Fesseln der Leidenschaft
noch, die ein schwaches Licht verbreitete. Die junge Frau stellte den Korb mit den Medikamenten auf den Boden und entledigte sich schnell ihres Umhangs.
Ranulf schlief weiter. Es paßte ihr nicht, daß er die Bettvorhänge offengelassen hatte. Das kleinste Geräusch konnte ihn wecken. Erfreulicherweise hatte er einen gesunden Schlaf.
Es war eine Erleichterung gewesen, daß man sie in das Dorf zurückgerufen hatte, obwohl der Grund hierfür kein erfreulicher gewesen war. Die Schwester des Bäckers war gestürzt, und es drohte ihr eine Fehlgeburt. Reina hatte die halbe Nacht gearbeitet und jedes erdenkliche Mittel angewandt, und es war ihr gelungen, die Gefahr eines Aborts zu bannen. Wenn die Frau für eine Weile das Bett hütete, bis die Lage des Babys sich stabilisiert hatte, würde sie das Kind austragen können.
Reina war froh gewesen, in dieser Nacht dem Ehebett zu entkommen, wenigstens so lange, bis Ranulf schlief. Sie konnte es nicht fassen, was sie ihrem Mann bei ihrem letzten Gespräch verraten hatte. Sie stellte sich vor, wie das in seinen Ohren geklungen haben mußte, und war entsetzt. Es wunderte sie nur, daß er ihr nicht direkt ins Gesicht gelacht hatte. Er mußte nun denken, daß sie ihn begehrte, oder zumindest, daß sie die Lust begehrte, die er ihr verschaffen konnte, was noch schlimmer war. Männer zweifelten niemals an ihrer eigenen Tüchtigkeit, also – was sollte er sonst denken? Gewiß nicht, daß sie, Reina, an seiner Technik der schnellen Erledigung etwas auszusetzen hatte. Oh, sie verfluchte ihr loses Mundwerk!
Sie riß die Truhe auf und zuckte bei dem Quietschlaut des Scharniers zusammen. Hinter ihr bewegten sich die Bettücher, und Reina zerrte an ihrer Bluse, ohne auf die zarten Spitzen zu achten. Nachlässig warf sie das Kleidungsstück und den Umhang in den Schrank. Sie erwog, sich ein eigenes Nachtlager herzurichten. Sie erwog auch, einfach auf dem Boden zu schlafen. Sie wollte nicht, daß Ranulf aufwachte – um keinen Preis. Doch was sollte sie als Entschuldigung anführen, wenn er sie morgens auf dem Fußboden entdeckte?
Ihr Leibchen saß eng und mußte aufgeschnürt werden. Sie zog in dem dämmrigen Licht an den Bändern und erstarrte im nächsten Moment, als Ranulfs Stimme erklang.
»Kommen Sie her, Reina.«
Sie brachte kaum einen Ton heraus. »In … in ein paar Sekunden … «
»Kommen Sie gleich.«
Der Befehl teilte sich Reinas Beinen mit, und ihre Füße bewegten sich auf das Bett zu. Sie konnte nur hoffen, daß Ranulf nicht hellwach war, daß er sich ihrer heilen Heimkehr vergewissern wollte und wieder einschlafen würde.
Sie blieb knapp vor dem Bett stehen. »Ja?«
Sie sah nicht einmal, wie sich Ranulfs Hand rührte. Im nächsten Moment wurde sie an seine Seite gezogen. Er zerriß ihr Leibchen.
»Was … was machen Sie?« stieß sie hervor. Es war zu spät, denn nun zerfetzte er auch ihr Unterhemd.
»Das, was Sie wollten«, antwortete er in ganz vernünftigem Ton. »Sie sagten, wir sollten beide nackt sein. Ich bin es bereits. Sie haben zu lange gebraucht, um sich in diesen Zustand zu versetzen.«
»Und das gibt Ihnen das Recht, meine … «
Ihre wütenden Worte wurden unterbrochen. Sie war erstaunt, daß sie überhaupt soviel hatte sagen können. Er hatte sie nicht für eine Unterhaltung zu sich gerufen. Sein Mund glitt mit einer wilden Besitzgier über ihren, dann folgte sein Körper mit der gleichen Glut.
Und doch war es diesmal anders. Seine Stöße wirkten nicht so schnell und gewalttätig. In seinen Bewegungen war eine gewisse Verhaltenheit, eine berauschende Schwingung, die tief in Reinas Innerem einen Strudel köstlicher Erregung bewirkte. Und Ranulfs Lippen konzentrierten sich nicht nur auf ihren Mund. Sie strichen über ihr Gesicht und schließlich über ihr Ohr. Dieses intensive, angenehme Gefühl schickte einen Ruck durch ihren Körper, so daß sie sich unter Ranulf aufbäumte und ihn noch tiefer in sich aufnahm. Das beendete seine Stöße sehr effektvoll.
Reina öffnete die Augen, als sie sein Keuchen vernahm. Sie hätte weinen mögen. Noch nicht … aber er war fertig und sah mit höchster Befriedigung auf sie nieder. Das allein weckte in ihr den Wunsch, ihn umzubringen. Er hatte sie diesmal näher als je zuvor an jenen Punkt gebracht, der ihn aufstöhnen ließ. Sie blieb mit einer schmerzenden Frustration zurück, die an ihren Eingeweiden nagte. Ihre Nervenenden waren wund, ihr ganzes Wesen kochte vor Zorn.
Er rollte sich mit einem Seufzer auf
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