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Feldpostnummer unbekannt

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Titel: Feldpostnummer unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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»wenn ihr uns nicht glaubt, schickt einen Mann zu uns … mit zehn Kochgeschirren … hört alle her: wir bieten zehn Kochgeschirre, gestrichen voll mit Erbsensuppe … Erbsensuppe …«
    Achim krallte die Hände um den Griff der MP, bis die Haut abstarb.
    Ausgerechnet Unteroffizier Hanselmann, der Bulle, drehte durch. »Das will ich jetzt ganz genau wissen!« keuchte er, sprang auf und raffte Kochgeschirre an sich …
    Der Verletzte kam langsam zu sich, ganz allmählich, wie nach einem Verkehrsunfall oder einer schweren Operation. Er spürte Schmerzen, und er hörte Stimmen, und er begann, angestrengt nachzudenken, und vergaß dabei einen Moment lang die verbrauchte Luft der überheizten Krankenstube einzuatmen.
    Der Kopf des Obergefreiten Heinz Böckelmann steckte in einem dicken Mullverband, der nur Nase und Mund freiließ. So sah er aus wie ein unförmiger Marsmensch, aber er wußte es nicht. Ihm gegenüber an der Wand hing gerahmt der Führer in Öl, aber Böckelmann konnte ihn nicht sehen.
    Ein paar Sekunden setzten die Schmerzen aus. Ebenso lange arbeitete sein Bewußtsein exakt. Er sah wieder das brennende Haus, hörte den Schrei eines Kindes, stellte fest, daß es eine Katze war, stürzte hinein, weil ohnedies alles gleichgültig war ohne Marion, kämpfte gegen den Rauch, spürte die Hitze, und dann prasselten die Balken, brachen die Decken, und dann kam der Schlag.
    Also gerettet, stellte der Obergefreite sachlich fest und verlor sich an den Gedanken, was aus der Katze geworden sein mochte …
    Heinz Böckelmann atmete schwer. Jetzt stach etwas in der Brust. Die Rippen, dachte er, gequetscht oder gebrochen. Dann unterschied er drei Stimmen, hörte Gelächter, das ihn nichts anging, und das von den Mullverbänden filtriert wurde.
    »Na … ich sag' euch …«, sagte ein Landser mit einer fetten Stimme, »da teilt mich doch der Hauptmann, dieses dicke Schwein, strafweise als Ordonnanz ein … Hausarbeit bei seiner Frau, und so …«
    »Und?« fragte ein Zweiter.
    »Ich sag's ja immer«, fuhr die Fettstimme fort, »die Blonden halten, was die Rothaarigen versprechen … ich meld' mich also in der Dienstwohnung des Kompaniechefs … und da steht sie da … im Badeanzug, schlanke Beine und alles, was dazu gehört …«
    »Wie alt?«
    »Höchstens dreißig … und ich betrachte sie mir und glaub, ich seh nicht recht … spür ihren Schlafzimmerblick und überleg mir noch, wie dieser Offiziersheini zu so was kommt … >Was wollen Sie?< fragt sie mich mit 'ner Stimme wie Samt und Seide …«
    »Und du im Drillich?«
    »Ja«, antwortet die Fettstimme, »gnädige Frau, sage ich, was ich will, darauf kommt es nicht an … wichtiger ist, was Sie wollen … wo sind denn die Teppiche zum Klopfen? … Da sperrt doch das Biest hinter mir die Türe ab, und ich schalte, geh' in den ersten Stock, und sie hinter mir, so dicht, daß ich sie schnaufen hör' … Und dann deutet sie auf den Velour oder was für ein Zeug da am Boden war … und da nehm ich sie einfach in den Arm …«
    »Angeber!«
    »Ehrenwort«, versicherte der Mann mit der öligen Stimme, und dann seufzte er deutlich. »Na, Kunststück … damals hatte ich auch noch zwei Beine …«
    Erschrocken tastete Heinz Böckelmann mit beiden Händen an seinem Körper entlang, stellte fest, daß seine Beine noch da waren, und dämmerte wieder hinüber, um erst bei der Visite wieder aufzuwachen.
    »Wie geht's uns denn?« fragte der Stabsarzt, den der Obergefreite nicht sehen konnte.
    »Uns geht's prima«, versetzte Böckelmann sarkastisch und atmete den Duft von Kölnisch-Wasser ein.
    »Hauptsache, Sie haben Ihren Humor noch, Sie Tierfreund …«
    Der Mann im weißen Kittel über den gewichsten Offiziersstiefeln blieb wie unschlüssig stehen.
    »Wie steht's denn um mich, Herr Stabsarzt?« fragte Heinz Böckelmann.
    »Sie haben Schwein gehabt«, antwortete der Mediziner, »Sie wurden verschüttet, aber ein paar Balken haben sich schützend um ihren Kopf gelegt … und dann haben Sie die anderen ausgebuddelt …«
    »Und jetzt?«
    »Die Rauchvergiftung haben wir prima überstanden«, begann der Stabsarzt vorsichtig mit dem Harmlosesten, »die Prellungen tun bloß weh … die Quetschung am Oberschenkel bring' ich auch wieder hin …« Der Arzt schwieg unvermittelt, und der Obergefreite, der sich bereits unbewußt daran gewöhnt hatte, mit den Ohren zu sehen, merkte, daß noch etwas an seinem Befund fehlte.
    »Und am Kopf?« fragte er.
    »Da

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