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Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition)

Titel: Felicity Gallant und Das Auge des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Welsh
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hatte recht: Was kümmerte sie die Meinung von Leuten, die ihnen sowieso egal waren? Über ihren Köpfen am drückenden Winterhimmel zogen dunkle Wolken, die mürrisch auf das fröhliche Mädchen und ihren Freund hinabzuschauen schienen.
    Es ging auf Weihnachten zu. Die Schüler von der Priory Bay tauschten Karten aus und schmiedeten Pläne für die Ferien. Henry sah dem Fest mit hoch gespannten Erwartungen entgegen: Er hoffte, dass seine langen Bemühungen um ein Fahrrad, das jetzt noch im Besitz eines seiner älteren Brüder war, endlich Früchte tragen würden. Felicity dagegen graute bei dem Gedanken an die schulfreien Tage, denn dann würde sie unweigerlich mehr Zeit zu Hause verbringen müssen.
    Die beiden fanden sich damit ab, dass sie Martha Platt während des Unterrichts am Hals hatten, entwickelten aber ein raffiniertes System von geheimen Absprachen und Ausflüchten, sodass sie in den Pausen und mittags weitgehend von ihr verschont blieben. Und auch nach Schulschluss ließen sie sich nie mit ihr ein.
    Manchmal, wenn Felicity Martha einsam und allein auf dem Pausenhof herumstehen sah, tat sie ihr leid. Aber dann erinnerte sie sich wieder daran, was für eine eingebildete Nervensäge dieses Mädchen sein konnte.
    Endlich kam der letzte Schultag und mit ihm die große gemeinschaftliche Weihnachtsfeier von Priory Bay und Whale Chine. Die Veranstaltung wurde im jährlichen Wechsel von einer der beiden Schulen ausgerichtet und stand offiziell ganz im Zeichen des Weihnachtsfriedens und der partnerschaftlichen Zusammenarbeit. In Wirklichkeit aber war es mehr eine Art Wettkampf zwischen Rivalen, die einander auszustechen und zu übertrumpfen versuchten.
    In diesem Jahr spielte Priory Bay den Gastgeber, und die ganze Schule summte nur so vor Spannung und Betriebsamkeit bei der Aussicht, dass man diesen Whale Chiners mal so richtig zeigen konnte, wie man ein rauschendes Fest hinlegte. Es sollte eine Tombola geben, Stände mit Plätzchen und Glühwein und Kinderpunsch, einen Weihnachtsmann, verschiedene Gesangseinlagen, das große Weihnachtsmusical … es gab kein anderes Gesprächsthema mehr.
    Felicity fühlte sich unwohl, als sie in ihrem neuen roten Seidenkleid die Aula betrat. Die Art, wie ihre Großmutter brüsk die Tür aufstieß, ohne auf die kleinen Schüler zu achten, die ganz verdattert dastanden, und mit gebieterisch aufgerecktem Haupt in den Saal rauschte, berührte sie unangenehm.
    Poppy neben ihr schnappte entzückt nach Luft. Die Wände waren mit Girlanden aus Stechapfelzweigen dekoriert, vom Kronleuchter hingen Misteln herab. In der Biegung der geschwungenen Treppe stand ein gigantischer Christbaum mit Kerzen, goldenen Kugeln und glitzerndem Lametta. Überall auf den Fensterbrettern und in jeder Nische blitzten Lichter.
    Sie fasste Felicity am Arm. »Wunderschön, nicht?«, hauchte sie andächtig.
    Ihre Schwester nickte stumm. Sie beobachtete ihre Mutter, die behutsam ihren weit vorstehenden Bauch vor sich herschob. Mr Gallant war zu Hause geblieben. Wie würde es nächstes Jahr sein, wenn das Baby da war? Vielleicht wohnte die Großmutter dann immer noch bei ihnen? Vielleicht wollte sie sogar auf Dauer bleiben? Felicity empfand keinerlei Festfreude, im Gegenteil: Die ganze Feier deprimierte sie nur noch mehr, weil sie die ganze Zeit daran denken musste, was für ein schreckliches Weihnachten sie zu Hause erwartete.
    Ihre Großmutter stieß sie in die Rippen. »Das alles hier ist dir wohl nicht gut genug?«, zischte sie. Felicity unterdrückte ihren Ärger, sie wollte Poppy den Tag nicht verderben.
    »Ach, Großmutter, du bist wirklich albern«, kicherte Poppy unbefangen – sie fasste die Bemerkung als Scherz auf.
    Felicity kam das komisch vor. Waren denn Poppy und ihre Mutter taub und blind, dass sie die schiere Bösartigkeit der Alten einfach nicht bemerkten?
    »Mein Mathebuch!« Poppy schlug sich an die Stirn. »Das brauche ich in den Ferien, sonst kann ich meine Hausaufgabe nicht machen. Am besten hole ich es jetzt gleich, bevor ich es wieder vergesse.«
    »Das kann doch Felicity machen.« Die Großmutter puffte Felicity unauffällig mit dem Ellbogen in die Seite. Es tat weh, das Mädchen zuckte zusammen, aber die alte Dame sah sie nur drohend an. »Oder hast du was Besseres zu tun?«, fragte sie in scharfem Ton.
    »Sei so gut, Felicity«, sagte die Mutter. »Es wäre wirklich sehr freundlich von dir.«
    »Sie würde sowieso bloß mit diesem kleinen dicken Jungen schwatzen«, hörte Felicity die

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