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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ins Reich der Finsternis
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Geschwindigkeit.
Bek ging zur Klippe und wartete. Ein dünnes Seil
wurde leise herabgeworfen, und einen Moment später folgte das nächste. Soldaten banden schnell
schwereres Seil daran, und es wurde nach oben gezogen. Als das erste Seil gesichert war, löste Ralan
Bek seinen Schwertgurt und band ihn sich über eine
Schulter, sodass sein Schwert nun auf dem Rücken
ruhte. Schwungvoll und mit Leichtigkeit zog er sich
an dem Seil hoch, die Füße fest auf dem Felsen, als
hätte er sein ganzes Leben mit Klettern zugebracht.
Andere Soldaten folgten, waren allerdings deutlich
langsamer als Bek.
Erik sah, wie der junge Mann im Dunkeln verschwand. »Warum ist es so wichtig, dass er als Erster
geht, Nakor?«
»Er mag nicht unverwundbar sein, Erik, aber er ist
erheblich schwerer umzubringen als deine Männer.
Magnus wird sich um alle kümmern, die den Haupteingang zur Burg bewachen, aber wenn diese Hintertür magischer Art ist, hat Bek die beste Chance, es zu
überleben.«
»Es gab Zeiten, da wäre ich der Erste gewesen, der
das Seil hinaufklettert.«
Nakor packte den Arm seines Freundes. »Ich bin
froh, dass du im Lauf der Jahre klüger geworden bist,
Erik.«
»Mir fällt auf, dass du dich auch nicht freiwillig
gemeldet hast.«
Nakor grinste nur.
Bek wartete und fuhr mit den Fingern über den Umriss der Tür. Sie war ein Stein wie die anderen, und
im Dunkeln konnte er die Risse nicht sehen, aber
seine Fingerspitzen sagten ihm, dass er den Eingang
zum Fluchtweg vor sich hatte. Er ließ seine Sinne
schweifen, denn er hatte früh in seinem Leben entdeckt, dass er manchmal Dinge voraussah – einen
Angriff, eine unerwartete Wendung des Wegs, die
Stimmung eines Pferdes oder den Fall eines Würfels.
Er bezeichnete das als sein »komisches Gefühl«.
Ja, dachte er. Es gab etwas direkt hinter dieser Tür,
etwas sehr Interessantes. Ralan Bek wusste nicht,
was Furcht bedeutete. Wie Nakor erklärt hatte, war
etwas sehr anderes, sogar Nichtmenschliches an dem
jungen Mann aus Novindus. Jetzt schaute er hinunter
zu dem kleinen Mann, der neben dem alten Soldaten
wartete, und bemerkte, dass er sie im Dunkeln kaum
erkennen konnte. »Licht«, flüsterte er, und ein Soldat
hinter ihm reichte ihm eine kleine, verschlossene Laterne. Er richtete sie auf Nakor und Erik und öffnete
und schloss sie schnell wieder. Das war das Zeichen,
auf das sie sich geeinigt hatten, vorsichtig vorzugehen.
Nicht, dass Ralan so etwas wie Vorsicht wirklich
verstand. Es war seinen Gedanken so fremd wie
Furcht. Er versuchte, vieles von dem zu verstehen,
worüber Nakor mit ihm sprach, aber manchmal nickte er auch nur und tat so, als verstünde er den seltsamen kleinen Mann, damit dieser sich nicht endlos
wiederholte.
Ralan fuhr weiter mit den Fingern über die Fugen,
bis ihm klar wurde, dass die Tür so konstruiert war,
dass sie sich nur von innen öffnen ließ. Er zuckte die
Achseln. »Eisen«, verlangte er, und ein Soldat trat an
ihm vorbei und setzte das Brecheisen dort an, wohin
er zeigte. Der Soldat mühte sich einen Augenblick
ab, dann sagte Bek: »Lass mich.«
Mit übernatürlicher Kraft zwang er einen Schlitz
auf, und plötzlich öffnete sich die Tür mit dem protestierenden Geräusch von verdrehtem Metall, als ein
eiserner Riegel aus den Halterungen gerissen wurde.
Mit einem lauten Scheppern fiel er auf die Steine,
und Bek zog sofort sein Schwert und streckte es in
die Öffnung. Ohne sich wegen des Lärms Gedanken
zu machen, wandte er sich den Soldaten zu und hielt
sie mit einer Handbewegung zurück. »Wartet!«, sagte er, dann ging er hinein.
Die Soldaten kannten ihre Befehle. Bek würde als
Erster gehen, und sie würden nur folgen, wenn er den
Befehl dazu gab, oder zehn Minuten nach ihm. Ein
Soldat drehte ein Stundenglas mit Markierungen aus
roten Strichen um, die Einheiten von zehn Minuten
kennzeichneten. Eriks handverlesene Männer hockten sich vor den Eingang, an den Rand des Teiches,
und lauschten dem Wasserfall in der Dunkelheit.
    Bek bewegte sich vorsichtig und ignorierte dabei,
dass er nichts sehen konnte. Er trat erst dann mit dem
vollen Gewicht auf, wenn er wusste, dass er nicht in
eine Grube fallen oder eine Falle auslösen würde. Er
wusste, dass er einiges hinnehmen konnte – er war in
seinem kurzen Leben schon mehrmals verwundet
worden –, aber er war nicht versessener darauf als
jeder andere. Außerdem, wenn Nakor recht hatte, gab
es weiter entfernt von hier mehr Spaß.
    An den kleinen

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