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Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Titel: Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeißler
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würde auch die Möglichkeit sterben, endlich die Wahrheit zu erfahren. Eliza streckte ihre Arme aus, gerade in dem Augenblick, als die Schneemasse Dhalia erreichte. Fieberhaft flüsterte sie Worte und wob geheimnisvolle Zeichen mit ihren Händen in die Luft. Es schien ewig zu dauern, bis das letzte Donnern verhallte und die Schlucht sich wieder reglos und still vor ihr erstreckte.
Ausgelaugt und kraftlos ließ Eliza sich zu Boden fallen, es kümmerte sie nicht, was nun mit ihr geschah. Mit einem letzten Blick streifte sie die Stelle, an der zuvor Dhalia gestanden hatte - und sah nichts weiter als Berge von weißem Schnee.

Vorsichtig öffnete Dhalia ein Auge. Um sie herum war es pechschwarz. Offensichtlich war sie aber noch am Leben. Unsicher tastete sie umher. Wo war sie? Zwischen ihren Füßen lag eingeklemmt ihr Rucksack und im Rücken hatte sie noch den Fels, an den sie sich in ihrer Todesangst gepresst hatte. Ansonsten stießen ihre tastenden Hände nur auf feste, eisige Wände. Sie war gefangen in einer Kugel aus Schnee! Und dann begriff Dhalia endlich. Die Lawine hatte sie unter sich begraben, doch wie durch ein Wunder hatte sie überlebt. Die erste Erleichterung darüber, am Leben zu sein, wurde von Panik verdrängt. Sie musste da raus! Ihr Herz klopfte so stark, als wollte es aus ihrer Brust springen, und das Blut rauschte ihr in den Ohren. Ihr wurde fast schwindlig vor Angst, als sie an die Berge von Schnee dachte, die sie von der Außenwelt abschirmten. Die Luft würde ihr bald ausgehen und sie würde in ihrem kalten Grab allmählich ersticken. Vielleicht würden Giacomo und Raphael im Sommer über ihre Überreste stolpern, falls diese bis dahin nicht von wilden Tieren weggeschleppt wurden.
Nein! riss Dhalia sich zusammen. So weit wird es nicht kommen. Es muss einen Grund geben, warum sie wider alle Vernunft die Lawine überlebt hatte. Sie würde nun auch hier nicht sterben.
Entschieden zog sie ihren Dolch aus dem Halfter an ihrem Unterschenkel. Wenn es wirklich eine Macht gab, die über sie wachte, würde sie sich den Weg herausbahnen.

Sie wusste nicht, wie lange sie gegraben hatte und gekrochen war. Auf jeden Fall war es weit über die Erschöpfungsgrenze hinaus. Als ihr Kopf schließlich die Oberfläche erreichte, sog Dhalia dankbar die frische, frostige Luft in vollen Zügen ein. Dann brach sie reglos zusammen, so, wie sie gerade lag - den Oberkörper flach auf dem Schneehügel, den Unterkörper noch in dem schmalen Gang, durch den sie an die Oberfläche gelangt war.
Als sie sich wieder ein wenig bewegen konnte, rappelte sie sich schließlich mit einem Dankgebet an die guten Geister auf. Über ihr strahlte hell der Mond im klaren, sternenübersäten, pechschwarzen Himmel und die gesamte Schlucht funkelte blausilbrig im Mondschein wie mit unzähligen Diamanten übersäht.
Dhalia wusste, dass sie in dieser eisig klaren Nacht erfrieren würde, wenn sie regungslos blieb. Sie hob ihren Rucksack auf ihre schmerzenden Schultern und schwankte leicht unter seinem Gewicht. Dann stolperte sie mühsam vorwärts.
Anscheinend hielten die guten Geister wirklich ihre schützenden Hände über der jungen Frau in dieser Nacht. Sie war kaum eine Meile gegangen, als hinter einem Felsvorsprung eine kleine Plattform auftauchte, auf der eine Hütte stand. Dhalias Schritt beschleunigte sich von selbst, als sie das windschiefe Häuschen erblickte. Kurz darauf öffnete sie knarrend die Tür, die glücklicherweise nach innen aufging, und kletterte über die hohe Schneestufe hinein in die Hütte. Sie bestand aus nur einem Raum, doch sie hatte einen Kamin, vor dem sich sogar ein wenig Feuerholz stapelte. Und an der Wand stand eine Bank, die Dhalia zum Schlafen nutzen konnte. Das war alles, was im Augenblick für sie zählte.
Mit steifen Fingern entfachte die junge Frau ein Feuer im Kamin. Beim Anblick der lebendig flackernden Flammen und dem fröhlichen Knistern erwachten auch Dhalias Lebensgeister von neuem. Sie streckte nur noch einmal ihren Kopf aus der Tür nach draußen, um etwas Schnee für ihren Wasserkessel zu holen. Mit dem Kessel voll Schnee ging sie zurück zur Feuerstelle. Dabei verfing sich ihr rechter Fuß in einer losen Bodendiele und sie wäre beinahe gestürzt. Polternd fiel ihr der Topf aus den Händen und verteilte seinen weißen Inhalt überall auf dem Boden. Einen Fluch unterdrückend sank Dhalia auf die Knie, um den Schnee wieder einzusammeln, bevor er sich in der Wärme des Feuers in Pfützen verwandelte.

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