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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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hatte, rückgängig zu machen. Ich veränderte die Melodie mitten im Fluss und spielte das Gegenteil von dem, was mein Instinkt mir zu spielen diktierte, in der Hoffnung, dass ich Rafi wieder in seinen eigenen Körper zurückholen könnte. Und irgendwie funktionierte es.«
    »Irgendwie?«
    Ich nickte niedergeschlagen. »Ja, irgendwie. Ich fügte Rafi wieder zusammen – und gleichzeitig verknüpfte ich Asmodeus mit Rafi, was nicht zu meinem Plan gehörte. Seitdem sind sie beide dort drin gefangen. Deshalb lässt Asmodeus mich in Ruhe, meistens jedenfalls – er weiß, dass er mich früher oder später braucht, wenn er jemals wieder frei sein möchte. Er wartet darauf, dass ich einen Weg finde, das zu bewerkstelligen.« Ich verzog mürrisch das Gesicht und betastete einen der Blutergüsse an meiner Schulter. »Ich weiß nicht, was zum Teufel heute schiefgelaufen ist. Er wusste, wer ich war, aber auf einmal schien es ihm völlig egal zu sein. Im Gegenteil, er schien sich sogar darüber zu freuen, mich durch die Mangel drehen zu können. Als ob er das gar nicht erwartet hätte.«
    Ein längeres Schweigen setzte ein. Ich konnte erkennen, dass vieles davon Paul vorkommen musste wie totaler Schwachsinn, sogar nach dem, was er selbst gesehen hatte. Ich hätte es absolut lächerlich gefunden, wenn ich es nicht am eigenen Leib erlebt hätte und wenn mir seitdem nicht noch viel schlimmere Dinge begegnet wären. All diese Dinge zwischen Himmel und Erde, mit denen sich die Philosophie möglichst nicht befassen möchte.
    Schließlich machte er Anstalten etwas zu sagen, wurde jedoch von dem Geräusch von High Heels auf nassem Asphalt unterbrochen. Pen kam aus dem Schatten des Gebäudes auf uns zu. Ich sah sie fragend an, und sie brachte den Anflug eines Lächelns zustande.
    »Er schläft wie ein Baby«, sagte sie.
    »Gut«, sagte ich. »Meiner Erfahrung nach dürfte er erst am späten Vormittag aufwachen. Immer wenn Asmodeus auf diese Art und Weise das Kommando übernimmt, verbrennt Rafi jede Menge Energie. Wenn wir ihn jetzt in Ruhe schlafen lassen, kommt er schnell darüber hinweg.«
    Pen nickte, aber ich konnte ihrer Miene entnehmen, dass sie mir diese »Die Zeit heilt alle Wunden«-Philosophie nicht abnahm.
    »So war es noch nie«, sagte sie. »Auf diese Art hat er ihn noch nie übernommen. Asmodeus ist grausam und bösartig und ein wenig wahnsinnig, aber das …« Sie beendete den Satz mit einem Achselzucken.
    Sie hatte recht. Dieser Tobsuchtsanfall war auch für mich etwas Neues, und ich konnte nicht erkennen, was der Dämon dadurch gewinnen konnte. In der Vergangenheit hatte Asmodeus mir erklärt, dass er sich aufs Abwarten verlegt habe, da er genau wusste, dass ich früher oder später eine Möglichkeit fände, rückgängig zu machen, was ich getan hatte, und ihn und Rafi voneinander befreien könnte. Heute hingegen schien er die Geduld oder was immer Dämonen anstelle von Vernunft besitzen, verloren zu haben.
    Ich suchte nach irgendetwas Beruhigendem, das ich hätte sagen können, doch Paul kam mir zuvor, indem er seinen noch nicht zu Ende gerauchten Zigarillo zu Boden warf, ihn austrat und seine Schultern reckte und streckte wie jemand, der sich für eine sportliche Übung aufwärmt.
    »Ich muss mich von Ihnen verabschieden«, sagte er. »Ich habe bis zwei Uhr Dienst, und meine Pause ist vorbei. Ich rate Ihnen, ein wenig zu schlafen. Sie sehen beide ziemlich mitgenommen aus.« Er verabschiedete sich mit einem Kopfnicken und kehrte ins Gebäude zurück.
    »Noch einmal vielen Dank«, rief ich seinem sich entfernenden Rücken hinterher.
    »Kein Problem. Ich schicke Ihnen die Rechnung.«
    Ich wandte mich an Pen. »Für mich klingt das vernünftig«, sagte ich. »Es sei denn, du hast Lust auf eine Portion Chicken Vindaloo. Die exotischen Genüsse von East Finchley sind nur einen Steinwurf entfernt.«
    Pen schüttelte den Kopf.
    »Eigentlich wollte ich ausgehen«, sagte sie. »Mit Dylan.«
    Dylan? Oh ja, Dylan Foster – Doctor Feelgood. Ihn hatte ich irgendwie vergessen. In Wahrheit hatte ich ihn jedes Mal vergessen, wenn Pen ihn erwähnte. Ich hatte schon vor langer Zeit jeden Gedanken daran aufgegeben, aufs Neue zu entfachen, was mal zwischen uns gewesen war, aber irgendwie störte es mich noch immer, mir vorzustellen, wie sie mit jemand anderem ausging. Sie war Teil eines Dreiecks, dessen beide anderen Ecken Rafi und ich waren. Ich wusste, wie unfair es war, und ich hasste mich dafür, dass es mich störte, wenn Pen

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