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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Flug der Nachtfalken
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sie, was es war – ein riesiger Palast,
umgeben von einer Festungsstadt, hoch über jedem direkten Weg zu Land oder zu Wasser errichtet: das Herz
des Kaiserreichs von Groß-Kesh.
Der Tag war klar gewesen, und sie hatten die große
Zitadelle sehen können, ohne dass Nebel, Dunst oder
Wolken die Sicht trübten. Die Jungen stellten mindestens
ein halbes Dutzend Mal fest, wie groß das Gebäude war.
Caleb erklärte, dass es im Lauf von Generationen errichtet worden war und dass sich darin praktisch eine eigene
Stadt befand. Er erzählte ihnen von den riesigen Hallen
und den unzähligen Gemächern für Angehörige der kaiserlichen Familie, die Verwalter des Kaiserreichs und das
gesamte Haushaltspersonal – unter dem wachsamen Auge des Meisters der Festung, des Oberaufsehers des Gebäudes – und dass immer noch genug Platz blieb für die
Lords und Meister von Kesh, ebenso wie für die große
Galerie. Es gab auch Innenhöfe, Gärten, Teiche und
Springbrunnen zwischen den Gebäuden.
Früher einmal war nur denen vom Wahren Blut – dem
keshianischen Stamm, der diese Region rund um den
großen Overnsee ursprünglich bewohnt hatte – erlaubt
gewesen, sich nach Sonnenuntergang in dem Gebäude
aufzuhalten. Die einzige Ausnahme waren Botschafter
und ausländische Herrscher, und selbst sie hatten sich
von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang in einen bestimmten Flügel des kaiserlichen Palasts zurückziehen
müssen.
Nun, sagte Caleb, ging es weniger förmlich zu, denn
es war bestimmten Adligen, die nicht vom Wahren Blut
abstammten, erlaubt, über Nacht in der oberen Stadt zu
verbleiben, aber das war immer noch selten und galt als
gewaltiges Privileg. Caleb selbst war nie in der oberen
Stadt gewesen, kannte aber viele, die ihm davon erzählt
hatten.
Während sie sich weiter durch die überfüllten Straßen
drängten, drehten sich die Jungen immer wieder nach
allen Seiten um und versuchten, dieses Durcheinander
von Bildern, Gerüchen und Geräuschen, das sie umgab,
zu begreifen. Caleb hatte sie auf ein paar Orientierungspunkte aufmerksam gemacht, damit sie etwas von der
Anlage der Stadt verstanden und sich besser orientieren
konnten, aber sie waren von all dem Neuen überwältigt,
und Caleb wusste, dass sie im Augenblick keine Ahnung
hatten, wo sie sich befanden.
Tad und Zane waren von Ehrfurcht erfüllt. Wohin sie
auch schauten, sahen sie etwas Neues: die keshianische
Kleidung, die Kakophonie von Sprachen, die Gerüche,
die Farben. Bürger aus allen Ecken des Kaiserreichs und
Reisende aus der ganzen Welt strömten nach Groß-Kesh:
stolze Ashunta-Reiter mit ihren breitkrempigen Filzhüten, die mit Federn geschmückt waren, Cosodi-Händler
mit ihren leuchtenden Gewändern aus orangefarbenen,
roten, gelben und gelbgrünen Flicken und JajormirMystiker, die im Kreis tanzten – die drei Reiter kamen
nur noch im Kriechtempo voran. Eine Reihe angeketteter
Sklaven drängte sich über einen der kleineren Marktplätze, und die Jungen betrachteten entsetzt das Elend dieser
Unglücklichen auf dem Weg zum Sklavenmarkt.
Jedes Mal, wenn sie um eine Ecke bogen, boten sich
ihnen neue Wunder, und sie waren unaufhörlich von
Bettlern, Hausierern und Dieben umlagert. Die Jungen
mussten häufig neugierige Hände wegschieben, die ausgestreckt wurden, um zu prüfen, ob vielleicht hinter einem Sattel oder unter dem Gürtel eine Geldbörse versteckt war.
Wagenlenker vom Wahren Blut erzwangen sich ihren
Weg durch die Straßen, indem sie die Peitschen über den
Köpfen der einfachen Leute knallen ließen, die sich wegduckten und die Adligen durchließen. Dann bewirkte das
Geräusch von schweren Nagelstiefeln auf Pflastersteinen,
dass die Jungen sich im Sattel umdrehten. Sie sahen eine
ganze Kompanie von Soldaten in schwarzen Rüstungen,
die auf sie zukamen.
Caleb bedeutete Tad und Zane, ihre Pferde an den
Straßenrand zu lenken, und kaum waren sie dort angekommen, liefen die Soldaten auch schon an ihnen vorbei.
Selbst die Wagenlenker machten den Weg frei für die
hundert Männer, die auf sie zumarschierten. Sie waren
von Kopf bis Fuß gepanzert – schwarze, spitze Helme
mit Nasen- und Nackenschutz, schwarze Brustharnische
über schwarzen Lederjacken, geschmückt mit einem einzelnen kaiserlich-keshianischen Falken, und Beinschützer aus schwarzem Stahl. Ihre Schilde waren quadratisch
und ein wenig gebogen, so dass sie einen sich überschneidenden Schildwall bilden konnten, und jeder Soldat trug einen kurzen Speer

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