Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)
übrig. Wenn sie ihn angreifen, was sie offenbar tun, kriegt er Probleme. Automatisches Feuer würde die Angreifer zerstreuen, aber er hat nicht mehr die Zeit zum Umschalten, und auf jeden Fall dürfte sich jeder, der nicht bei diesem ersten Feuerstoß ausgeschaltet wird, auf ihn stürzen, und er hätte nichts mehr zur Verfügung als seine bloßen Hände, um sich zu wehren.«
Sie ließ den Blick über den Boden wandern, als könnte sie die Geschichte dort ablesen. »Vielleicht hatte er erwartet, dass sie losrennen. Vielleicht ist er aber auch überrascht, dass sie die Botschaft nicht verstehen. Er hat jedoch keine Angst, das ist ganz sicher, denn er geht ihnen entgegen. Eins – zwei – drei.« Sie deutete auf die Schleifspuren zwischen zwei Kunststofffolien auf dem Boden. »Hier bleibt er stehen. Und dann tut er etwas sehr Seltsames.«
»Er schießt in den Boden«, sagte ich. Meine Kehle war unangenehm trocken, und meine Worte kamen als undeutliches Krächzen heraus.
Basquiat sah mich mit einem seltsamen Ausdruck an. »Das stimmt«, sagte sie und unterstrich die Feststellung mit einem Kopfnicken. »Das tut er. Und warum, Mister Castor?«
Ich zuckte wenig überzeugend die Achseln. Ich kannte die Antwort, hoffte aber immer noch, dass ich mich irrte. »Ein Warnschuss?«
»Nachdem er drei Leute in den Rücken geschossen hat? Das glaube ich nicht.«
Okay, zur Hölle damit. Wenn sie die Absicht hatte, mich nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. »Der Kreis«, sagte ich müde. »Er hat ein Loch in den Kreis geschossen.«
»Ich frage noch immer weshalb«, sagte Basquiat. »So etwas zu tun, erscheint mir äußerst seltsam. Können Sie irgendwelches Licht in die Frage nach dem Grund bringen?«
»Vielleicht«, erwiderte ich und erwiderte ihren Blick so fest und entschlossen ich es vermochte. »Aber vielleicht verraten Sie mir, weshalb ich eigentlich hier bin? Das zu wissen, würde mir erheblich weiterhelfen.«
Basquiat biss die Zähne zusammen, so dass ich für eine Sekunde ihre sämtlichen Halsmuskeln sehen konnte. »Ich wundere mich, dass Sie fragen müssen.« Als die Worte herauskamen, klangen sie wütend, fast hasserfüllt. »Sie sind einer von DS Coldwoods offiziellen Informanten – jedenfalls erzählt er es. Und er setzt Sie sehr oft in solchen Situationen ein, nicht wahr? Sie erzählen ihm, wo jemand gestorben ist und auf welche Art und Weise und wie es den Betreffenden seitdem ergangen ist.«
»Ja«, sagte ich. »So könnte man es beschreiben. Wollen Sie eine solche Deutung, Detective?«
»Nicht zu diesem Zeitpunkt, Mister Castor, nein. Vielleicht später. Was ich mir jetzt wünsche, ist eine Antwort. Woher wussten Sie, dass Abbie Torrington tot ist?«
Jetzt war es draußen. Es öffnete sich in meinem Magen wie eine Grube, die auf ein weiteres Wort von Basquiat wartete, um gefüllt zu werden.
»Ich bin Exorzist«, sagte ich.
»Na und, ist das etwa so wie mit dem Spatz, der vom Baum fällt?«, zischte sie und wiederholte, was ich zu Gwillam gesagt hatte. »Bekommen Sie sofort Bescheid, wenn irgendjemand stirbt? Wie geht es meinem Großvater? Als ich das letzte Mal mit ihm sprach, ging es ihm noch gut, aber vielleicht können Sie mir ein Update liefern.«
Sie starrte mich abermals wütend an. Ich überlegte noch immer, was ich ihr sagen sollte, als DC Fields herankam und ihr einen Zettel reichte, ohne auch nur einmal in meine Richtung zu schauen. Sie nahm den Zettel, las ihn und gab ihn mit einem knappen Kopfnicken zurück. DC Fields entfernte sich.
»Ein Mann und eine Frau kamen vor zwei Tagen in mein Büro«, berichtete ich, als Basquiat sich wieder zu mir umwandte. »Sie behaupteten, sie seien Abbies Eltern. Und sie baten mich, sie zu suchen.«
»Sie sollten ihre Leiche suchen?« Die Stimme der Detektivin klang ungläubig.
»Nein. Ihren Geist.«
Das klang nicht viel besser. Ehe Basquiat etwas darauf erwidern konnte, hob ich die Hand in einer beschwichtigenden Geste. »Verraten Sie mir nur eins, Sergeant, ist Abbie Torrington in diesem Kreis gestorben?«
»Ja«, antwortete Basquiat eisig. »Das ist sie. Ins Herz gestochen von ein paar Geisteskranken, die sich als Hexen und Zauberer aufspielten.« Sie kam ganz nah auf mich zu und ließ die Stimme sinken, so dass nur wir beide ihre nächsten Worte verstehen konnten. »Ihre Leiche liegt in diesem Moment im Leichenschauhaus, und Sie können sich darauf verlassen, dass wir sie genauestens untersuchen. Und wenn ich herauskriegen sollte, dass Sie einer von
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