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Fenster zum Zoo

Fenster zum Zoo

Titel: Fenster zum Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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den Friedhof.«
    »Ja. Da sind schon alle tot.«
    Mattis hatte Futter besorgt und stieg ein zweites Mal in die Bärenanlage. Dieses Mal gelang es ihm, den völlig erschöpften Grizzly in seine Höhle zu locken und dort einzusperren. Sein Klagen verstummte.
    Jetzt untersuchten die Spurensicherung und van Dörben das Gelände zwischen den Baumstämmen und Felsbrocken. Der Notarzt kümmerte sich um Jartmann. Muschalik sah, dass er nicht zerrissen war. Aber er sah auch Wunden an Hals, Brust und Bauch des Opfers. Der Bart war weg. Nach einer Weile trugen die beiden Bestatter die Leiche in den Zinksarg und schlossen den Deckel.
    Der Notarzt kam zu Kraft und Muschalik, zog seine Einweghandschuhe aus und sagte: »Der Tod ist schätzungsweise zwischen dreiundzwanzig Uhr und ein Uhr eingetreten. Die Verletzungen durch den Bären können ihn nicht getötet haben. Sie sind nur oberflächlich und viel zu geringfügig. Er ist erschossen worden. Er hat eine Schusswunde, links, direkt unter dem Schulterblatt.«
    »Von einer Patrone wie dieser?«, fragte Muschalik, zog die Patrone aus der Tasche seines Blousons und hielt sie in der ausgestreckten Hand.
    »Möglich. Sie steckt noch. Es könnte durchaus das gleiche Kaliber sein, das muss Ihr Ballistiker untersuchen.«
    »Woher hast du sie?«, fragte Kraft, nahm die Patrone aus Muschaliks Hand.
    »Gefunden.«
    »Ach nee und wo?«, fragte Kraft ungläubig und drehte die Patrone zwischen den Fingern hin und her.
    »Letzte Nacht auf der Riehler Straße.«
    »Was machst du nachts auf der Riehler Straße?«
    »Spazieren gehen«, antwortete Muschalik.
    »Und wo lag sie genau?«
    »Von hier aus gesehen hinter der Mauer und kurz vor der Bärenanlage.«
    »Das ist ja interessant«, beendete Kraft das Verhör viel zu früh für Muschaliks Geschmack. Wahrscheinlich war er wie gewöhnlich nur halb bei der Sache, sodass er die Brisanz einer zweiten Patrone überhaupt nicht erkannte, als wollte er alles nur schnell und problemlos hinter sich bringen.
    Muschalik zeigte van Dörben die Patrone, bevor er sie der Spurensicherung übergab.
    »Leider ist sie blank vom Regen«, sagte Muschalik, »aber ich habe irgendwie das Gefühl, als könnte sie für Ben Krämer bestimmt gewesen sein.«
    »Aber Theo hat doch nichts gefunden, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Kein Wunder, nicht wahr? Sie hat Ben Krämer glatt durchschossen und ist dann auf der anderen Seite der Mauer heruntergefallen.«
    »Wie wollen Sie das beweisen?«
    »Ist nur so eine Idee. Wenn die Ballistik feststellt, dass es sich um die gleichen Modelle handelt, wäre das ein großer Schritt voran.«
    »Aber kein Beweis.«
    »Nein. Einen Beweis werden wir wohl nie haben, außer Kraft findet einen geständigen Täter.«
    »Da hab ich so meine Zweifel«, sagte van Dörben und Muschalik wusste nicht, wie er es meinte.
    Die komplette Truppe stand schließlich zusammen. Muschalik hörte, wie der Zoodirektor Mattis mit der Versorgung des Grizzly beauftragte, bis Nelly gefunden wäre. Er sah Mattis wütend nicken und davongehen. Dann fragte Professor Nogge Kraft und van Dörben, was sie zu tun beabsichtigten.
    »Thomas Jartmann ist erschossen worden. Wir suchen also einen Mörder«, sagte Kraft.
    »Jartmann hatte ebenso wenig eine Genehmigung, den Zoo nachts zu betreten, wie Ben Krämer sie hatte«, erinnerte ihn Professor Nogge.
    »Nelly Luxem auch nicht?«
    »Doch, natürlich. Seit der Grizzly krank war und auch nachts betreut werden musste, hat sie einen Schlüssel für die beiden Eingänge und natürlich für die Höhlentür.«
    »Wir müssen auf jeden Fall erst einmal den Zoo schließen. Der gesamte Zoo ist Tatort. Wir müssen unsere Untersuchungen auch auf die nähere und weitere Umgebung der Bärenanlage ausweiten bis zur Riehler Straße.«
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte Professor Nogge besorgt.
    »Nur heute. Und was den Bären angeht«, begann Kraft, »müssen wir überlegen, ob er eingeschläfert werden sollte.«
    »Der Bär hat Jartmann nicht getötet, Olaf«, sagte Muschalik.
    »Das weiß ich auch, aber …«
    Der Zoodirektor wurde blass: »Wir haben nur diesen einen! Reicht es nicht, wenn ich ihn in seiner Höhle einsperren lasse?«
    »Der Staatsanwalt entscheidet.« Kraft zog sich aus der Affäre und blickte zu van Dörben, der abwägend den Kopf hin und her bewegte, das Gesicht verzog und schließlich sagte: »Das muss ich mir noch überlegen, wir dürfen kein Risiko eingehen.«
    Professor Nogge gab in der Zwischenzeit

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