Fesseln der Leidenschaft
Verlobter.«
»Nein, Lord Guy schickt niemanden. Es spielt zwar jetzt keine Rolle mehr, aber mein Vater versicherte ihm vor seinem Tod, die Sache sei geregelt, obwohl das nicht stimmte.«
Walter furchte nun die Stirn. Er verstand die Zusammenhänge immer noch nicht. »Aber Shefford mußte einen Namen wissen, um seinen Segen zu geben und einen Vertrag auszuhandeln, da Ihr Vater dazu nicht mehr in der Lage war. Wie können Sie also behaupten, Sie hätten keinen Verlobten, und gleichzeitig, Sie würden in einigen Tagen heiraten?«
Reina haßte es, das Undenkbare zuzugeben, daß ihr Vater ihr freie Hand gelassen hatte. Fitz Hugh hatte ihre Auskunft nicht zerpflückt – warum konnte sein Freund keine Ruhe geben?
»Was bedeuten schon das Wie und das Warum, Sir Walter? Die Tatsache bleibt bestehen, daß Sie mich wegschleppen … «
»Warten Sie! Wenn Sie keinen Verlobten haben, dann haben Sie auch keinen Vertrag. Und nachdem Shefford nicht hier ist, wer soll dann den Vertrag für Sie abschließen?«
Reina zischte. »Ich selbst! Und ehe Sie darüber jammern und wehklagen, sollen Sie erfahren, daß das der Wunsch meines Vaters war. Er überließ mir die Wahl zwischen zwei Männern, die er schätzte, doch er starb, ehe er wußte, wen ich vorzog. Indem er Lord Guy mitteilte, die Angelegenheit sei geregelt, stellte er sicher, daß ich einen dieser beiden Männer bekommen würde. Er konnte nicht ahnen, daß es so schwierig sein würde, die Kandidaten zu erreichen und zu informieren, oder daß die Nachricht seines Todes sich so schnell verbreiten würde, daß andere Männer in Versuchung kämen, mich zu rauben.«
Walter sah sie ungläubig an. »Das alles kann doch nicht wahr sein, Demoiselle.«
»Unter den waltenden Umständen sehr wohl. Sie vergessen, daß Lord Guy glaubt, mein Vater habe bereits einen Vertrag abgeschlossen, und auf dieser Grundlage gab er mir die Heiratserlaubnis. Lord Guys Kastellan, Sir Henry, wollte zur Hochzeit kommen und die Reverenz meines Mannes entgegennehmen sowie Kopien des Heiratsvertrages. Mehr ist nicht nötig, um die Angelegenheit zu legalisieren und spätere Folgen auszuschließen.«
»Nein, ich habe den Eindruck, daß auch Ihr Wille nötig ist, um spätere Folgen auszuschließen. Doch Rothwell will Sie haben. Wie wird das Endergebnis aussehen?«
»Erzwungene Ehen sind mir nicht geläufig, Sir Walter, deshalb weiß ich nicht, welche Antwort Sie von mir erwarten. Falls dieser Rothwell mich nicht tötet, ehe Lord Guy zurückkehrt, werde ich dafür sorgen, daß die Entführung bekannt wird. Was dann geschieht, ist eine Sache zwischen Männern. Doch ich kann Ihnen versichern, daß Lord Guy mich liebt, wie er auch meinen Vater geliebt hat. Es wird einen Krieg um mich geben, ob aus der Verbindung Nachkommen hervorgehen oder nicht. Aber das ist nicht Ihre Sorge, oder?« fügte sie voller Groll hinzu. »Soviel ich verstanden habe, ist es Ihre Aufgabe, mich nur bei Rothwell abzuliefern.«
»Wenn Sie nun aber gewillt wären, Rothwell zu heiraten?«
»Wer sollte dann wissen, daß er nicht der Mann ist, den mein Vater für mich ausgesucht hat?«
»Bei Gott, Lady, Sie sind verrückt, mir das zu erzählen! Wenn ich das Rothwell berichten würde, hätte er Grund, Sie vor Sheffords Rückkehr zu töten!«
»Dann müßte er auch diejenigen umbringen, die die Wahrheit wissen – und das würde bedeuten, jeden in Clydon zu ermorden, denn ich würde eher unter Folter sterben, als ihm einen Namen zu verraten. Lord Guy wird erfahren, ob man mich gezwungen hat oder nicht, und das können Sie Rothwell sagen, falls sie ihm etwas sagen. Nun sind Sie dran, Fragen zu beantworten, Sir Walter.«
Er stimmte zu. »Ja, fair ist fair.«
»Dann sagen Sie mir, ob eine Chance besteht, daß ich Rothwell ohne Nötigung heiraten würde. Offenbar fehlt es ihm an Ehre, doch gibt es etwas an ihm, das man empfehlen könnte?«
»Wollen Sie die Wahrheit hören, Demoiselle?«
»Das wäre hilfreich«, meinte sie trocken.
»Was seinen Charakter betrifft, so ist da nichts zu empfehlen. Doch davon abgesehen kommt es darauf an, was Sie für wichtig halten. Er ist ziemlich reich, wenn Ihnen das etwas bedeutet. Er ist ein großer Herr mit vielen Vasallen, aufgrund seiner zahlreichen Ehen, wenn Ihnen das wichtig ist. Daß keiner seiner Leute ihn mag oder respektiert, liegt an seinem Benehmen, das jeden beleidigt und abstößt. Falls Sie sich Kinder wünschen – von ihm werden Sie keine bekommen, sondern Sie werden warten müssen,
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