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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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fragte ich und verschaffte mir ein paar weitere Sekunden. Ich vermutete, dass das Wachs an diesem Kerzendocht dicker war, als ich angenommen hatte. Ich vermutete weiter, dass Basquiat nicht angerufen hatte, um sich zu erkundigen, ob Nachrichten für sie hinterlassen worden seien, und ich vermutete, dass mein Glück sich am Ende erwartungsgemäß erschöpft hatte.
    Fanke runzelte die Stirn. »Ich glaube, Ihren toten Freund gibt es noch«, sagte er. »Aber die Details sind ein wenig abstrus. Er hatte sich in einen Raum im ersten Stock des Kinos eingeschlossen. Als meine Leute versuchten, die Tür zu öffnen …« Er hielt inne, als er mich grinsen sah. »Nun, wahrscheinlich kennen Sie seine Sicherheitsvorkehrungen bereits. Ich habe eine Anzahl wertvoller Kollegen verloren, ohne den Zombie aus seinem Loch ausräuchern zu können. Aber der Succubus war ein mehr als akzeptabler Ersatz. Sie zu engagieren, war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe, Castor. Damals dachte ich, dass ich die Dinge innerhalb der Familie halten sollte – aber es brachte so viele unerwartete Vorteile mit sich. Zurzeit jedoch halten wir den Ablauf auf, und er wurde lange genug aufgehalten. Bitte – entscheiden Sie sich.«
    Fanke sah mich erwartungsvoll an, und ich konnte in seinen Augen erkennen, dass er – im Gegensatz zu mir – überhaupt nicht hatte bluffen müssen. Er würde diese Sache durchziehen, selbst wenn es zur Folge hätte, dass ich seine Innereien mit Hilfe einiger Hohlspitzgeschosse ein wenig umarrangierte. Auf die eine oder andere Art und Weise würde die Show weitergehen.
    Indem ich Abbie, deren toter Blick mich immer noch aufspießte, zu ignorieren versuchte, nickte ich.
    »Na schön«, sagte ich. »Lassen Sie Pen gehen, geben Sie ihr fünf Minuten, um von hier wegzukommen, danach übergebe ich Ihnen die Pistole.«
    »Nein«, sagte Fanke knapp. »Sie geben mir jetzt die Pistole und vertrauen auf mein Ehrenwort, dass ihr kein Leid zugefügt wird. Keine weiteren Verzögerungen. Entscheiden Sie sich.«
    Ich wartete vergebens auf eine Explosion in den hinteren Bänken oder auf ein Hämmern des Türklopfers und den Ruf »Hier ist die Polizei!« vom Haupteingang der Kirche. Die Stille, hinter der Asmodeus’ feindselige Aufmerksamkeit lauerte wie ein unterschwelliger Infraschall, wurde nicht gestört.
    Nach einer langen Pause und gerade als Fanke Anstalten machte, etwas zu sagen – zu seinen Untergebenen, nicht zu mir, denn sein Kopf fuhr zu ihnen herum –, drehte ich die Pistole um und reichte sie ihm mit dem Griff zuerst. Er nickte, mit der Entwicklung sichtlich zufrieden, und nahm sie mir ab. Dann gab er sie weiter an einen hochgewachsenen, leichenblassen Helfer, der plötzlich hinter ihm erschien.
    »Und die Entschuldigung?«, fragte Fanke und sah mich an wie ein Schulmeister, der einem widerspenstigen Schüler gut zuredet, weil er nicht den Rohrstock benutzen will.
    »Nur wenn Sie lieb Bitte sagen«, sagte ich. »Sie wissen doch, wie man Bitte sagt, oder? Und immer schön lächeln.«
    Er schenkte mir das kälteste Lächeln, das ich je gesehen habe.
    »Grip, halte Mister Castor ständig in Schach«, sagte er, »und bring ihn zum Kreis. Jemand soll ihm lieber auch noch eine Schlinge aus Klavierdraht um den Hals legen, um zu gewährleisten, dass er auch genau dort bleibt, wohin man ihn platziert. Er sieht aus wie jemand, der sein Wort nicht halten will.«
    Die Gefolgsleute in ihren langen Mänteln drängten sich von allen Seiten heran, und viele Hände fanden mich. Ich wurde zum Rand des Kreises geschoben, den ich nun zum ersten Mal ungehindert betrachten konnte. Er war anscheinend mit dem identisch, den ich in der Quäker-Versammlungshalle gesehen hatte. Dieser allerdings war vollständig und nicht unterbrochen von zertrümmerten Fußbodenbrettern. Er war außerdem auf Stein aufgezeichnet worden – und zwar mit der Spitze einer Messerklinge anstatt mit Farbe oder Kreide. Verschiedene halb ausgeformte Rettungspläne, die mir durch den Kopf geisterten, wurden durch den Anblick entmutigt und verabschiedeten sich.
    Der Mann, den Fanke Grip genannt hatte, rammte mir die Pistolenmündung nachdrücklicher als nötig ins Kreuz und hielt sie dort, während eine andere Gestalt in langem Mantel – eine große, korpulente Frau – sorgfältig eine Schlinge aus Klavierdraht um meinen Hals legte. Dabei galt ihre Hauptsorge der Unversehrtheit ihrer eigenen Finger. Sobald die Schlinge an Ort und Stelle war, zog sie sie zu, und ich

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