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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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gelang, den Bolzen aus dem Fleisch zu ziehen.
    »Habt Ihr eine Ahnung, wie Spitzwegerich und Kamille aussehen?«, fragte sie den Soldaten.
    »Ja, meine Mutter kannte sich ein wenig mit Kräutern aus und hängte sie als Sträuße an unser Küchenfenster.«
    »Dann besorgt mir bitte von beidem etwas, ich brauche die Kräuter für einen Wundsud.«
    St. James nickte und wollte sich schon umwenden, als Aimee ihm zurief: »Bringt mir noch ein wenig Wiesenknopf mit, er wächst gleich neben dem Turm. Damit werde ich die Blutung stillen.«
    Der Baron regte sich bereits wieder. In seinem Dämmer rief er erneut Aimees Namen.
    Die Schäferin lächelte kurz, dann stiegen Tränen in ihr auf, die sie sich hastig unter den Lidern wegrieb. Die Sorge war wie ein Paar Hände, das ihr die Kehle zudrückte.
    Ich muss ihn retten, sagte sie sich im Stillen. Es geht nicht anders, es muss mir gelingen. Ansonsten könnte ich mir gleich das Herz aus dem Leib reißen, weil ich es nicht ertragen könnte, ohne ihn zu sein.
    Da das Blut heftig hervorsickerte, wandte sie sich nach dem Messer um, das in der Glut lag, und presste die glühende Spitze auf die Wunde.
    Der Baron stöhnte leise auf, und sein Kopf fiel erneut zur Seite. Der Geruch nach verbranntem Fleisch erfüllte den Raum, aber der Blutstrom ließ ein wenig nach. Vorerst, dessen war sich Aimee bewusst, als sie einen Leinenlappen holte und ihn fest auf die Wunde presste.
    Die nachfolgenden Augenblicke verrannen zäh unter ihren panischen Herzschlägen. Noch immer meinte sie, jemand würde ihr die Luft abdrücken, und nur schwerlich konnte sie gegen die Tränen ankämpfen, die in ihr aufstiegen, sobald sie den Baron ansah.
    »Bitte, Mylord, haltet durch. Bleibt am Leben«, flehte sie immer wieder, während sie ein Tuch auf die Wunde presste, damit er nicht allzu viel Blut verlor.
    Irgendwann polterte St. James die Treppe hinauf, in der Hand allerlei Grünzeug, von dem Aimee auf den ersten Blick erkannte, das der Soldat in seiner Hast noch einige weitere Kräuter als die, die sie ihm genannt hatte, aus der Erde gerissen und alles wild durcheinandergemischt hatte.
    »Legt die Pflanzen auf den Tisch und drückt das Leinen auf die Wunde«, wies sie ihn an, dann atmete sie tief durch und machte sich an die Arbeit.
    St. James und Aimee tauschten nun die Plätze, und während der Soldat ihrer Anweisung Folge leistete, sortierte sie die Pflanzen. Nachdem sie gefunden hatte, was sie brauchte, band sie die Kräuter zu Sträußen zusammen und verteilte sie auf verschiedene Schalen. Dann goss sie Wasser hinzu und ließ alles eine Weile ziehen.
    »Was glaubt Ihr, Nicolas, war Gift auf dem Bolzen?«, fragte Aimee, als sie wieder neben den Baron trat.
    Sie reichte dem Soldaten das blutbeschmierte Geschoss, das neben einer überaus scharfen Spitze tatsächlich auch zahlreiche Widerhaken hatte, die das Gebilde auf den ersten Blick wie eine stählerne Fischgräte aussehen ließen.
    St. James drehte das Metallstück in der freien Hand. »Das kann man schlecht sagen«, entgegnete er. »Es wäre möglich, aber ein Geschoss dieser Art ist auch so tödlich, wenn es richtig trifft.«
    »Es sieht aus, als wäre es zum Jagen von Bären gemacht«, fügte sie hinzu, worauf der Soldat schwach lächelte.
    »Sicher kann man damit einen Bären erlegen, aber dieser Bolzen wurde für das Kriegshandwerk geschmiedet. Ich habe so etwas schon mal gesehen, damals, als Woodward die Baronie Ravencroft angreifen wollte.«
    »Dann hat also Woodward den Attentäter geschickt?«
    »Möglich wäre es.« Der Soldat schwieg eine Weile, dann deutete er auf den Bolzen. »Was das Gift angeht, so können wir annehmen, dass der Attentäter darauf verzichtet hat. Der Bolzen hat keine Giftzüge. Wahrscheinlich hat sich der Mann, der ihn abgefeuert hat, auf seine Schießkünste verlassen.«
    Aimee nickte und konnte nur schwerlich gegen die Tränen ankommen, die in ihr aufstiegen. Vielleicht hätte ich damals schweigen sollen?, ging es ihr durch den Sinn. Wenn ich mit Woodward nicht aneinandergeraten wäre …
    »Du wirst es schaffen, nicht wahr?«, riss St. James sie aus ihren Gedanken. »So wie du das Leben der Herrin gerettet hast.«
    Aimee nickte und blickte auf den Baron hinab.
    Obwohl er noch immer reglos vor ihnen lag, bewegte sich seine Brust unter regelmäßigen Atemzügen.
    »Ich werde tun, was in meiner Macht steht.«
    Die Schäferin hielt inne, wandte sich um und nahm den Verband von der Wunde. Die Blutung hatte tatsächlich

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