiden statt.«
    Ich schaute sie an, während ich darauf wartete, dass der Zimmerservice ranging. »Wie viel von unseren Dialogen hast du empfangen?«
    Buffy strahlte. »Alles.«
    »Das erklärt einen Teil des Quotenanstiegs«, sagte Shaun trocken. »Wir kriegen immer eine kurze Spitze, wenn du in einem öffentlichen Beitrag sagst, dass du mich hasst.«
    »Nur, weil es wahr ist«, sagte ich und unterdrückte ein Stöhnen.

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