Feist Raymond E. - Krondor Saga 01
übermorgen.«
Der Mann schob die Münzen zu sich heran.
»Essen und Bier sind nicht im Preis eingeschlossen«, sagte er.
»Das habe ich mir gedacht«, erwiderte James. Er
wandte sich an Owyn und Gorath. »Holen wir unser Gepäck, dann können wir etwas essen.«
Sie nahmen den Pferden die Reisesäcke ab,
stellten sicher, dass der Stalljunge auch wusste,
was er mit den Tieren tun sollte, und gingen nach
oben. Wie James bereits vermutet hatte, war es das
unangenehmste Zimmer von allen, da es genau
über den Ställen lag. Er beschloss jedoch, kein
Aufhebens darum zu machen.
Als sie am Tisch saßen, dauerte es außerordentlich lange, bis die Getränke und das Essen aufgetragen wurden, obwohl nicht viele andere Gäste
zugegen waren. James dachte gerade darüber
nach, wann er dem alten Soldaten einen Dämpfer
verpassen sollte, als das Essen endlich kam. Zu seiner großen Freude bestand es aus hervorragenden
Zutaten und schmeckte ausgezeichnet.
Während des Essens besprachen sie die Situation. James teilte den anderen beiden mit, was
er von Graf Richard erfahren hatte. »Also – die
Nachtgreifer arbeiten für die Treidler oder die
Eisenwarenhändler?«, fragte Owyn.
»Nein, weder noch«, mutmaßte Gorath. »Verwirrung und Zwietracht sind Delekhans Verbündete
hier im Königreich.«
»Ich glaube, Gorath hat Recht. Ich weiß nicht,
ob die Nachtgreifer mit diesem Kriecher oder mit
Delekhan zusammenarbeiten, möglicherweise
auch mit beiden gleichzeitig. Vielleicht sind wir
auch in einen Konflikt hineingeraten, der mit unserem Auftrag gar nichts zu tun hat, aber wie auch
immer – er nützt Delekhan. Was bedeutet, dass wir
helfen müssen, ihn zu beenden.«
»Aber wie?«, fragte Owyn.
»Findet heraus, wer diese Sache angefangen hat,
und versucht, einen Weg zu finden, wie wir beide
Seiten dazu bringen können, sich an einen Tisch
zu setzen und miteinander zu reden. Wenn der
Graf in diesem Konflikt vermitteln kann, herrscht
in dieser Stadt vielleicht schon wieder so etwas
wie Ordnung, wenn wir weiter müssen. Diese
Lanzenreiter können den Deckel auch nur eine
gewisse Zeit auf dem brodelnden Topf halten; früher oder später wird jemand ein Schwert ziehen,
oder irgendwer wird jemandem den Hals umdrehen, und dann wird es zu einem richtigen Aufruhr
kommen.« Er sprach noch leiser als ohnehin schon.
»Und wenn die meisten Stadtwachen auf der einen
oder anderen Seite stehen, werden auch die fünfzig
Lanzenreiter nicht in der Lage sein, sie aufzuhalten.«
Owyn nickte. »Was erwartest du also von uns?«
James deutete auf Gorath. »Ich möchte, dass du
dich morgen gleich bei Sonnenaufgang aufmachst
und dich außerhalb der Stadt ein wenig umsiehst.
Du weißt, wonach du suchen musst.« Dann wandte er sich an Owyn. »Kennst du eine von den vornehmen Familien hier in Romney?«
»Nicht gut«, meinte Owyn. »Aber da mein
Vater ein Baron ist und ich genug Namen anderer
Familien kenne, die ich in die Runde werfen kann,
werde ich schon irgendwo eine Einladung zum Tee
oder Essen bekommen.«
»Gut«, meinte James. »Ich werde mich ebenfalls
ein bisschen umsehen.«
»Wo?«, wollte Owyn wissen.
James grinste. »In einem Teil der Stadt, wohin
weise Männer nicht gehen sollten.«
Owyn nickte. »Was gibt es sonst noch?«
»Kennst du einen Baron Cavell, der nördlich von
hier leben soll?«, fragte James.
Owyn hatte gerade den Mund voll und beeilte
sich, rasch zu Ende zu kauen. »Du meinst Corvallis
von Cavell? Den sollte ich allerdings kennen. Er
ist mein Onkel. Das heißt, er ist der Onkel meiner
Mutter, aber er ist nur ein paar Jahre älter als sie.
Wieso?«
»Richard von Romney sagt, dass er von den
Nachtgreifern belästigt wird.«
»Das überrascht mich nicht«, meinte Owyn.
»Onkel Corvallis hatte schon immer ein hitziges
Temperament und eine unnachgiebige Art. Er war
gut darin, sich Feinde zu machen. Dennoch kann
ich mir kaum vorstellen, dass jemand seinen Tod
wünscht.«
James zuckte mit den Achseln. »Das behauptet
der Baron von Cavell zumindest, wie Graf Richard
sagte.«
»Wenn sie wirklich seinen Tod wollten, wäre er
schon tot«, sagte Gorath.
»Hmm. Nach allem, was Richard sagte, versteckt sich dein Onkel Corvallis in einem Haus
mitten im Dorf Cavell, und er hat Wachen in jedem Zimmer.«
Owyn nickte. »Der alte Burgfried ist vor Jahren
bei einem rätselhaften Feuer vollkommen ausgebrannt. Die Familie lebt seither im besten Haus
im Dorf und spricht ständig davon, den alten
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