Feist, Raymond - Krondor-Saga 3
Tempel«, sagte sie.
»Um ihn zu benutzen, müsst Ihr ein bestimmtes Muster auf die Felsentür zeichnen.« Sie malte ein Muster in die Luft, vier Bewegungen, die auf einfache Weise miteinander verwoben waren. »Dann musste sich die Tür öffnen.«
»Zeigt es uns bitte noch einmal«, sagte Jazhara.
Hilda wiederholte das Muster, und James und Jazhara nickten.
Jazhara ergriff die Hand der alten Frau. »Ihr seid wirklich eine erstaunliche Frau. Eine wahre Fundgrube an Weisheit.« Sie blickte sich um. »Zuerst war ich nur erstaunt über Euer Wissen, was hellende und magische Kräuter und Pflanzen betrifft. Jetzt begreife ich jedoch, dass Ihr noch viel mehr zu bieten habt. Wenn das alles vorbei ist, werde ich zu Euch zurückkehren und Euch von Stardock erzählen. Es würde der Welt nützen, wenn Ihr der dortigen Gemeinschaft beitreten und sie an Eurem Wissen teilhaben lassen würdet.«
Die alte Frau lächelte, doch in ihren Augen standen Zweifel. »Kehrt erst einmal zurück, Mädchen. Dann werden wir uns unterhalten.«
Jazhara nickte und folgte den anderen nach draußen.
Die alte Frau sah ihnen nach. Als sie schließlich zwischen den Bäumen verschwunden waren, ging sie zurück zu ihrer Feuerstelle, denn sie verspürte trotz des warmen Sonnenscheins plötzlich ein Frösteln.
»Jetzt!«, brüllte William und deutete auf den Waldrand.
Gleichzeitig gaben seine Männer den Pferden die Sporen und preschten auf die Reiter los, die aus dem Wald geritten kamen. Es hatte fast eine Stunde gedauert, bis Bär schließ-
lich die Geduld verloren hatte; jetzt hatte William das Gefühl, dass sie zumindest eine Chance hatten, denn sie kämpften auf offenem Gelände. Seine Männer mochten zahlenmäßig unterlegen sein, aber er wusste, dass sie besser ausgerüstet und ausgebildet waren. Während die Krondorianer die Straße überquerten, betete William im Stillen, dass sein achtköpfiger Stoßtrupp im Rücken von Bärs Männern die Feinde genügend ablenkte, dass ihre Streitmacht zerfiel.
»Haltet die Linie! Passt auf die Flanken auf!«, brüllte Sergeant Hartag, und die Krondorianer hoben ihre Schwerter und hielten ihre Schilde bereit, um feindliche Hiebe abzublocken; ihre Zügel peitschten die Hälse ihrer Pferde, als sie ihre Reittiere vorwärts drängten.
Williams Welt verengte sich auf eine wüste Abfolge verschwommener Bilder. Wie jedes Mal, wenn er sich in einem Kampf befand, richtete sich seine gesamte Konzentration nur noch auf eine einzige Sache, und zwar auf den Mann, dem er sich gerade gegenübersah. Ein Reiter kam auf ihn zu, stellte sich in seinen Steigbügeln auf, das Schwert hoch erhoben, um damit auf Williams Kopf oder seine Schultern einzuschlagen.
In einer fließenden Bewegung beugte William sich nach rechts, hob den linken Arm über den Kopf und benutzte den Schild, um den Schlag abzuwehren, während sein eigenes kurzes Schwert in das rechte Bein des Reiters fuhr.
Der Mann schrie auf – und dann war William auch schon an ihm vorbei.
William wusste nicht, ob der Mann im Sattel geblieben oder zu Boden gestürzt war, und er drehte sich auch nicht um, um nachzusehen. Denn von vorn kam ein anderer Reiter auf ihn zugeprescht, und in diesem Augenblick war der erste Reiter bereits vergessen. Dieser Mann griff William von der linken Seite an, was es dem jungen Offizier zwar erleichterte, den Schlag abzuwehren, aber einen Gegenangriff mit seinem kurzen Schwert erschwerte.
Einen kurzen Augenblick beneidete William die Keshianer, die ihre Säbel mit der langen, gekrümmten Klinge zu benutzen wussten, und er dachte an die Reitersäbel des östlichen Königreichs, die sich besonders für den Kampf auf Pferderücken eigneten. Eine leichtere und längere Klinge hätte ihm jetzt wesentlich mehr genützt.
William schüttelte den Gedanken wieder ab, während er sich auf die Attacke vorbereitete. Im letzten Augenblick duckte er sich unter dem Schlag weg, anstatt ihn abzublocken, dann riss er sein Pferd herum und schoss hinter dem Reiter her, der eben an ihm vorbeigeritten war.
Der Mann wollte sich gerade auf einen krondorianischen Soldaten stürzen, der abgestiegen war, als William ihn einholte. Ein einziger Hieb von hinten genügte, um ihn aus dem Sattel zu holen; er stürzte schwer zu Boden und rollte seinem Tod in Gestalt jenes Soldaten entgegen, den er nur Sekunden zuvor niederzureiten versucht hatte.
Plötzlich änderte sich Williams Kriegsglück. Sein Pferd schrie auf, und er spürte, wie es unter ihm
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