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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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und komm mit.«
    Elaine griff in den Schatten neben dem Kamin und schnappte sich einen schlanken Stab aus hellem Holz, auf den wirbelnde, abstrakte Formen geschnitzt waren. »Wohin gehen wir?«
    Ich richtete mich auf. »Wir müssen mit dem Rat reden und ihn um Hilfe bitten.«
    Elaine zog die Augenbrauen hoch. »Nimm mir das bitte nicht übel, aber bist du verrückt?«
    »Hör doch erst mal zu.«
    Sie presste die Lippen zusammen und nickte.
    »Es ist ganz einfach. Wir sitzen bis zum Hals in der Tinte. Wir brauchen Hilfe. Du musst so oder so vor dem Rat erscheinen.«
    »Wer sagt das?«
    »Ach, komm. Du bist ein Mensch und außerdem eine Magierin. Nur das zählt für sie. Sie werden gegen die Feenwesen für uns Partei ergreifen und uns helfen, einen Ausweg aus diesem Chaos zu finden.«
    Elaine zuckte zusammen und sah sich ängstlich um, als fürchtete sie, beobachtet zu werden. »Das klingt allerdings nicht nach dem Rat, den ich kenne.«
    »Vielleicht hast du bisher nur einen nicht ganz unparteiischen Standpunkt kennengelernt.«
    Elaine nickte. »Das ist möglich. Der Rat, von dem ich gehört habe, hätte dich beinahe hinrichten lassen, weil du dich gegen Justin verteidigt hast.«
    »Nun ja, schon…«
    »Sie haben dich unter Bewährung gestellt, dir drohten danach immer noch ein Schnellverfahren und die Hinrichtung, und du wärst beinahe ums Leben gekommen, als du dich rehabilitieren wolltest.«
    »Ja, aber ich hätte mich so oder so beinahe selbst umgebracht. Ich meine, ich habe es ja nicht getan, damit der Rat…«
    Sie schüttelte den Kopf. »Meine Güte, du kapierst es nicht, was? Du bist dem Rat egal. Sie wollen dich nicht beschützen. Sie ertragen dich gerade so lange, wie du nicht aus der Reihe tanzt und ihnen nicht zu unbequem wirst.«
    »Unbequem bin ich jetzt schon.«
    »Dann eben eine Belastung.«
    »Hör mal, einige Ratsmitglieder sind wirklich Trottel, trotzdem gibt es dort auch anständige Leute.«
    Elaine verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte abermals den Kopf. »Wie viele dieser anständigen Leute wollen mit dem Rat nichts zu tun haben?«
    »Elaine…«
    »Nein, ich meine es ernst. Ich will nichts mit ihnen zu schaffen haben. Ich habe lange ohne den sogenannten Schutz des Rates gelebt, und ich glaube, ich komme noch eine ganze Weile allein zurecht.«
    »Sie sollten von dir selbst erfahren, dass es dich gibt. Wenn du dich meldest, wird das jedes Unbehagen und Misstrauen dir gegenüber beschwichtigen.«
    »Misstrauen?«, rief sie. »Ich bin keine Kriminelle.«
    »Du forderst den Ärger geradezu heraus.«
    »Wie könnten sie denn überhaupt erfahren, dass es mich gibt, hm? Willst du etwa petzen?«
    »Natürlich nicht«, sagte ich. Andererseits musste ich daran denken, wie viel Ärger ich mir einhandeln würde, wenn einer der Hüter erfuhr, dass ich mit jemandem zusammenarbeitete, der möglicherweise das Erste Gesetz gebrochen hatte und noch dazu bei Justin DuMorne in die Lehre gegangen war. Da über mir sowieso schon dunkle Wolken dräuten, erzeugte dies womöglich gerade genug Misstrauen, um mich endgültig zu versenken, ganz egal, wie die Nachforschungen verliefen. War mein Leben nicht schön?
    »Ich werde dich nicht verraten«, sagte ich schließlich. »Du musst dich selbst entscheiden. Aber bitte glaube mir, vertrau mir. Ich habe auch Freunde im Rat. Sie werden uns helfen.«
    Elaines Miene entspannte sich ein wenig, sie schien es ernsthaft zu erwägen. »Bist du sicher?«
    »Ja«, bekräftigte ich. »Ganz sicher.«
    Sie stützte sich auf ihren eigenartig verzierten Stab und runzelte die Stirn. Als sie gerade den Mund öffnen und mir antworten wollte, erbebte meine verstärkte Tür unter den Schlägen einer schweren Faust.
    »Dresden«, grollte Morgan. »Öffnen Sie die Tür, Verräter. Sie müssen einige Fragen beantworten.«

9. Kapitel
     
     
     
    Elaine riss die Augen weit auf und hauchte: »Der Rat?« Ich nickte und deutete auf meinen Stab, der neben dem Schwertstock in der Ecke stand. Elaine nahm ihn wortlos, und warf ihn mir herüber. Dann huschte sie lautlos durch die Tür meines dunklen Schlafzimmers und verschwand dort. Wieder wackelte die Tür. »Dresden«, knurrte Morgan. »Ich weiß, dass Sie da drin sind. Offnen Sie sofort die Tür.«
    Ich zog sie auf, bevor er weitermachte. »Wenn nicht, werden Sie giftige Rauchwolken ausstoßen, oder was?«
    Morgan funkelte mich an. Böse, groß, griesgrämig und humorlos wie eh und je. Die Roben und den Umhang hatte er gegen dunkle

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