Feindberührung - Kriminalroman
mussten mit aller Kraft daran gehen, der Ermittlung neuen Schwung zu verleihen, eine neue Richtung zu finden.
Sie nahm ein Ringbuch und blätterte eine frische Seite auf. Was waren die nächsten Schritte? Sie musste sich die Akte Rems noch mal komplett zu Gemüte führen. Das würde ein bisschen dauern.
Das BKA musste Bescheid kriegen über die Entwicklung im Fall Drewniok. Das konnte sie sofort machen. Therese wählte Drossels Büronummer. Der hatte alle Kontaktdaten vom Ansprechpartner in Wiesbaden.
Drossel war auch schlechter Laune, besonders als er hörte, dass Grewe abgehauen war.
» So eine Heulsuse, ehrlich.«
» Ach Gerd, das ist jetzt aber unfair.«
» Ja, weiß ich. Und? Ist es vielleicht fair, dass er durch die Gegend rennt und keiner weiß, wo? Er ist Hauptkommissar, er leitet die Ermittlung. Es muss jetzt weitergehen.«
» Er braucht einfach Zeit zum Nachdenken.«
» Könnte er auch gut mit uns allen zusammen machen, oder?«
Therese sagte nichts. Drossel knurrte.
» Ist doch wahr.«
Therese hielt kurz die Hand über die Sprechmuschel und schnaufte. Dann setzte sie ein übertriebenes Lächeln auf.
» Kannst du mir bitte die Kontaktdaten von dem Sachbearbeiter Drewniok in Wiesbaden geben? Damit ich dem Bescheid sagen kann.«
» Hab ich schon. Und die geben es weiter ans LKA Niedersachsen. Ich arbeite nämlich.«
Drossel legte auf. Therese schüttelte den Kopf.
» Selber Heulsuse.«
Sie klappte die Akte auf, blätterte lustlos darin herum. Nach einem Blick auf die Uhr beschloss sie, erst mal in die Kantine zu gehen. Es gab noch eine halbe Stunde Mittag.
Als der Summer ertönte, drückte Grewe die Eingangstür der Direktion auf. Der Kollege im Glaskasten winkte ihn zu sich.
» Hi, Grewe. Die Svoboda hat hier hinterlassen, dass sie noch bis halb zwei in der Kantine sitzt. Sollst dich zeigen.«
Grewe nickte und guckte auf die große Uhr, die hinter dem Wachhabenden hing.
» Danke.«
Beim Betreten der Kantine sah er sie sofort. Therese, Drossel, Estanza, Fuchs. Sie hatten Tabletts mit leer gefegten Tellern vor sich. Keine Tassen. Grewe wartete, bis sie ihn sahen, dann zeigte er » Fünf« mit den Fingern und hob fragend die Augenbrauen. Alle nickten.
Kurz danach setzte er ein Tablett mit fünf Bechern Kaffee, einer Handvoll Milchdöschen und einigen Tüten Zucker ab.
» Ach Mist, die Löffel hab ich vergessen.«
» Wir haben ja noch Besteck. Jetzt setz dich hin.« Fuchs angelte einen Stuhl vom Nebentisch.
Jeder nahm sich, was er an Zusatz im Kaffee brauchte. Sie rührten mit Messerstielen um.
» Sorry, Therese. Ich habe deinen zweiten Anruf erst nicht mitgekriegt, weil ich in so einer Elektrobude war. Alles voller Telefone, aber keinen Empfang.«
» Was wolltest du denn da?« Drossel klang ein bisschen empört, so nach dem Motto » Hast du keine anderen Sorgen? «
» Neuen Voicerekorder kaufen. Hab einen von hier kaputt gemacht.«
» Und?« Therese gab ihrer Stimme einen ganz neutralen Klang.
Grewe schüttelte den Kopf.
» Ich find nix in solchen Läden.«
Fuchs grinste.
» Ich hab einen zu Hause, den ich nicht mehr brauche. Technischer Standard deutlich über Polizeimitteln und erst zwei Jahre alt. Für’n Fuffi gehört er dir und unserer glorreichen Behörde. Ist das Mikro auch im Eimer?«
Therese stellte ihren Kaffee ab.
» Nein, das hat’s überlebt.«
Fuchs zuckte mit den Schultern.
» Hätt ich auch noch eins gehabt.«
Sie blieben eine Weile stumm.
Grewe guckte seinen Kaffeebecher an, als stünde da etwas sehr Interessantes drauf. Dann schnaufte er.
» Es tut mir leid.«
» Erledigt«, kam es postwendend. Therese guckte Drossel erstaunt an. Der nahm ungerührt einen Schluck und zeigte danach mit der Tasse auf Grewe.
» Er hat sich entschuldigt, und wir haben ja weiß Gott genug Zeit verplempert, oder?«
Therese quiekte.
» Aaah! Männer!«
Sie wandte sich zu Grewe um.
» Vorhin hättest du die alte Meckerziege mal hören sollen. Mäh, mäh, doofer, doofer Doof-Arsch-Grewe.« Sie streckte Drossel die Zunge raus.
Der musste lachen, und das war das erlösende Signal. Die gesamte Runde schüttete sich aus.
Drei Tische weiter saß Noss mit zwei seiner Leute vom Dauerdienst. Noss rückte sich die Pilotenbrille zurecht, griff sein Tablett und sagte im Aufstehen: » Wir müssen mal mit den Jungs vom Rauschgift reden. Ich will für uns denselben Stoff, den sie den Mord- und Totschlagtypen verkaufen.«
» Haben wir denn irgendwelche Belege, dass die Rems uns keinen
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