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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Ahnung von seinem Aufenthaltsort, und es muß sich ja feststellen lassen, wer ihn kannte. Mir war er unbekannt. Im übrigen bin ich immer der Meinung gewesen, daß Koskows Informationen für uns von unschätzbarem Wert waren und sich außerdem immer als korrekt erwiesen haben. Wenn man den Gesamtzusammenhang der Operation Big Red betrachtet, haben die Russen also zunächst einen echten Vizeadmiral oder zumindest einen Mann, der diese Rolle mit absoluter Überzeugungskraft spielen konnte, zu uns geschickt, haben ihm einen Haufen unschätzbarer Informationen für uns mitgegeben, um ihn anschließend zum Dank für seine Hilfe zu liquidieren, womit er natürlich nicht einverstanden war. Sie haben ihn aufgespürt. Das Ganze hatte zu sehr großen eigenen Verlusten geführt… Ach ja, es gibt eine sichere Möglichkeit, den Bluff zu entlarven.«
    »Wie denn!?« fragte der OB, bevor die anderen den Mund aufmachen konnten.
    »Untersuchen Sie die Standorte. Holen Sie eine der Einrichtungen heraus, lassen Sie Taucher runter und besorgen Sie einen Hebekran, der das Ganze hoch holt, damit die Leute es sich ansehen können. Das Risiko, daß die Russen alles schon entfernt haben, ist minimal. Außerdem kann es ihnen nicht gelungen sein, sämtliche Spuren zu beseitigen. Wenn die Operation Big Red stattgefunden hat, wie es in meinem Bericht heißt, muß ich ja wohl unschuldig sein. Das scheint mir eine einfache Schlußfolgerung zu sein.«
    »Wir nehmen es zur Kenntnis. Gibt es noch weitere spontane Überlegungen, die Sie uns mitzuteilen haben, Hamilton?« fragte der OB sanft. Es hatte den Anschein, als wäre Carls letztes Argument bei ihm nicht ohne Eindruck geblieben.
    »Ja. Da ist noch etwas. Es ist zwar nicht von so großer Bedeutung, aber immerhin. Der Einbrecher. Ich habe vor ein paar Tagen von einem Dieb Besuch bekommen, dessen Auftrag, soviel ich weiß, ausschließlich darauf hinauslief festzustellen, ob ich eine zweite königliche Medaille erhalten habe. Die Antwort auf diese Frage ist zugleich die Antwort auf die Frage, ob ich an der Operation Big Red teilgenommen habe, an der die Russen jedenfalls nicht zweifeln. In der Hinsicht bringt mir der Feind mehr Vertrauen entgegen als mein eigener Generalstab.«
    »Wir verbitten uns solche Kommentare, Korvettenkapitän!«
    schnitt ihm der Generalstabschef das Wort ab.
    »Ich habe für Schweden mein Leben aufs Spiel gesetzt. Ich hätte mehrmals für Schweden sterben können…«
    »Ja, ja, dessen sind wir uns bewußt. Fahren Sie fort, Hamilton, und versuchen Sie, beim Thema zu bleiben«, sagte der OB mit einem kaum hörbaren flehentlichen Unterton.
    »Ja, Verzeihung. Also, der Dieb. Ich habe sein Geständnis auf Band. Er ist zweifelsfrei identifiziert. Ich habe ihn bei mir zu Hause mit Angabe des Datums fotografiert…«
    »Mit Angabe des Datums?« unterbrach ihn der Generalstabschef.
    »Ja, mit einer Zeitung in der Hand. Der Zeitung vom Tage. Eine klassische Methode. Falls man ihn zu einer Vernehmung holen sollte. Wenn man seinen Auftraggeber festnimmt, der zufällig ein bei mir angestellter Hausmeister ist, erhalten wir eine definitive Bestätigung dafür, daß die Russen erfahren wollten, ob ich bei diesem Unternehmen dabeigewesen bin oder nicht, bei Big Red also.«
    »Noch etwas?« fragte der OB gedehnt.
    Carl dachte mit einem Anflug von Verzweiflung nach. Doch dann überwältigte ihn erneut das traumhaft Absurde der ganzen Situation.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Im Augenblick fällt mir nichts mehr ein, was von entscheidender Bedeutung sein könnte.«
    »Gut, Korvettenkapitän Hamilton. Wir wollen kurz beraten. Kannst du so lange draußen warten?«
    Carl erhob sich, ohne noch etwas zu sagen, streckte sich und verneigte sich steif wie vor einem Gericht und ging nach nebenan ins Vorzimmer des OB. Dort saß ein bewaffneter Wachposten.
    Carl sank auf einen der Besucherstühle und nahm den Kopf zwischen die Hände. Ein bewaffneter Wachposten! Ein einziger bewaffneter Wachposten und zudem ein Schwede mit vorschriftsmäßiger Sicherungsklappe an der Waffe. Das war eher eine Beleidigung als eine Sicherheitsvorkehrung. Wenn er tatsächlich ein sowjetischer Agent wäre, würde zunächst der Wachposten sterben, bevor er Zeit hatte, auch nur an seiner verdammten Sicherungsklappe herumzufingern, und anschließend würden ausgewählte Teile der militärischen Führung Schwedens folgen, und es war nicht völlig undenkbar, daß es Carl anschließend gelingen würde, das Gebäude zu

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