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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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der Oberbefehlshaber irritiert.
    »Also umformuliert oder so umgeschrieben, daß man die ursprünglichen Formulierungen der Akte nicht mehr erkennen kann. Bowdlerized , ein englischer Terminus«, erklärte Samuel Ulfsson verlegen. »Doch, natürlich ist er das. Das geht ja möglicherweise schon daraus hervor, daß er auf schwedisch abgefaßt ist«, fuhr er fort und bereute im selben Augenblick seine Ironie. Er litt mit Carl, wollte es aber natürlich nicht zeigen.
    »Nun…«, sagte Carl, dessen Gedankentätigkeit endlich wieder in Gang kam. »Gehen wir Punkt für Punkt durch. Ich werde also in Kalifornien angeworben… Ich kann doch hier frei sprechen, ohne Rücksicht auf Staatsgeheimnisse?«
    »Selbstverständlich. Das liegt sozusagen in der Natur der Sache«, fiel der OB ein und ließ die Brillengläser aufblitzen.
    »Sie haben selbstredend volle Freiheit, alles zu erwähnen, was für die Sache von Bedeutung ist, Korvettenkapitän Hamilton. Fahren Sie fort!«
    »Im vorigen Jahr, vor etwas mehr als einem Jahr…«, begann Carl und holte tief Luft, »griffen die Unterfeldwebel Stålhandske und Lundwall und ich unter Wasser und auf schwedischem Territorium drei sowjetische Anlagen an. Die Ziele wurden zerstört. Die sowjetischen Verluste sind uns zwar unbekannt, doch wenn man von den Angaben Vizeadmiral Koskows ausgeht, dürften es nicht weniger als fünfzig und nicht mehr als 300 Mann gewesen sein. Für einen sowjetischen Agenten scheint mir das ein reichlich unkonventionelles Verhalten zu sein.«
    »Aber was ist, wenn dieses Unternehmen nicht in der Wirklichkeit stattgefunden hat, sondern nur in Ihrem Bericht, Hamilton«, wandte der OB ein und betonte dabei jede Silbe. Die fünf Männer am anderen Ende des Tischs starrten Carl unverwandt an.
    »Aber…«, fuhr Carl zögernd fort, während er sich das Unfaßbare durch den Kopf gehen ließ, »wir hatten doch Kontakt mit dem Gegner. Wir hörten ihn. Bei der letzten Basis machte er sogar einen Ausbruchsversuch mit einem Unterwasserfahrzeug. Feldwebel Stålhandske setzte sein Leben aufs Spiel, als er… als er das Ziel zerstörte. Lallerstedt hier hat uns doch empfangen, als der Hubschrauber auf Lidingö landete. Wir wiesen einige Symptome von Taucherkrankheit auf, und mein Trommelfell war geplatzt… überhaupt muß diese Argumentation voraussetzen, daß wir alle drei für die Sowjetunion gearbeitet haben. Genau! Die Russen lassen ja keinen Laut über Operation Big Red verlauten. Das liegt natürlich daran, daß sie nicht wissen, wer sie durchgeführt hat, und aus diesem Grund sind sie auch hinter mir her gewesen, deshalb haben sie herauszufinden versucht, ob ich möglicherweise eine zweite Tapferkeitsmedaille habe. Im Augenblick wagen sie nicht mal zu vermuten, daß ich dabei war, und deshalb sagen sie auch nichts dazu. Von Lundwall und Stålhandske wissen sie überhaupt nichts. Dort platzt meiner Meinung nach die Argumentation. Sie wissen nicht genau, wen sie denunzieren sollen und welche logischen Konsequenzen daraus erwachsen, daß sie mit dem Finger auf mich zeigen.«
    »Das ist eine bedenkenswerte und möglicherweise nicht in Bausch und Bogen zurückzuweisende Behauptung, Hamilton. Wir nehmen das zur Kenntnis. Doch jetzt versuchen Sie, weiter nachzudenken. Ich glaube, es ist von gewisser Bedeutung, was wir bei diesem ersten spontanen Ver… Gespräch erreichen«, erwiderte der OB sichtlich beherrscht und mit mahlenden Kiefern.
    »Wird unser Gespräch aufgezeichnet?« fragte Carl, dem plötzlich auffiel, daß sich keiner der anderen Notizen machte.
    »Natürlich. Fahren Sie jetzt bitte fort, Korvettenkapitän«, knurrte der OB ungeduldig.
    »Ich habe Vizeadmiral Koskow hergebracht«, fuhr Carl fort. Er spürte jetzt, daß er allmählich seine Lähmung überwand.
    »Dem war ein Notruf vorausgegangen, und das Ganze kostete drei Menschen das Leben, darunter zwei Terroristen. Die Franzosen schnappten sich den Überlebenden, und soviel ich weiß, sitzt er in Frankreich noch im Gefängnis. Ich habe eine der Kugeln der Männer an mich genommen, sie abgeliefert und die Beschlagnahme in meinem Schlußbericht erwähnt. Übrigens müssen die Franzosen sowohl die Waffen als auch die Munition der Entführer mitgenommen haben. Außerdem haben die Entführer eine Person getötet, die sie für mich gehalten haben, und zwar mit dieser Munition. Der KGB oder vermutlich eher das GRU hatte Vizeadmiral Koskow aufgespürt, als er sich hier in Schweden befand. Ich selbst hatte keine

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