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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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hergebeten.«
    Peter Sorman antwortete nicht. Statt dessen beugte er sich plötzlich vor, zog eine Schreibtischschublade heraus und entnahm ihr einen Diplomatenpaß, den er vor Carl auf den Tisch legte.
    »Ist der immer noch gültig?« fragte Carl halb mürrisch, halb neutral, da diese Geste, ihm seinen alten und nur kurze Zeit benutzten Diplomatenpaß auf den Tisch zu legen, nicht sonderlich aufschlußreich war.
    »Ja, er ist immer noch gültig. Für die Bürokratie bist du bei uns immer noch stellvertretender Marineattaché in Kairo. Obwohl es damals eine kurze Expedition war. Wobei ich noch anmerken möchte, daß einiges von dem Tun und Lassen des Herrn Korvettenkapitäns nachträglich schwer zu erklären ist.«
    Carl empfand innere Spannung und Irritation. Sein Gegenüber wich aus und wollte offensichtlich nicht zur Sache kommen. Statt zu antworten oder weitere Fragen zu stellen, lehnte Carl sich leicht zurück und äffte Sormans Geste mit den aneinandergelegten Fingerspitzen nach.
    Beide fixierten einander schweigend, bis Sorman sich plötzlich entschlossen zu haben schien, zur Sache zu kommen.
    »Ich nehme an, du hast in den Zeitungen von unseren entführten Ärzten im Libanon gelesen«, begann er mit spürbarer Temposteigerung. »Wir wollen sie nach Hause bekommen. Die PLO hat uns ihre Hilfe zugesagt. Ich habe solche Zusagen von Arafat persönlich erhalten, zuletzt heute am Telefon. Unser diplomatisches Personal in Damaskus hat nur begrenzte Kontakte, während es in diesen Dokumenten ja heißt, du hättest außerordentlich gute Beziehungen zum Nachrichtendienst der PLO. Sind diese Verbindungen noch intakt?«
    »Soviel ich weiß, ja«, erwiderte Carl schnell, da Sorman deutlich zeigte, daß er fortfahren wollte.
    »Wir wollen, daß du in unserem Auftrag reist und versuchst, einen indirekten Verhandlungskontakt mit der PLO herzustellen. Das soll die offenen diplomatischen Kontakte begleiten. Du sollst versuchen, den Aufenthaltsort der Geiseln herauszufinden oder uns Erkenntnisse darüber zu verschaffen, wer sie festhält und in welcher Beziehung diese Leute zur PLO stehen. Wir wollen bei unseren Verhandlungen den Druck verstärken.«
    Carl zwang sich, nicht spontan zu antworten, da ihn die Ausdrucksweise des Diplomaten mit all ihren eingebauten oder beabsichtigten Unklarheiten irritierte. Statt dessen versuchte er, mit einer Formfrage etwas Zeit zu gewinnen.
    »Soviel ich weiß«, begann Carl zögernd, »bin ich im Augenblick nicht mal im Dienst. Solange diese Ermittlung andauert, bin ich vom Dienst suspendiert, während man mich gleichzeitig angewiesen hat, mich zur Verfügung zu halten. Im übrigen habe ich in den letzten Tagen keine Zeitung gelesen, da ich dauernd verhört worden bin. Ich habe nichts von diesen Ärzten gewußt.«
    »Wovon bist du suspendiert, vom OP 5?«
    »Ja, natürlich vom OP 5, da ich dort angestellt bin.«
    »Nun, diesen Verhandlungsauftrag erhältst du von der Regierung, und deshalb ist es gut, daß du verfügbar bist.«
    »Habe ich demnach das Vertrauen der Regierung?«
    »Ja, im höchsten Maße. Wir halten die Spionageanschuldigung für blanken Unsinn und haben volles Vertrauen in die Seriosität deiner Kontakte im Libanon sowie deine Möglichkeiten, uns Erkenntnisse zu verschaffen, die sehr wertvoll sein können.«
    »Glaubt ihr, daß es die PLO gewesen ist? Das sieht denen doch gar nicht ähnlich.«
    »Nein, das tut es nicht. Nein, wir glauben es nicht. Aber wir glauben, daß es da irgendeine Verbindung zur PLO gibt, und je größeren Druck wir auf die PLO ausüben können, um so größer die Wahrscheinlichkeit, daß die den Druck an die Entführer weitergibt.«
    »Aber vor einem Diplomatenpaß dürften die Entführer keinen großen Respekt haben. Die sagen sich, um so besser, dann kriegen wir noch eine Geisel.«
    »Du sollst die Entführer ja nicht aufsuchen. Und was deinen Status und deine Sicherheit betrifft, brauche ich dich wohl nicht näher aufzuklären. All das hast du doch sicher schon längst mal gehört.«
    »Ich bin Abgesandter der Regierung, repräsentiere Schweden aber nur dann, wenn es gutgeht. Wenn es danebengeht, bin ich ein Militär, der auf eigene Faust Dummheiten macht, wofür ihr keinerlei Verantwortung übernehmen könnt?«
    »Etwa so. Irgendwelche Einwände?«
    »Aber nein. Wie du schon sagtest, das kommt mir alles sehr bekannt vor. Aber ich habe ein paar Fragen, von denen ich nicht weiß, ob ich sie stellen soll.«
    »Dann verkneif sie dir lieber. Ach,

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