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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Fangzähne in den Mundwinkeln aneinanderscheuerten.
    »Wissen Sie, welche Firma das meiste Silber auf der ganzen Welt verbraucht?«, fragte ich Zucker im Plauderton. Er gab keine Antwort. Sein heiles Bein gab unter ihm nach, und er sank zu Boden, als machte er vor mir einen Hofknicks.
    »Eastman Kodak«, sagte ich sanft. »Das ist das, was Sie die ganze Zeit eingeatmet haben.«
    Seine Augen schlossen sich, aber seine Brust pumpte heftig weiter. Möglich, dass er das Gift verarbeitete und das Ganze überstand, aber was diesen Kampf betraf, war er wohl am Ende.
    Ich ging zu Pen zurück. Dort musste ich mich wieder hinknien und gleichzeitig eine schwarze Woge abwehren, die aus dem Nichts kam und mich zu überrollen drohte. Ich befand mich noch in dieser Position und fing gerade an, dem mehrmals um Pens Handgelenke gewickelten Klebeband zu Leibe zu rücken, als Juliet aus der Kirche heraustrat. Halb rechts und halb links von ihr folgten in einigem Abstand zwei von Gwillams Männern. Sie hatten Maschinenpistolen auf sie gerichtet, machten jedoch keinerlei Anstalten, sie zu benutzen. Möglicherweise hatten sie mit angesehen, was Juliet mit Po gemacht hatte, und wenn sie es gesehen hatten, dann, so konnte man mit einiger Sicherheit annehmen, schätzten sie ihre eigenen Chancen gegen sie nicht sehr hoch ein.
    Aber in diesem Moment sah Juliet auch nicht gerade aus wie das blühende Leben. Sie hatte ebenfalls Silber eingeatmet, und es bekam ihr nicht besser als Zucker. Natürlich hatte sie im Gegensatz zu Zucker kein Metall im praktischen .45mm-Hohlspitz-Format abbekommen, daher war sie noch auf den Beinen. Aber in ihrem Gang lag ein Schwanken, das nicht ganz freiwilligen Ursprungs war, und zwischen ihren halb geöffneten Lippen waren ihre zusammengebissenen Zähne zu erkennen.
    Sie kam zu mir herüber und schaute auf Pens gefesselte Gestalt hinab.
    »Ist das ein neues Hobby?«, fragte sie mich.
    »Das finde ich gar nicht witzig«, krächzte ich mit einer Stimme so rau wie die meiner Mutter frühmorgens, als sie noch bei dreißig Zigaretten täglich war. »Ist da drin noch jemand am Leben?«
    Juliet blickte zurück zur Kirchentür, durch die Qualm in dichten, ungleichmäßigen Schüben herauswallte wie Venenblut aus einer Wunde. »Die in den Priestermänteln sind alle tot«, sagte sie. »Der Werwolf ebenfalls. Die meisten von denen –«, sie deutete mit einem Kopfnicken auf Gwillams Männer, »– haben anscheinend überlebt. Wer sind sie?«
    »Die Barmherzigen Schwestern«, sagte ich matt. »Nun, auf jeden Fall eine dieser kirchlichen Organisationen.«
    Juliet entblößte die Zähne in einem bösartigen Grinsen. Sie hatte für Religion genauso wenig übrig wie ich.
    Fußgetrappel näherte sich auf dem Pflaster, und ich hob den Kopf und sah Gwillam, flankiert von zwei weiteren Männern mit Maschinenpistolen, auf uns zukommen. Er vollführte eine Geste, die so etwas wie ein Segen hätte sein können, es aber nicht war. Es war ein Befehl an die Männer auszuschwärmen, damit sie, falls sie auf uns schießen müssten, ein möglichst weites Schussfeld hatten. Sie gehorchten schweigend, wobei die Mündungen ihrer gedrungenen, hässlich aussehenden Waffen ständig auf mich und Juliet gerichtet blieben. Letztere beobachtete das Geschehen gleichgültig. Ich hingegen, muss ich zugeben, kam mir ein wenig bedroht und ungeschützt vor.
    Gwillam selbst marschierte an uns vorbei dorthin, wo Zucker auf dem Pflaster lag. Er ging neben der Leiche, die klein und armselig und würdelos aussah wie wir alle, wenn wir tot sind, in die Hocke und legte eine Hand auf ihre Stirn. Seine Lippen bewegten sich stumm, und ich versuchte nicht, etwas von ihnen abzulesen.
    Dann erhob er sich wieder und wandte sich zu mir um.
    »Du bist kein Mensch, nicht wahr?«, fragte Gwillam, und ich begriff, dass er in Wirklichkeit mit Juliet redete.
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Und was ist mit dir?«
    Gwillams Stirn legte sich in Falten. »Nenne mir deinen Namen und deine Herkunft«, schnappte er. »In nominibus angelorum qui habent protestatem in aere atque …« Er brach ab, als Juliet in schallendes, anzügliches Gelächter ausbrach. Entweder erholte sie sich von ihrer Silbervergiftung schneller, als ich für möglich gehalten hatte, oder sie verstellte sich gekonnt. Aber das tat sie eigentlich immer.
    »Ich war schon alt, als deine Religion noch jung war, oh Mann«, murmelte sie kehlig. »Ich fürchte deinen Gott nicht, und ich komme nicht hechelnd

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