Femme Fatales
darin aufgeführten Laborwerten nicht viel anfangen. Die Fotos zeigten offenbar Milenas rechten und linken Arm. An denen jeweils kleine Verletzungen zu erkennen waren, die wie Einstiche wirkten. Doch nichts war einfacher, als einige Fotos zu verfälschen und irgendeinen Laborbericht zusammen zu stellen, von dem man annehmen musste, dass Nolde ja sowieso nicht viel damit anzufangen wusste.
Nolde nahm die Unterlagen an sich, stand auf und bat Milena auf ihn zu warten. Er wandte sich ab und verschwand im Nebenzimmer.
Er achtete darauf, dass die Tür hinter ihm wirklich verschlossen war. Dann fütterte er sein Faxgerät mit den Unterlagen aus Milenas Umschlag.
Noldes Partner Hammer brachte so einige nützliche Fertigkeiten in ihre gemeinsame Firma ein. Er sprach vier Sprachen, war Nahkampfexperte und gut vernetzt mit gewissen Beamten der verschiedenen heimischen Geheimdienste. Doch Hammers Frau Marie war auch Stationsärztin im Hospital Hotel-Dieu. Sie würde beurteilen können, was dieser Untersuchungsbericht und die Laborwerte wirklich besagten.
Es dauerte keine Minute bis sich Noldes Telefon meldete.
„Heute ist Samstag, Nolde. Lass mich in Ruhe“, blaffte Hammer in den Hörer und zwar offenbar nur halb im Spaß.
„Diese Unterlagen sind für Marie. Sie soll sich gleich daran machen und mich anrufen, sowie sie sich einen ersten Eindruck dazu verschafft hat.“
Schweigen.
„Du hast mich zum Partner gemacht, schon vergessen? Ich sollte also darüber informiert werden, wenn Du in Schwierigkeiten steckst.“
Das war ja noch die Frage, dachte Nolde. Stecke ich in Schwierigkeiten oder nicht?
„Ich hab keine Ahnung, ob es Ärger gibt, Hammer. Aber Maries Meinung zu diesen Untersuchungen würde mir helfen, genau das herauszufinden. Also sieh zu, dass sie sich sofort darüber hermacht…“
Nolde legte auf.
Er blickte zu der geschlossenen Tür und fragte sich, ob er sich nicht eben vor Hammer lächerlich gemacht hatte, indem er die Unterlagen dieser seltsamen Heiligen aus seinem Wohnzimmer derart ernst genommen hatte, sie Marie zuzufaxen. Noch dazu an einem Samstagmorgen.
„Mist“, flüsterte Nolde.
14 .
Als Marie anrief, stand Nolde neben seinem Herd in der Küche und schlug Eier in die Pfanne für ein Omelette. Milena saß währenddessen allein auf Noldes Wohnzimmercouch und tat so, als hätte sie tatsächlich Freude an dem Kaffee, den er ihr serviert hatte.
Nolde nahm das Gespräch entgegen und fragte ohne Umschweife nach den Unterlagen, die er Marie gefaxt hatte.
„Ich kann zu den Fotos nicht viel sagen“, meinte Marie. „Könnte allerdings wirklich sein, dass eine der Verletzungen – die am linken Arm – von einer Flexüle herrührt. Die andere könnte von einer Spritze stammen. Sie ist jedenfalls winzig und ich glaube kaum, dass der Kollege, sie überhaupt gefunden hätte, wäre er nicht darauf aufmerksam gemacht worden.
Die Laborwerte sind schon eindeutiger. Wer immer diese Mademoiselle Fanu ist, man hat sie nach allen Regeln der pharmazeutischen Kunst aufgepäppelt. Das hatte sie allerdings auch nötig. Denn sie muss zuvor dehydriert gewesen sein und einen heftigen Schock, wenn nicht sogar ein Trauma, erlitten haben. Jedenfalls ergibt die Kombination der Medikamente, die man ihr verabreicht hat, nur so einen medizinischen Sinn. Wahrscheinlich hat sie immer noch Konzentrationsschwierigkeiten und böse Kopfschmerzen. Halluzinieren könnte sie zwar auch, aber das halte ich eher für unwahrscheinlich.“
Nolde dachte über Maries Auskunft nach, während er durch die Küchentür zu Milena sah, die steif dort auf seiner Couch saß und still zum Fenster hinausblickte.
„Könnte der Bericht eine Fälschung sein?“
„Sicher könnte er das. Ich müsste die Frau schon selbst untersuchen, um das völlig auszuschließen. Medizinisch ergeben allerdings sowohl die Laborwerte, als auch der Bericht des Kollegen Sinn.“
„Also stimmen der Bericht und die Laborwerte überein?“
„Eindeutig. Beides absolut plausibel. Ich weiß ja nicht, was da bei Dir vorgeht. Und ehrlich gesagt will ich es ja gar nicht wissen, aber falls die Werte und der Bericht echt sind, dann ist diese Frau vor kurzem durch die Hölle gegangen, Nolde. Und das meine ich wortwörtlich. Besser Du behältst das also im Hinterkopf.“
Nolde ging wohlweislich nicht näher auf Maries Ermahnung ein.
„Schweißausbrüche und Schüttelfrost – passen die zu Deiner Analyse?“
„Ja. Und da ist noch was: Es gibt
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