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Ferien mit Biss

Ferien mit Biss

Titel: Ferien mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Blätter, Äste und Gräser ließen sich davon nicht beeindrucken. Vielleicht verstanden sie auch kein Vampwanisch.
    Silvania sah wieder nach vorne und – »AAAaaahh hHHHAAAaaahhhHHHAAAaaahhhHHHAAAaa ahhhHHH!«, schrie sie.
    Das Letzte, was sie sah, war eine Art Zelt, das vollkommen von Zweigen, Ästen, Moos und Laub bedeckt war. Dann wurde es stockdunkel.
    WUSCH!
    Silvania raste mit 30 Kilometer pro Stunde in das Zelt.
    KNAUTSCH!
    Silvania stieß an die hintere Zeltwand.
    SCHNIPP! SCHNAPP! SCHNUPP! SCHNEPP!
    Die Zeltschnüre rissen.
    ROMMS!
    Silvania flog mitsamt dem Zelt weiter. Sie sah aus wie ein Karnevalsbesucher, der sich als Waldgespenst verkleidet hatte. Oder als fliegendes Zelt. Was sehr originell wäre.
    Sie eierte nach rechts. »POOOMPFE!« (Das hieß ›Hilfe‹!)
    Sie eierte nach links. Zwei Zentimeter an einem Busch vorbei.
    Sie eierte nach oben. Beinahe spießte sie Bogdan mit einer Zeltstange auf.
    Sie eierte nach unten. Und verfehlte knapp einen Baumstumpf.
    Sie eierte geradeaus. Direkt auf einen Baumstamm zu. Hätte Silvania den Baumstamm gesehen, hätte sie noch bremsen können. Oder ausweichen. Doch alles, was Silvania sah, war Zelt. Sie knallte vor den Baumstamm. »AIJ!« (Das hieß ›Autsch‹.)
    Bogdan war als Erster zur Stelle. Er pellte Silvania aus dem Zelt. Sie lag stöhnend vor dem Baumstamm. Dann setzte er sich neben sie ins Laub, legte einen Arm um sie und spuckte ihr dreimal mit so viel Speichel, wie er nur aufbringen konnte, auf den Kopf. Genau auf die Stelle, mit der Silvania an den Baumstamm gestoßen war.
    Daka kam aus den Baumkronen hinabgestürzt. Sie hockte sich neben ihre Schwester und tätschelte ihre Hand. Dann machte sie Kaubewegungen, um Speichel im Mund anzusammeln. Sie wollte gerade kräftig auf Silvanias Beule spucken, als ihre Schwester abwinkte.
    »Datiboi, Daka. Bogdan hat mich schon bespuckt. Das reicht für drei Beulen.«
    Bogdan lächelte Silvania zu. Er freute sich, dass er Silvania so gut Erste Hilfe geleistet hatte. Unter Vampiren war es ein alter Brauch, bei Schmerzen schnell auf die betroffene Stelle zu spucken. Die heilende Wirkung war bis jetzt medizinisch noch nicht nachgewiesen. Auf jeden Fall lenkte es vom Schmerz ab.
    Enttäuscht schluckte Daka den Speichel herunter. »Hast du dir auch nichts gebrochen oder so?«
    Silvania hob den linken Arm. Den rechten Arm. Das linke Bein und das rechte Bein. Dann wackelte sie mit dem Popo und rollte die Hüften. »Nein. Alles in Ordnung. Mir ist nur ein bisschen schwindlig. Es roch so seltsam im Zelt.«
    »Nach Luftmatratze?«, fragte Daka.
    »Oder Imprägnierspray?«, fragte Bogdan.
    Silvania schüttelte langsam den Kopf. »Es war eine ganz komische Mischung aus Knoblauch, alten Putzlappen, Stachelschwein und ... und noch einem Geruch, den ich von irgendwoher kenne.« Silvania wackelte mit den Nasenflügeln. Doch ihr fiel nicht ein, woher sie den Geruch kannte. Es hatte irgendetwas mit Deutschland zu tun. Vielleicht war es ein Geruch, den sie aus der Schule kannte? Oder aus der Reihenhaussiedlung? Sie wusste es nicht.
    »Was machen wir mit dem Zelt?«, fragte Bogdan.
    »Wir haben jetzt keine Zeit, es wieder aufzubauen«, meinte Daka. »Wir müssen Helene finden.«
    »Daka hat recht«, sagte Silvania. »Ich weiß, was wir machen.«
    Silvania, Daka und Bogdan schafften das Zelt schnell zurück zu der Stelle, wo es gestanden hatte. Silvania holte einen Block und einen Kugelschreiber aus der Zeltinnentasche und schrieb: Entschuldigung. Wir haben das Zelt umgeflogen. Haben leider keine Zeit zum Aufbauen. Sollte was kaputt sein, bitte wenden an: Vlad Tepes, Bistrien, Budnyk gurond 352. Azdio! PS: Sie müssten mal lüften.
    Silvania steckte den Zettel auf die Zeltstange. Dann hob sie mit Daka und Bogdan sofort wieder vom Erdboden ab. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Sie hatten eine Freundin zu retten.

Ohrenkuscheln
    S chweigend verließen sie die geheime Grotte. Murdo half Helene beim Hinausklettern aus dem engen Loch. Er hielt ihr seine blasse, kalte Hand entgegen. Helene griff danach. Seine langen Finger schlossen sich um ihre Hand wie die Tentakel eines Tintenfischs. Dann gingen sie durch den Wald. Hand in Hand.
    Helene fröstelte vor Kälte, Wonne und Anspannung. Murdo redete nicht viel. Doch seit Helene am Treffpunkt im Wald erschienen war, verschlang er sie mit den orangefarbenen Augen.
    »Hat es dir gefallen?«, fragte Murdo. Seine Stimme war ruhig und klang, als käme sie aus den Tiefen der Erde.
    Helene

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