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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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und nahm meinen Stab und den Stock aus dem Auto. Es war nicht weit zu meiner Wohnung, aber ich hatte unterwegs schon mehrere unangenehme Begegnungen gehabt. Vampire können äußerst unhöflich sein.
    Endlich tappte ich die Treppe zu meiner Wohnung hinunter, schloss auf und murmelte den Satz, der meine Wachsprüche lange genug unterbrach, um einzutreten. Als ich drinnen war, schrie mein Instinkt mir zu, ich sei nicht allein.
    Ich hob den Sprengstock, sammelte all meine Kraft und schickte sie hindurch, bis die Spitze ein helles rotes Licht abstrahlte, das meine Wohnung beleuchtete.
    Da war sie, eine schlanke Frau vor meinem kalten Kamin, anmutig und gefasst. Ihre langen, etwas ungelenken Beine steckten in Jeans, dazu trug sie ein einfaches rotes T-Shirt aus Baumwolle. Darüber hing zwischen den nicht sehr großen Brüsten ein silberner Drudenfuß, der im Licht meines erhobenen Sprengstocks hell schimmerte. Ihre Haut war bleich wie die Innenseite einer Baumrinde, die Haare glänzten in einem dunklen Gold wie reifer Weizen, und ihre Augen hatten die Farbe von Gewitterwolken. Um ihren feingeschwungenen Mund spielte ein Lächeln, dann aber runzelte sie die Stirn und hob die eleganten Hände mit den langen Fingern, um mir zu zeigen, dass sie unbewaffnet war.
    »Ich bin einfach reingekommen«, erklärte sie. »Es macht dir doch hoffentlich nichts aus. Du solltest deine Schutzsprüche öfter mal wechseln.«
    Viel zu betäubt, um etwas zu erwidern, ließ ich den Sprengstock sinken. Mein Herz pochte schmerzhaft in meiner Brust. Sie kam zu mir, stellte sich auf die Zehenspitzen und konnte mich mühelos auf die Wange küssen. Sie roch nach Wildblumen und sonnigen Sommernachmittagen. Dann zog sie sich gerade weit genug zurück, um mein Gesicht und meine Augen zu betrachten. Ihre Miene war sanft und besorgt.
    »Hallo, Harry.«
    Ich hatte mich noch nicht von dem Schock erholt und konnte nur flüstern. »Hallo, Elaine.«

8. Kapitel
     
     
     
    Elaine ging an mir vorbei und unternahm eine Besichtigungstour durch meine Wohnung. Es dauerte nicht lange, denn meine Bleibe besteht lediglich aus einem Wohnzimmer und einem winzigen Schlafzimmer, die Küche ist eigentlich nur eine Nische mit Spüle und Kühlkasten. Der Boden besteht aus glattem grauem Stein, den ich mit ein paar Dutzend Teppichen bedeckt hatte. Meine Möbel sind gemütliche Stücke aus zweiter Hand und versuchen nicht einmal, so zu tun, als passten sie zusammen. Den größten Teil der Wände nehmen Bücherregale ein, und wo kein Regal steht, habe ich Wandteppiche und ein Filmplakat von Star Wars aufgehängt, das Billy mir zu Weihnachten geschenkt hat. Es ist ein altes Poster, auf dem Prinzessin Leia sich an Lukes Bein klammert.
    So sah meine Wohnung jedenfalls normalerweise aus. In der letzten Zeit war sie allerdings etwas in Unordnung geraten. Es roch nicht sehr gut, und neben dem vollen Mülleimer stapelten sich Pizzaschachteln und leere Coladosen. Man konnte kaum einen Schritt machen, ohne auf Kleidung zu treten, die auf die Wäsche wartete. Sämtliche Möbelstücke waren mit vollgekritzelten Zetteln, leeren Kugelschreibern und Stiften bedeckt.
    Elaine arbeitete sich hindurch wie eine Rotkreuzhelferin in einer Kriegszone und schüttelte den Kopf. »Ich weiß ja, dass du mich nicht erwartet hast, aber ich hätte nicht damit gerechnet, mit meinen alten Klamotten noch zu schick zu wirken. Wohnst du wirklich hier?«
    »Elaine«, keuchte ich. »Du lebst ja noch.«
    »Nicht ganz das Kompliment, auf das ich gehofft hatte, aber es hätte auch schlimmer kommen können.« Sie stand inzwischen fast in der Küche und beäugte mich quer durch den Raum. »Ja, ich lebe noch.« Dann verzog sie besorgt das Gesicht. »Wie geht es dir?«
    Ich setzte mich aufs Sofa, unter mir knisterten Zettel. Endlich entließ ich die Kraft, mit der ich hatte zuschlagen wollen, und die glühende Spitze des Sprengstocks erlosch. Jetzt war es wieder dunkel in der Wohnung. Ich starrte das Nachbild an, das sich in meinen Augen hielt. »Ich bin schockiert«, sagte ich schließlich. »Das kann doch nicht wahr sein. Bei den Toren der Hölle, es muss ein Trick sein.«
    »Nein, ich bin es wirklich. Wäre ich ein Wesen aus dem Niemalsland, dann hätte ich nicht uneingeladen deine Schwelle überschreiten können. Kennst du sonst noch jemanden, der weiß, wie du deine Schutzsprüche einrichtest?«
    »Mit der Zeit könnte das jeder herausbekommen«, erwiderte ich.
    »Na schön. Wer weiß sonst noch, dass du innerhalb

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