Feenring (German Edition)
ihre Spender. In dieser Gegend waren viele Spender Pflegerinnen und Personal der Klinik von Cleveland und des Universitätskrankenhauses – die den Nebenverdienst gut gebrauchen konnten. Die Bar verkaufte das Blut dann wie jede andere Gaststätte.
Sieben führte uns links hinter die Bühne, durch ein Labyrinth aus Requisiten, Scheinwerfern und anderem Material. Dann öffnete sie eine Tür in einer Betonschalsteinnmauer, die in einen rechteckigen Raum führte, dessen gegenüberliegende Wand zwei Stockwerke in die Höhe ragte und von zwei Türen durchbrochen war. Einer auf Bodenhöhe, der zweite auf einem schmalen Absatz über einer Eisentreppe.
»Als hier noch Theaterbetrieb war, diente dieser Bereich als Konversationszimmer.« Sieben wies auf den Raum ringsum. Boden, Decke, alles war öd und grau. Sie nahm die Eisentreppe zur oberen Tür. Wir folgten ihr. »Ich weiß, es lädt nicht gerade zu Diskussionen ein. Das ist nur Theaterjargon für den Bereich hinter der Bühne, in den sich die Darsteller zurückziehen können.
Wir sind da«, sagte sie vom Treppenabsatz aus. Dann gab sie ein paar Ziffern in das elektronische Schloss ein, öffnete die einfache Eisentür, trat hindurch und betätigte den Lichtschalter.
Das Erste, was ich sah, war ein immenser gemauerter Kamin im Zentrum des fertig renovierten Zimmers.Fertig renoviert. Ich wäre beinahe in Jubel ausgebrochen. Sieben hatte gesagt, es sei noch nicht »fertig«, hatte aber nicht »noch nicht fertig renoviert« gemeint, sondern »noch nicht fertig eingerichtet«. Die Wände standen, Fußboden und Decke waren komplett. Ich stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus. Sieben konnte sich geschmeichelt fühlen.
Der Kamin ragte wie ein gigantischer Stützpfeiler fast fünf Meter in die Höhe und war vorne und hinten offen. Rechts davon trennte ein dunkler Granittresen eine kleine Küche mit makellosen Edelstahlgeräten und hellen Schränken vom restlichen Raum, der bis auf zwei Mahagonitische und gusseiserne Lampen noch leer war. Die dunkel lackierten Türen in der Wand links von mir führten, wie ich annahm, ins Bad und zur Toilette.
Kleine Scheinwerfer beschienen einen an der lederbraunen, strukturierten Wand befestigten großen, leeren Bilderrahmen: der vollkommene Aufbewahrungsort für Ariadne . Zu vollkommen.
Was meinte Menessos denn, wie lange ich bleiben wollte?
Der gesamte Boden war helle Eiche. An den Wänden schimmerte glänzender Stuck. Die Decke war in einem hellen Weizengelb gestrichen. Als ich weiter in den Raum hineinging, bemerkte ich hinter dem Kamin in der Zimmerdecke einen kreisrunden Ausschnitt. Interessiert trat ich näher. Nachdem ich meinen Hexenbesen an den hoch aufragenden Kamin gelehnt hatte, sah ich, dass das Innere eine mit einem zerzaust bewölkten Nachthimmel ausgemalte Kuppel war.
Wahrlich keine Absteige und viel mehr als ein Hotelzimmer. Meine »Räumlichkeiten« entpuppten sich als komfortable Wohnung.
Sieben bediente einen weiteren Schalter, darauf erstrahlten am Himmel in der Kuppel nadelspitze Lichter, kleine Glasfaserleuchten, die wie Sterne leuchteten. »Wow!«
»Bei der Möblierung habe ich daran gedacht«, sagte Sieben und reichte mir ein Designboard vom Küchentresen, auf dem Abbildungen von Mobiliar, Stoffmuster sowie zwei professionelle Skizzen mit Einrichtungsvorschlägen befestigt waren. Unter der Kuppel sollte ein großes, schwarzes Himmelbett mit dünnen schwarzen Vorhängen stehen. An polierten Messingstangen von den Seitenwänden bis zu dem gemauerten Kamin sollten schwere, blickdichte Stoffvorhänge hängen und einen Wohnbereich mit einer um ein Zentrum aus Unterhaltungselektronik gruppierten Sitzlandschaft aus dunklem Leder wirkungsvoll abtrennen. Die Grundfarben Schwarz und Braun hatte Sieben mit Blautönen akzentuiert, deren Strahlkraft mit ihren Augen wetteiferte.
»Wie finden Sie’s?« Dabei kam sie mir geschickt zu nahe und holte tief Luft, um den Duft einer Sterblichen wie mir zu »schmecken«.
Wild entschlossen, mich nicht aufzuregen, antwortete ich grinsend: »Es ist toll. Alles ist so dunkel, trotzdem bin ich sicher, dass es sehr behaglich sein wird.«
In Gedanken fügte ich hinzu: »Wenn wir alles in ein Haus verlegen könnten, in dem es nicht von Vampiren wimmelt.«
»Hier waren früher sechs Umkleideräume, ein Bad und ein Flur.« Sie umkreiste mich und gestikulierte. »Ich habe alles entkernen und neu hochziehen lassen. Die Wände, der Boden und die Decke sind mit Stahlträgern,
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