Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
Ich hätte gar nicht für möglich gehalten, dass so was geht.«
Senator Healy schaute Dr. Melvin an, der, auf seine Ellbogen gestützt, an einem Tisch an der Stirnseite des Raums saß. Er richtete sich auf und nickte, bevor er antwortete: »Es gab immer Schwachstellen in unserer Sicherheit. Unsere Techniker arbeiten bereits daran, die Fehlerquelle ausfindig zu machen.«
»Es wird für uns alle schwer sein, die Ereignisse des heutigen Abends und den Verlust eines wertvollen Agenten zu verarbeiten«, fuhr Healy fort. »Ich möchte Sie alle dazu ermutigen, sich gegenseitig zu unterstützen. Nehmen Sie sich Zeit, um sich zu erholen, damit wir das nächste Mal stark und gut vorbereitet sind.«
Diese Ansprache war bereits das komplette Gegenteil von Chief Marshalls »Augen zu und durch«-Parolen.
»Wo ist Marshall denn überhaupt?«, fragte ein anderer Agent. »Und Agent Meyer? Warum haben wir diese Mission ohne sie durchgeführt, wenn doch klar war, dass sie schwierig werden würde?«
Auf diese Fragen erhoben sich noch mehr frustrierte Stimmen, als würden alle dasselbe denken. Mich eingeschlossen.
»Leider habe ich schlechte Nachrichten für Sie«, sagte Healy. Er schüttelte den Kopf und machte ein ernstes Gesicht. Ich hielt den Atem an und spürte, wie mein Herz erneut vor Angst und Erschöpfung zu rasen begann. »Wir haben vor drei Tagen den Kontakt zu Agent Meyer und Chief Marshall verloren.«
Im Raum wurde es still. Nach langen Sekunden des Schweigens fand ich meine Stimme wieder und krächzte mühsam: »Vor drei Tagen?«
Healy und Dr. Melvin wechselten einen Blick, dann sagte Healy seufzend: »Ich glaube, wir alle müssen angesichts gewisser uns vorliegender Beweise die Möglichkeit ins Auge fassen, dass Agent Meyer von Eyewall bestochen wurde und darauf eingegangen ist. Nicht von der Eyewall-Gruppe, der Sie heute Abend gegenüberstanden, sondern von den Leuten, die dafür verantwortlich sind, dass es diese Gruppe in diesem Jahr überhaupt gibt.«
Die Eyewall-Abteilung der Zukunft. Die, die Klone herstellt.
Aber Healy irrte sich. Dad würde sich nie von denen bestechen lassen, niemals. Er würde mich niemals alleinlassen, es sei denn, es führte absolut kein Weg daran vorbei.
»Und was ist mit Chief Marshall?«, fragte jemand. »Ist der auch bestochen worden? Vielleicht hat er denen ja auch Agent Meyer überlassen, um seine eigene Haut zu retten.«
Okay, noch ein Fan von Dad. Gut zu wissen.
»Agent Meyer hat ein sehr spezielles Motiv, Hilfe von den Feinden der Zeit anzunehmen«, sagte Healy sofort. »Ein Motiv, über das ich momentan mit keinem von Ihnen reden kann, aber es macht die Beweislage noch ein bisschen konkreter.«
Ich spürte die Blicke der anderen auf mir, als hätte ich die Antwort auf ihre unausgesprochene Frage. Als wüsste ich, was Dad wichtiger sein könnte, als bei mir zu bleiben. Ich wusste es nicht. Ich hatte keine Ahnung. Und ich musste ihn dringend finden und ihm erzählen, dass ich einen Thomas-Sprung gemacht hatte. Ich brauchte seine Hilfe im Augenblick dringender denn je.
»Aber er lebt?«, platzte ich heraus.
Healys Miene spannte sich an. »Wir glauben, ja.«
»Fliegen wir jetzt nach Frankreich zurück?«, fragte Agent Parker.
Diesmal antwortete Freeman. »Die heutige Mission hat uns einige Erkenntnisse in Bezug auf Eyewall gebracht. Viele Daten müssen noch ausgewertet werden, und wir halten es für lohnenswert, dafür die nächsten achtundvierzig Stunden noch hierzubleiben.«
Ich seufzte und zwang mein Herz, wieder in einer normalen Geschwindigkeit zu schlagen. Nur noch zwei Tage. Ich brauchte mich nur darauf zu konzentrieren, einen Weg zu finden, Kontakt zu Dad aufzunehmen. Das ging doch sicherlich als Notsituation durch, die einen Sprung erforderlich machte. Vorausgesetzt, ich war in der Lage dazu.
Als wir den Raum verließen, war es bereits zwei Uhr in der Nacht. Wir bewegten uns alle betont langsam, als ahnten wir, dass die Rückkehr in die reale Welt uns zwingen würde, über Thomas’ Worte nachzudenken.
»Jackson?«, rief Senator Healy, bevor ich aus der Tür war. »Kann ich dich noch kurz sprechen?«
Ich schaute zu Kendrick, von der ich annahm, dass sie gemeinsam mit mir nach Hause fahren wollte.
»Dr. Melvin möchte, dass ich ihm noch kurz im Labor helfe«, sagte sie erschöpft. »Das ist gleich da hinten am Ende des Gangs. Ich warte dann auf dich.«
Ich nickte, und Healy schloss die Tür, nachdem der letzte Agent den Raum verlassen hatte. Dann bedeutete
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