Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman
Häschern endlich umzingelt worden war. Da erst haben wir begriffen, daß wir die ganze Zeit dem Falschen nachgelaufen waren. Natürlich hätte ich es nicht zugelassen, daß sie dir auch nur ein Haar krümmen, wenn es anders gekommen wäre. Als die anderen frustriert abgezogen waren, konnte ich sein Vertrauen gewinnen und ihn schließlich davon überzeugen, daß ich auf deiner Seite stehe. So hat er mir deinen Zielort ver...«
Sein Blick fiel auf Andromedas Leiche. Wie vom Fingerschnalzen eines Hypnotiseurs in Bewegung gesetzt, wandte er sich stumm von mir ab und schlurfte mit versteinertem Gesicht zu ihr. Ich folgte ihm ebenfalls bekümmert, aufs neue vom schrecklichen Anblick der Toten übermannt.
Hektor betrachtete die Leiche lange mit ausdrucksloser Miene, doch dann sah ich, wie auch in seine Augen dicke Tränenperlen stiegen, welche dann sturzbachartig über die eh schon benäßte Schnauze rannen.
»Welches Schwein hat das getan?« rief er schluchzend. »Welches verdammte Schwein hat die Arme so zugerichtet!«
Er schickte mehrere verzweifelte Heuler gen Himmel, und zum ersten Mal in meinem Leben hörten sich diese kläfferischen Laute nicht mehr wie das Geschmetter eines Muezzins im Delirium an, sondern wie ein herzzerreißender Trauergesang, in den ich am liebsten mit eingestimmt hätte.
»Hektor, lieber Freund«, sagte ich behutsam, als das Heulen einem kläglichen Jaulen wich, und versuchte dabei ungeheuer sachlich dreinzuschauen. »Ich hoffe, du bist gerüstet für eine zweite emotionale Erschütterung in dieser Nacht. Denn ich befürchte, was ich meinem Partner jetzt zu berichten habe, wird schwerwiegende Folgen für sein Privatleben haben. Doch vor allem für sein Vertrauen in die Menschen. Um es kurz zu machen, ich habe den Fall inzwischen gelöst.«
Das tränenüberströmte Schwarze, das oben zu den Augen hin in einen bleichen Braunton überging, wandte sich schlagartig mir zu.
»Du weißt, wer der Mörder ist, Francis ?«
»Allerdings. Und das Wissen gründet sich auf dieses Foto, das du auf Andromedas Bauch siehst...«
So begann ich zu erzählen. Von den Geheimnissen des Internets und seinen Informationsangeboten, die in Wirklichkeit Lockspeise für Klugscheißer waren. Von dubiosen Kriegsphilosophen, die den Krieg als Treibstoff für ihren Wahnsinn benutzten. Von längst vergangenen unbeschwerten Seefahrten auf einem Einmaster namens Gloria und längst vergessenen Freunden. Von Neptun, der gottgleich ein mörderisches Spiel spielte und sich geschickt zu tarnen wußte. Und schließlich von einem General, der durch seine Affinität zum Krieg zunächst die Nähe zu ihm und am Ende sich selbst verloren hatte.
Als ich fertig war, schüttelte Hektor heftig den Kopf, als hindere ihn eine innere Sperre mit Macht, die Richtigkeit meiner Worte anzuerkennen. Seine Blicke wichen mir aus und streiften fahrig die umherflatternden Fotos.
»Nein, nein, nein, Francis!« stöhnte er mit gepreßter Stimme. »Das kann ich nicht glauben, das ist unmöglich. General Horche ist der liebenswürdigste Mensch und der glühendste Tierfreund, der mir je untergekommen ist. Allein sein einfühlsames Verhalten gegenüber unserer seelisch angeschlagenen Truppe damals spricht für sein reines Herz. Wieso sollte er so viele Tiere retten, um dann andernorts welche abzuschlachten?«
»Das ist in der Tat der weiße Fleck in meiner Theorie. Aber schau dich doch hier um. Wonach sieht die Profession dieses Hausherrn wohl aus? Und geh im Geiste noch einmal Punkt für Punkt alles durch, was ich dir eben erzählt habe. Fällt dir irgendwo ein logischer Fehler in der Indizienkette auf?«
»Eigentlich nicht. Aber Horche hat niemals einen Computer besessen, geschweige denn, daß er sich je mit dem Internet und solchem neumodischen Kram beschäftigt hätte.«
»Aber er besitzt einen Telefonanschluß und hat so jederzeit Zugang zum Netz. Erinnere dich, was ich dir über Neptuns Tricks und Verschleierungstaktiken gesagt habe. Er ist ein Meister der Lüge.«
»Trotzdem. Wann und wie hätte Horche die Morde begehen sollen? Ich bin Tag und Nacht mit ihm zusammen.«
Hektor wollte sich einfach nicht überzeugen lassen, das wurde mir schnell klar. Er brauchte einen wirklichen Beweis, einen Beweis, den er selber nachprüfen konnte und der nicht den geringsten Zweifel an meiner Erklärung zuließ. Ich überlegte, während er immer neue und, wie mir schien, immer fadenscheinigere Argumente gegen das Offensichtliche vorbrachte. Ich hörte ihm
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