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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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quiekend heraus, als Ranulf sich bückte, um einzutreten.
    »Wenn Sie geschäftlich hier sind, schließen Sie die Tür, wenn nicht, brauchen wir das Licht.«
    Ranulf benötigte einen Moment, um die Stimme zu lokalisieren, denn die Tür bedeutete die einzige Lichtquelle, und das Haus war größer, als es von außen wirkte. Die Rote Alma wechselte die Leintücher auf einem stabil aussehenden Bett, das an der Wand auf der einen Seite des Raumes stand. Auf der anderen Seite war eine Kuh festgebunden, die gemächlich das Grünzeug kaute, das den plattgetretenen Erdboden bedeckte. Bescheidener Luxus war reichlich vorhanden, feines Leinen und Vorhänge am Bett, Töpferware hing an den Wänden, auch Messinggefäße; es gab Bienenwachskerzen statt des beißend riechenden Talges, und aus einem Topf, der auf einem offenen Herd in der Mitte des Raumes stand, stieg der Duft brutzelnden Wildbrets – Wildbret, das am letzten Abend in der Halle serviert worden war und seinen Weg hierher gefunden hatte, als Bezahlung geleisteter Dienste.
    Ranulf schloß die Tür nicht. Die Rote Alma hatte ihn hereinkommen hören, aber noch nicht gesehen, wer er war. Nun siegte ihre Neugier, und sie drehte sich um. Da das Licht hinter seinem Rücken hereinfiel, konnte sie sein Gesicht nicht erkennen, aber seine Größe verriet ihn. Die Frau erbleichte voller Entsetzen.
    »Gott hilf mir, nicht Sie!« stieß sie hervor und wurde noch blasser. »Oh, ich meine … bitte, mein Herr … Die
    Lady war gut zu mir. Sie schimpft selten, sie bringt mir Salben, sie … «
    »Warum erwähnst du Sie?«
    »Weil … Sie wird mich hassen, wenn sie erfährt, daß Sie mich besucht haben.«
    »Warum?« Als sie ihn nur anstarrte, brummte Ranulf. »Nein, deswegen bin ich nicht gekommen, und sie wird keinen Grund haben, etwas Falsches zu glauben.«
    Das erschreckte die Frau noch mehr. Sie stolperte zu einem rohen Holztisch und ließ sich auf die Bank daneben fallen. Ihre Knöchel traten weiß hervor, als sie sich an die Tischkante klammerte.
    »Sie wollen mich hinauswerfen?«
    »Was?« Er furchte die Stirn und sagte dann: »Sei nicht einfältig, Mädchen. Deine Dienste sind ebenso wichtig wie die jedes anderen Leibeigenen. Ich will einen Rat von dir.«
    »Rat?« wiederholte sie dümmlich.
    »Ja.« Er stopfte seine Panzerhandschuhe in den Hosenbund und kam näher. Lady Ella sprang auf den Tisch. »Um deutlicher zu sein: dein Wissen, was Frauen betrifft, interessiert mich.«
    Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, das immer strahlender wurde. »Natürlich! Alles, mein Herr, alles, was ich Ihnen sagen kann, sollen Sie wissen. Sie brauchen nur zu fragen.«
    »Wie kann ich meiner Frau Vergnügen bereiten, ohne ihr weh zu tun?«
    Er setzte sich auf die Bank neben sie. Lady Ella kam sofort her, um gestreichelt zu werden. Er merkte nicht, wie ihn die Rote Alma mit runden, erstaunten Augen musterte.
    »Sie haben ihr weg getan?«
    »Noch nicht – wenigstens glaube ich das. Aber wenn ich sie berühre, wie ich es gern möchte, fürchte ich, es zu tun. Seit ich ihr begegnet bin, scheine ich alle Kontrolle über meine Leidenschaft verloren zu haben.« »Warum denken Sie, daß Sie sie verletzen könnten?«
    Er hielt seine Hände hoch und betrachtete sie finster. »Wie sollte ich etwas anderes denken – bei diesen Pranken? Sie sind an große, stramme Weiber gewöhnt, die vor einer zu groben Liebkosung nicht zurückschrecken. Wie sollen sie mit einer Frau umgehen, die so winzig und zart wie meine Lady ist?«
    Bei dieser Frage krachten die besagten Hände auf den Tisch, daß die Katze erschrocken auf Ranulfs Schulter sprang. Die Rote Alma schaute auf seine Hände, wie sie die Katze streichelten.
    »Die Katze gehört Ihnen, mein Herr?« fragte sie nachdenklich.
    »Ja.«
    »Ich sehe, daß Sie das Tier mögen. Ich hatte selbst einmal einen Kater, den ich sehr liebte. Manchmal spürte ich das Bedürfnis, ihn aus lauter Liebe zu drücken. Geht es Ihnen auch ab und zu so?«
    Er lächelte und kraulte das Tier hinter den spitzen Ohren. »Ja, oft.«
    »Aber Sie geben dem Wunsch nicht nach?«
    »Natürlich nicht. Ich würde die Katze töten.«
    »Oder zumindest sie schlimm verletzen.«
    Er furchte wieder die Stirn. »Was hat das mit meiner Frage zu tun?«
    »Wenn Sie mit einer Katze sanft umgehen können, weil Sie wissen, daß Sie dem Tier sonst weh täten – meinen Sie nicht, daß es bei Ihrer Frau genauso ist?«
    »Du vergleichst meine Frau mit einer Katze?«
    »Nein, durchaus

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