Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
fort, nicht wahr?"
"Ja." Sie nickte.
"Und was mache ich?" fragte er niedergeschmettert.
"Ihr übt Euren Schwertkampf. Und eines Tages werdet Ihr einer Frau ein sehr guter Mann sein."
"Doch nicht Euch."
"Doch nicht mir", stimmte sie ihm zu und erhob sich. "Lebt wohl, Christinel von Aunet." Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging sie in den Wohnwagen hinein, den sie sich mit Ionela teilte. Später, wenn der Junge fort war, würde sie ihre restlichen Sachen hinein holen.
* * *
Eliza konnte sich noch sehr gut an die Stelle erinnern, an der sie Chris nach Dhalias Verschwinden angetroffen hatte. Zielgerichtet wie ein Pfeil hielt sie darauf zu. Doch kurz bevor sie den Platz erreichte, zügelte sie plötzlich unsicher ihr Pferd. Was, wenn sie sich geirrt hatte?
In den Tagen seit ihrem Aufbruch von Lenutas Haus hatte sie sich immer wilderen Träumen über ihre ruhmreiche Rückkehr nach Hause hingegeben. Vielleicht würde es ihr sogar gelingen, Denna zu überreden, die junge Frau, die so offensichtlich ungewöhnlich begabt war, in das Corps aufzunehmen. Gewiss, sie würde nie einen eigenen Einsatztrupp bekommen - das war den Dunkelfeen vorbehalten, doch Eliza würde sich sogar bereit erklären, das Mädchen selbst auszubilden. Sie würde bestimmt eine geschickte Wächterin abgeben. Nicht vielen Menschen gelang es, sich Elizas Respekt zu verdienen.
Die Dunkelfee merkte, wie ihre Gedanken schon wieder mit ihr durchgingen, und verzog selbstironisch den Mund. Jetzt feststellen zu müssen, dass es weder für das Mädchen noch für sie selbst eine Zukunft gab, wäre ein sehr harter Schlag für sie gewesen.
Entschlossen setzte sie ihr Pferd wieder in Gang. Bald würde sie es wissen.
Als sie den Lagerplatz erreichte, spürte sie sofort, wie ihr Herz vor freudiger Aufregung zu hämmern begann. Die Erde war zwar mit einer dünnen Schicht unberührten Neuschnees bedeckt - für die fortgeschrittene Jahreszeit hatte es noch erstaunlich wenig geschneit - aber es war unverkennbar jemand dort gewesen. Die Stelle, an der sich Dhalias improvisiertes Grab befunden hatte, war von jemandem gründlich durchwühlt worden.
Eliza stieg ab und kam neugierig näher. Es war passiert, nachdem die Bäume ihre Blätter verloren hatten, denn sie waren alle in einem unordentlichen Haufen beiseite gefegt worden. Unter dem Schnee war nur dunkle Erde zu sehen.
Die Dunkelfee dachte kurz nach. Das passte ungefähr zu dem Zeitpunkt, als ihr Alarmzauber ausgelöst worden war. Sie hatte sich unverzüglich auf den Weg gemacht, doch das schlechte Wetter hatte ihr Fortkommen behindert. Somit hatte Dhalia, wenn sie es denn tatsächlich gewesen war, einen Vorsprung von fast zwei Wochen. Eliza fluchte und zuckte erschrocken zusammen, als einige Krähen sich laut krächzend von den Ästen erhoben und missbilligend einen Kreis über ihr zogen.
Ratlos blickte sie sich um. Wenn sie davon ausging, dass es Dhalia war, hatte sie noch immer keine Ahnung, wohin das Mädchen eigentlich wollte. Nicht einmal Chris hatte ihr dazu eine Auskunft geben können- oder wollen - und sie hatte dummerweise nicht darauf bestanden, eine ausführliche Antwort von ihm zu bekommen. Frustriert setzte Eliza sich auf einen großen Stein. Zum Glück hielt ihr warmer Umhang die Kälte und Nässe von ihr fern.
"Denk nach, denk nach!" wiederholte sie flüsternd, während sie sich mit den Fingerknöcheln gegen die Stirn trommelte. Nehmen wir einmal an, das Mädchen wäre zurückgekehrt. Dann deutete die Tatsache, dass sie ihr Grab durchwühlt und die Sachen, die Chris nicht hatte mitnehmen wollen, an sich genommen hatte, darauf hin, dass sie sie gebraucht hatte. Die Idee, dass die Sachen einen rein sentimentalen Wert für Dhalia hatten, wollte Eliza lieber nicht weiterverfolgen. Außerdem hatte Chris bestimmt ihr Pferd mitgenommen. Wenn sie sich also nicht dort, wo sie auch immer gewesen sein mochte, ein neues Pferd beschafft hatte, musste sie es tun, nachdem sie den Lagerplatz in unbekannter Richtung verlassen hatte. Dazu brauchte sie Menschen. Eliza erinnerte sich an ein Dorf, das sie vor einiger Zeit einmal besucht hatte. Es hatte Gerüchte gegeben, dass merkwürdige Wesen sich dort herumtrieben. Ein Fischer wollte sogar eine Meerjungfrau in einem Fluss gesehen haben. Eliza konnte über die Beschränktheit der Menschen immer wieder nur den Kopf schütteln. Doch sie erinnerte sich an das Dorf, das ganz in der Nähe liegen musste. Vielleicht hatte sie ja Glück und es war jemandem eine junge Frau
Weitere Kostenlose Bücher