Ferien Auf Saltkrokan
Tjorven wurde ein wenig neidisch.
»Ich möchte auch ein Kaninchen haben«, sagte sie.
»Du kannst ein Stückchen von meinem abkriegen«, sagte Pelle. »Das eine Hinterbein kannst du kriegen.«
»Wo hast du denn das ergattert?« fragte Johann eifrig. Er hätte sicher auch gern ein Kaninchen gehabt.
»An einem Ort – wo ich gewesen bin«, sagte Pelle.
Niemand außer Knutte Österman und Rulle auf Lillasken wußte etwas von ihrer Unternehmung mit dem Boot, und Pelle und Tjorven hatten klugerweise vereinbart, daß sie es vor dem Rest der Menschheit geheimhalten wollten. Wenn es auch ein schwerer Entschluß war. Auf diese Weise konnte Tjorven ja mit Teddy und Freddy nicht ihr Gespräch über geheime Hütten haben, auf das sie sich schon so sehr gefreut hatte.
Jetzt kauerte sie auf der Holzkiste in der Küche des Schreinerhauses und sah zu, wie sich die vier Geheimen um Pelles Kaninchen drängten. Pelle war völlig davon in Anspruch genommen, es vorzuführen, sonst hätte er das gefährliche Blitzen in Tjorvens Augen bemerkt und wäre vielleicht unruhig geworden.
»Hoho, jaja«, machte Tjorven plötzlich. »Haltet alles geheim!«
»Was meinst du denn damit?« fragte Teddy.
Tjorven lächelte niederträchtig.
»Seid ihr jetzt nie mehr in eurer geheimen Hütte?«
Die vier Geheimen sahen einander an – die Hütte, die hatten sie fast vergessen! Augenblicklich hatten sie mit dem Wrack draußen an der Landzunge zu tun. Wer hatte da noch Zeit, an Hütten zu denken? Johann erklärte es Tjorven.
»Dann, finde ich, könnt ihr doch verraten, wo eure Hütte ist«, sagte Tjorven.
Aber Freddy beteuerte, diese Hütte solle für alle Ewigkeit geheim bleiben, und niemand, der nicht zwölf Jahre alt und mit im geheimen Klub sei, könne jemals erfahren, wo sie war.
Tjorven nickte nachdrücklich.
»So ist's recht! Haltet nur alles geheim!«
Dann starrte sie aus dem Fenster. Es war, als sähe sie etwas in weiter, weiter Ferne.
»Es gibt viele Walderdbeeren in diesem Jahr«, sagte sie. »Ich möchte mal wissen, ob es auf Knorken auch welche gibt.«
Die vier Geheimen wechselten einen raschen Blick, und in ihre Augen trat eine gewisse Unruhe. Allerdings versuchten sie, diese auch geheimzuhalten, aber Tjorven entging sie nicht, und das genügte ihr, um mit ihrem Tag ganz zufrieden zu sein.
Pelle sah nichts anderes als sein Kaninchen. Von ihm konnte sie jetzt nichts weiter erwarten. Und außerdem war es Zeit für sie, nach Hause zu gehen.
Aber unten bei Södermans Hütte sah sie Stina. Die fuhr ihren neuen Puppenwagen spazieren. So feine Sachen hatte nur jemand, dessen Mama kalte Mamsell in Stockholm war.
Tjorven lief schnell zu ihr hin.
»Fährst du Lovisabet aus? Soll ich dir ein bißchen helfen?«
Stina strahlte sie an.
»Ja, du kannst gern mal schieben.«
Und Tjorven schob den Puppenwagen. Hin und her und auf den Anlegesteg hinaus so weit, wie sie kommen konnte. Hier nahm sie die Puppe hoch.
»Lovisabetchen, du möchtest doch sicher gern mal raus und dich ein bißchen umgucken«, sagte sie und setzte Lovisabet bequem hin mit dem Rücken gegen einen Poller.
»Nee, Lovisabetchen«, sagte Stina streng und hob die Puppe schnell wieder hoch. »Kleine Kinder dürfen nicht auf Stegen sitzen, das weißt du doch!«
Aber Tjorven beruhigte sie.
»Doch, wenn ihre Mama dabei ist. Und Tante Tjorven. Dann dürfen sie.«
Das Seltsame am Sommer ist , daß er so schnell vergeh t
Das Seltsame am Sommer ist, daß er so schnell vergeht, schrieb Malin in ihr Tagebuch.
Bevor Melchersons sich so recht besinnen konnten, war ihr erster Sommer auf Saltkrokan schon vorbei, und es war Zeit, wieder in die Stadt zurückzukehren.
»Etwas Blöderes kann ich mir wirklich nicht vorstellen«, sagte Niklas. »Weshalb müssen die Schulen mitten in den Sommerferien anfangen? Kannst du nicht an die Schulbehörde schreiben, Papa, und ihnen sagen, sie möchten diese Dummheiten doch endlich einmal lassen?«
Melcher schüttelte den Kopf. Die Schulbehörde sei eisern, sagte er, man müsse sich fügen.
Ganz kürzlich sind wir erst hergekommen, schrieb Malin ins Tagebuch, und nun sollen wir schon wieder alles verlassen. Es fällt einem schwer. Pelle muß sein Kaninchen verlassen und seine Walderdbeeren, Johann und Niklas ihre Hütten und Angelruten und Badefelsen und Wracks, Papa seinen morgenlichten Sund, seinen Kahn und sein Schreinerhaus. Und ich, was muß ich verlassen? Meine Sommerwäldchen, meine Apfelbäume und meine Pfifferlingsstellen. Meine
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