Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
zwar nichts an, doch ich wollte eine Freundin besuchen. Und wenn du mich entschuldigst, würde ich mich gern auf den Weg machen." Sie machte Anstalten, sich zu erheben, doch er streckte seine Hand aus und hielt sie sanft fest. "Und was ist mit einem alten Freund, den du schon sehr lange nicht mehr gesehen hattest?"
Eliza atmete tief durch, sagte jedoch nichts.
"Oder hast du etwa Angst, dass du doch noch weich wirst, wenn du länger in meiner Gesellschaft bleibst?" Er hob bedeutungsvoll seine Augenbrauen.
"Hab ich nicht", erwiderte sie schroff. Dann wurde ihre Stimme jedoch zuckersüß. "Wirst du denn nicht im Hauptquartier erwartet?"
"Schon." Er lehnte sich lässig zurück. "Doch wenn ich Denna erzähle, dass ich dich hier getroffen habe, wird sie mir sicher verzeihen."
Etwas wie Panik blitzte in Elizas Augen auf.
"Wir machen uns alle große Sorgen um dich", fuhr er fort, als hätte er ihre Beunruhigung nicht gespürt.
Eliza überlegte schnell. "Wenn du mir versprichst, Denna nichts über mich zu erzählen, bin ich bereit, mir heute Zeit für dich zu nehmen. Meine Freundin wird eben ein wenig auf mich warten müssen." Es behagte ihr zwar nicht, doch sie war Dhalia so dicht auf den Fersen, dass ein Tag nicht besonders ins Gewicht fiel. An einem Tag würde sie ihre Spur nicht verlieren. Vorausgesetzt natürlich, das Mädchen blieb bei den Gauklern. Und im Augenblick sah es ganz danach aus. Sonst wäre sie wohl kaum ihrem Tross beigetreten.
Dorian musterte Eliza erfreut, wenn auch ein wenig nachdenklich. Er glaubte ihr kein Wort von der Freundin, die sie besuchen wollte. Er würde sie im Auge behalten müssen - aus mehr als einem Grund. Aber darum würde er sich später kümmern. Jetzt wollte er nur ein wenig Zeit mit ihr verbringen und vielleicht fand er ja einen Weg, den schlimmen Fehler, den sie ihm noch immer nicht verzeihen konnte, irgendwie wieder gut zu machen.
Wenn es ihm nur gelingen könnte, das mysteriöse Mädchen zu finden, von dem schon lange niemand mehr etwas gehört hatte. Dann würde er dafür sorgen, dass Elizas Name wieder rein gewaschen wurde und dass sie einen Grund bekam, ihm
sehr
dankbar zu sein.
* * *
Dhalia reckte neugierig ihren Hals, während sie vor den Toren von Alandia darauf warteten, eingelassen zu werden. Mulgrave erklärte dem wachhabenden Soldaten gerade ungeduldig, wer sie waren und wohin sie wollten. So kurz vor dem Fest der Wintersonnenwende, das allerlei Besucher in die Stadt lockte, waren die Sicherheitsvorkehrungen noch schärfer als gewöhnlich. Und nach Einbruch der Dunkelheit wurde bei Weitem nicht jeder in die Stadt hineingelassen.
Dhalia versuchte aufgeregt, von ihrem Platz am Kutschbock über die dicke Stadtmauer hinweg einen Blick auf die wunderbare Stadt zu erhaschen, von der sie schon so viel gehört hatte.
Neben ihr schnaubte Morgenrot, die Stute, die Dhalia vor einigen Tagen erworben hatte, unwillig auf und die junge Frau streckte ihre Hand aus, um den Kopf des am Wagen angebundenen Pferdes beruhigend zu tätscheln. Morgenrot war - obwohl ihr Brunos edle Abstammung fehlte - ein äußerst schönes Tier. Leider hatte sie in den Tagen, die sie nun zu Dhalia gehörte, nicht genügend Bewegung gehabt, da sie die meiste Zeit über neben dem Wagen hatte hertrotten müssen. Dhalia hätte ihr gern etwas mehr Auslauf verschafft. Doch der stetige Schneeregen und Mulgraves misstrauische Blicke, wenn sie sich vom Tross entfernte, hatten sie meist von einem Ausritt abgehalten. Aber Dhalia verstand Morgenrots Unmut sehr wohl. Auch sie fühlte sich allmählich eingeengt in dem kleinen holpernden Wagen. Dies würde sich allerdings bald ändern. Sie und ihre Stute würden ihren eigenen Weg gehen. Dhalia war fest entschlossen, Mulgrave noch an diesem Abend ihre Entscheidung mitzuteilen, den Tross endlich zu verlassen. Eigentlich hätte sie das schon vor Tagen tun können, doch sie hatte unbedingt noch die mächtige Hauptstadt sehen wollen. Außerdem würde Mulgrave in Alandia sicherlich keine Schwierigkeiten haben, einen Ersatz für sie zu finden. Er konnte sich also nicht beschweren, sie würde nicht fair mit ihm umgehen. Sie wusste, dass sie ihm ein kleines Vermögen eingebracht hatte, denn auch ihr eigener Geldbeutel hing beruhigend schwer an ihrem Gürtel. Dennoch, er würde sie nicht gerne ziehen lassen. Zum Glück war dies jedoch nicht seine Entscheidung.
Endlich winkte der Torwächter Mulgrave durch, nachdem ein paar silbrig glänzende Münzen unauffällig ihren Besitzer
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