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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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halten. Als sie jedoch Saint-Denis erreicht hatten und er fragte, ob sie den Leichnam ihres Vaters noch einmal sehen wolle, sagte sie entschieden: »Nein. Er wird wohl in ein Armengrab kommen, wenn es so etwas überhaupt noch gibt.«
    Schweigend fuhren sie aufs Plateau hinauf. Bruno fragte sich, wie es sein konnte, dass eine junge Frau, die sich einen Louis-Vuitton-Koffer und teures Parfüm leistete, kein Geld hatte. Als sie in den Hof einfuhren, wechselte sie von den hochhackigen Pumps in billige Turnschuhe, die sie aus der Handtasche geholt hatte, und ging wortlos auf die Haustür zu. Bruno folgte ein wenig später, klopfte an und betrat die Küche, wo sich Mutter und Tochter in den Armen lagen. Francettes Augen waren trocken.
    »Ich hab’s ihr gesagt«, sagte sie. »Danke, dass Sie mich gebracht haben. Wir wären jetzt gern allein.«
    »Wenn Sie zum Bestatter fahren wollen oder Hilfe brauchen, rufen Sie mich an. Auf der Karte stehen meine Telefonnummern. Für die Bestattungskosten gibt es übrigens öffentliche Zuschüsse. Ich werde eine Todesanzeige ans Schwarze Brett im Bürgermeisteramt hängen müssen. Lassen Sie mich bitte wissen, wann die Beerdigung stattfinden soll«, sagte er. »Mein herzliches Beileid zu Ihrem tragischen Verlust.«
    Er wollte Francette noch fragen, wie es zu den Schwellungen in ihrem Gesicht gekommen war, wie lange sie bei ihrer Mutter auf dem Hof zu bleiben gedachte und ob es vielleicht sinnvoll wäre, ihr Weideland an andere Bauern zu verpachten. Doch all diese Fragen, fand er, konnten warten.
    Zurück im Büro, rief er den Bürgermeister zu Hause an und benachrichtigte ihn von Junots Tod. Dann schickte er Gille’ SMS mit dem Foto von Athénaïs an seine eigene Mailadresse, druckte es mehrmals farbig aus und steckte jeden Ausdruck in eine separate Klarsichthülle. Er fand auch eine Mail von Isabelle, die sie ihm über ihr Smartphone geschickt hatte. »Vermisse Dich und Balzac schon jetzt.« Er antwortete: »Wir Dich auch«, und fügte, einer plötzlichen Eingebung folgend, hinzu: »Jederzeit dankbar für Informationen über Béatrice-Amélie Constant, Managerin von Graf Vexins auberge bei Saint-Philippon.« Dann schlüpfte er in die Uniform, die er zum Wechseln im Büroschrank aufbewahrte, und machte sich wieder auf den Weg.
    Die Eingangstür zum Roten Château wurde ihm wie beim ersten Mal von dem schüchternen Dienstmädchen geöffnet. Sie bat ihn, einen Moment zu warten, nachdem er ihr mitgeteilt hatte, Madame de la Gorce sprechen zu wollen. Auf dem langen dunklen Eichentisch in der Eingangshalle stand ein Tablett mit mehreren Briefumschlägen. Zwei davon waren an Monsieur le comte de Vexin adressiert, zwei weitere an Lionel Foucher. Einer der Briefe an den Grafen kam von einem Pariser Unternehmen namens Gallotin, das Bruno irgendwie bekannt vorkam. Er blätterte in seinem Notizheft, um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, doch ehe er einen Hinweis fand, kehrte das Dienstmädchen zurück.
    »Madame de la Gorce wird Sie gleich empfangen und schlägt vor, dass Sie in der Bibliothek auf sie warten.« Das Mädchen führte ihn durch eine Flügeltür aus dunklem Holz in einen Raum mit hohen Fenstern, die auf die Flussauen hinausblickten. Zwischen den Fenstern und an allen anderen Wänden standen Regale, die vom Boden bis zur Decke reichten und mit Lederfolianten gefüllt waren. Auf der linken und rechten Seite des Raumes standen je ein großer Schreibtisch und zwei Lederstühle. Bruno ging auf ein Lesepult zu, auf dem eine große Bibel lag. Der Buchdeckel war ungewöhnlich schwer. Er bestand aus mit schwarzem Leder überzogenem Holz, und beim Umschlagen der Seiten merkte er, wie dick das Papier war. Die Drucktypen wirkten altertümlich, und die Kapitelüberschriften waren mit handkolorierten Tierzeichnungen illuminiert. Das Vorsatzblatt schmückte ein Familienstammbaum mit in wunderschöner Handschrift eingetragenen Namen und Taufdaten, die bis ins 18.   Jahrhundert zurückreichten.
    Auf einem der oberen Äste hatte Bruno die Rote Komtesse schnell gefunden. Sie war 1926 getauft worden, ihre Schwester Hélöise zwei Jahre später. Offenbar hatten sie verschiedene Mütter. Die der Komtesse war kurz nach der Niederkunft gestorben, und der Vater hatte sehr bald wieder geheiratet. Bruno notierte sich schnell die Daten und auch die Namen der Kinder. Weil er keine Zeit hatte, den ganzen Stammbaum abzuschreiben, holte er sein Handy aus der Tasche und machte Fotos.
    Beide

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