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Feind des Feindes

Feind des Feindes

Titel: Feind des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Außenministerium schon etliche Male in arge Verlegenheit gebracht hatte. Olof Palme hatte sich jedoch günstig über ihn geäußert und ihm sogar irgendeine Medaille verliehen.
    Überdies war er einer der Männer hinter dem Unternehmen, das die Militärs, das heißt die wenigen, die überhaupt von der Sache wußten, aus unerfindlichen Gründen Operation Big Red nannten.
    Hamilton und seine Mitarbeiter hatten in dem Glauben gehandelt, vom Verteidigungsministerium und der Regierung einen Befehl erhalten zu haben. In Wahrheit war es ein inzwischen glücklicherweise pensionierter Marinechef gewesen, der aus eigenem Antrieb und in einem fast verzweifelten Zustand Befehl gegeben hatte, mit der Vernichtung zu beginnen.
    Jetzt stellten die Militärs in Frage, daß das Ganze überhaupt stattgefunden hatte. Sorman lächelte still vor sich hin, als er sich die Verlegenheit vorstellte, die jetzt in bestimmten Abteilungen des Generalstabs herrschte.
    Er selbst wußte allerdings, daß die Operation Big Red tatsächlich stattgefunden hatte, da er sie in vertraulichen Gesprächen mit dem sowjetischen Regierungschef besprochen hatte. Man hatte bei dieser Gelegenheit einige vernünftige Entschlüsse gefaßt, die, wie man sagen konnte, in hohem Maß vom Geist von Glasnost geprägt waren. Vor allem hatte man sich auf absolute beiderseitige Diskretion geeinigt.
    Die Vorstellung, daß Hamilton, einer der Operateure, gleichzeitig ein sowjetischer Agent gewesen sein sollte, war vollkommen absurd. Dazu waren die auf sowjetischer Seite angedeuteten Verluste viel zu schwer gewesen.
    Im Grunde hatte diese Spionagegeschichte mit den anderen Dingen nichts zu tun.
    Wenn man jedoch das dritte Problem betrachtete, entstand so etwas wie eine Kombinationsmöglichkeit.
    Bei dem dritten Problem ging es um zwei schwedische Ärzte, die sich seit drei Tagen im Libanon in Geiselhaft befanden. Man vermutete, daß die Entführer zu assoziierten Organisationen der PLO gehörten.
    Jassir Arafat hatte telefonisch aus Tunis beteuert, die PLO habe nicht das geringste mit der Sache zu tun, und versprochen, sich dafür einzusetzen, daß die schwedischen Geiseln befreit werden konnten.
    Dies war jedoch eine zu nichts verpflichtende Zusage. Schweden besaß kein diplomatisches Personal mehr im Libanon, und der nur schwach besetzten Botschaft in Damaskus ließen sich keine Verhandlungsexpeditionen in die palästinensischen Flüchtlingslager abverlangen. Weder dort noch woanders war eine direkte Zusammenarbeit mit der PLO denkbar.
    Mit Carl Gustaf Gilbert Hamilton verhielt es sich den Dokumenten zufolge jedoch auf spektakuläre Weise anders. Er hatte bei zwei Gelegenheiten mit dem Nachrichtendienst der PLO im Nahen Osten zusammengearbeitet. Beide Male hatte dies zu dramatischen Ergebnissen geführt, wie man mit einiger diplomatischer Vorsicht die Ereignisse nannte.
    Hamilton hatte offenbar eine direkte Zusammenarbeit mit der PLO gepflegt. Und im Moment schien Hamilton das Vertrauen der Nation sehr nötig zu haben.
    Wenn es möglich wäre, die gefangenen schwedischen Geiseln freizubekommen, wurde sich das in all dem sonstigen Elend als politisch außerordentlich vorteilhaft erweisen. Einmal würde die Regierung des Landes ein Happy End zustande bringen, zum andern konnten kraftvolle Maßnahmen einen wohltuenden Gegensatz zu künftigen Krawall-Artikeln der Skandalpresse bilden.
    Das ließ es als vorrangig erscheinen, die schwedischen Geiseln freizubekommen. Und Hamilton konnte mit seinen Möglichkeiten dazu beitragen. Überdies hatte der Mann im Moment offenbar nichts zu verlieren.
    Carl befand sich in einem Zustand des Chaos, sowohl innerlich wie äußerlich. Sein Zuhause war total demoliert, und er mußte vorsichtig zwischen Mörtel und Ziegelsteinen balancieren. An einer Stelle hatten sich die Eindringlinge durch eine fast zwei Meter dicke Ziegelmauer hindurchgearbeitet. Vor ein paar hundert Jahren war noch solide gebaut worden.
    Die Eindringlinge hatten sich sogar beim Schnaps bedient. Als Carl eine Whiskyflasche in die Hand nahm, sah er, daß mindestens ein Drittel fehlte. Er setzte sich in der Bibliothek, der ehemaligen Bibliothek, in einen Sessel oder vielmehr auf die Überreste des zerfetzten Sitzkissens und trank ein halbes Wasserglas Whisky, ohne es abzusetzen, bis ihm aufging, daß er im Grund keine Lust dazu hatte.
    Es gab nichts, womit er sich auf andere Gedanken bringen konnte. Es war Mittsommerabend, und er hätte sich jetzt bei seiner Mutter und seinen

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