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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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auf, ging durchs Zimmer und legte Talon
die Hand auf die Schulter. »Talon: Bergjunge.«
»Genau«, sagte Demetrius, aber er blickte drein, als hätte
er schon das nicht begriffen.
»Talon: Adliger aus Roldem.« Mit diesen Worten setzte
sich Rondar wieder hin.
Demetrius nickte, als hätte er tatsächlich etwas verstanden.
»Was?«, fragte Talon verdutzt.
»Wie viele Sprachen beherrschst du jetzt?«
»Sechs, wenn man Orosini mitzählt. Ich spreche Roldemisch, die Sprache des Königreichs und die Händlersprache
fließend, ziemlich gut Keshianisch, und ich komme inzwischen auch ganz gut mit Queganisch zurecht, das dem alten
Keshianisch nicht unähnlich ist. Als Nächstes soll ich Yabonesisch lernen.«
»Und du bist der beste Schwertkämpfer auf der Insel.«
»Ja«, bestätigte Talon ohne jede Bescheidenheit.
»Spielst du ein Instrument?«
»Flöte. Nakor hat mir gezeigt, wie ich selbst eine bauen
kann.«
»Nun?«
»Ich spiele nicht schlecht.«
»Und du spielst Schach und Karten- und Würfelspiele,
oder?«
»Ja.«
»Und zwar ziemlich gut, oder?«
»Ja«, antwortete Talon abermals.
Demetrius grinste. »Rondar hat Recht. Sie wollen dich als
Adligen aus Roldem ausgeben.«
»Kannst du kochen?«
Talon grinste. »Um ehrlich zu sein, besser als Besalamo.«
»Das will nicht viel heißen«, stellte Demetrius fest. »Wenn
sie anfangen, dir noch mehr Musikinstrumente und alles, was
man über Wein wissen muss, beizubringen, dann hat Rondar
Recht. Die Herren dieser Insel machen dich zu einem Edelmann aus Roldem.«
»Aber warum?«, fragte Talon.
»Das wirst du wissen, wenn sie es dir verraten«, erwiderte
Demetrius.
Talon dachte einen Augenblick darüber nach, dann sagte
er: »Also gut. Zurück auf eure Plätze. Ich habe Meister Maceus versprochen, dass ich vor dem Abendessen fertig sein
werde.«
Die beiden Männer setzten sich wieder zurecht, und Talon
wandte sich von der Frage, wozu man ihn ausbildete, ab und
wieder der Aufgabe zu, die vor ihm lag.
Meister Maceus sah sich das Porträt an. Nach einer Weile
verkündete er: »Passabel.«
    »Danke«, erwiderte Talon wenig überzeugt. Er war frustriert wegen der Mängel seiner Arbeit; die Gestalten wirkten
steif und unnatürlich und zeigten wenig vom Wesen seiner
beiden Freunde.
    »Du musst weiter an der Struktur des Körpers arbeiten«,
sagte sein Lehrer.
»Ja.«
»Ich denke, als Nächstes solltest du einen Akt malen.«
Talon zog eine Braue hoch. Er war in einer Kultur aufgewachsen, für die der Anblick des menschlichen Körpers nichts
Besonderes darstellte, aber seit er die Berge der Orosini verlassen hatte, hatte er gelernt, dass viele Völker Nacktheit anders betrachteten. Es gab Schüler, die nackt im See schwammen, während andere diese Versammlungen mieden und lieber alleine schwammen und badeten oder Kleidung trugen,
die speziell fürs Wasser entworfen war. Andere, wie zum Beispiel Rondar, schwammen überhaupt nicht.
Talon hatte sogar mit Nakor darüber gesprochen, was vielleicht nicht die richtige Wahl gewesen war, denn der Lehrer
hatte mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben. Dennoch sah er sich nun gezwungen zu fragen: »Meister Maceus?«
»Ja?«
»Sind solche Bilder üblich?«
»Durchaus«, erklärte Maceus, obwohl er verlegen hüstelte
und hinzufügte: »Wenn sie auch nicht allzu häufig öffentlich
ausgestellt werden. Eher in Privatsammlungen. Statuen sind
da eine andere Sache. Große Helden werden häufig relativ
oder vollkommen unbekleidet und mit dramatischen Wunden
dargestellt. Aber es geht mir nicht darum, ob du im Stande
bist, etwas zu schaffen, das einen gelangweilten Adligen begeistert, und ich denke auch nicht, dass du das Zeug zu einem
Bildhauer in dir hast. Du sollst einfach lernen, unter die Oberfläche zu schauen, Talon.« Er zeigte auf die Arbeit auf der
Staffelei und fuhr fort: »Du hast die Oberfläche der Jungen
eingefangen, ein allgemeines Gefühl von Flächen und Winkeln ihrer Gesichter und Kleidung, aber die Muskeln darunter,
die Formung ihrer Schultern, der Arme, des Brustkorbs – all
das fehlt. Wenn du ein Porträt malst, musst du an den Körper
darunter denken, den Geist: dann kleidest du das Modell mit
deinen Pinseln und Spachteln ein. Wenn du den nackten Körper siehst, solltest du Knochen, Sehnen und Muskeln darunter
erkennen und sie in Haut und Haar kleiden. Du wirst noch
lernen, das zu verstehen.« Er lächelte, was er nur selten tat,
und fügte hinzu: »Wir werden schon noch einen Maler aus dir

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